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nächsten Verwandten bekleideten hohe und
einflußreiche Würden und ihr Beispiel
wirkte mächtig auf den jungen Mann, der
seinen Ahnen nacheifern und ihrer würdig
werden wollte. Georg besuchte das
Gymnasium zu Raab, hörte die höheren
Studien an der Hochschule zu Pefth, an
welcher damals Männer wie Kelemen,
Mitterpacher, Szucs. Tomcsa«
nyi u. A, wirkten. Die Classiker und die
Redner des englischen Volkes, wie Pitt .
Fox. Burke, Sheridan bildeten
neben seinen Berufsstudien seine Lieblings-
beschäftigung und aus letzterer schöpfte
er neben großen Ideen auch Nahrung für
den Unmuth gegen die beschämende Will-
kür des ersten Napoleoniden. der damals
den europaischen Continent unter seine
Zuchtruthe gebeugt hatie. Nach vollen-
deten Studien trat M. bei der k. Curie
in die Praxis und wählte dann die Co.
miiats-Laufbahn als jene. welche eben seit
jeher die Vorhalle zu allen constitutionellen
Aemtern und Würden und die Bildungs»
schule der Staatsmänner jeder Claffe und
jedes Ranges gewesen ist. So war er denn
in den Jahren 1809 und 1810 Vice- und
Obernotar und seit 1847 — in einem
Alter von 23 Jahren — erster Vice-
gespan, und handhabte daS wichtige und
nahezu unbesoldete Amt mit Energie,
Verdienst und Erfolg. Im Jahre 1809
machte er als Notar zu Preßburg die Pe-
riode der französischen Invasion mit und
war Mitglied der Alimentations-Comis»
fion für die Preßburg damals besetzt hal-
tenden französischen Truppen. Als Vice-
gespan wurde M. im Jahre 1819 dem
königlichen Commiffär Anton Grafen
Cziräkt) ^Bd. I I I , S. 111) in der Ei-
genfchaft eines Untercommiffärs beigege.
ben und nach Siebenbürgen entsendet,
um die ungeordneten Verhältnisse zwischen
den dortigm Grundherren und herrschaft- lichen Unterthanen näher zu untersuchen
und zweckmäßige Vorschläge bezüglich
ihrer wünschenswerthen Regulirung zu
machen. Im Jahre 1811 wählten ihn
die Preßburger Stände zum Landtags«
Deputirten und in dieserStellung bewährte
M- seine classischen Studien, seine wissen-
schaftlichen Kenntnisse und jenen staats»
männischen Blick, der später in wichtigen
Fallen und in kritischen, ja verhängniß-
vollen Momenten die Sachlage rasch durch-
schaute und demselben die Ergreifung
zweckentsprechender Maßregeln folgen ließ.
Im Jahre 1821 wurde M. zum Statt»
Haltereirathe ernannt, im Jahre 1.822
Protonotar der kön. Tafel, bald darauf
Hofrath in der k. ungar. Hofkanzlei und
Ende des Jahres 1823 königlicher Per-
sonal. mit welcher Würde daS Präsidium
der Standetafel verbunden ist; M. beklei-
dete es im Laufe eines wichtigen aber
stürmischen Landtages. Die Acten dieses
denkwürdigen Landtages sind bleibende
Beweise seiner staatsmännischen
Weisheit,
seines Geschickes und Tactes im Präsi-
diren, womit er die damaligen heftigen
mit Vorwürfen, Klagen und Forderungen
ohne Maß und Ziel überschwemmten De>
batten zu mäßigen, die Leidenschaften zu
beruhigen, die im Recht begründeten Re-
gierungsabsichten zu unterstützen, mit
einem Worte, die Berathungen durch so
viele Klippen und Untiefen an's Ziel zu
führen wußte. Die auf dem1828gerLand-
tage gebrachten wichtigen, die Verfassung
sicherstellenden Gesetze, ferner die auf deren
Geheiß ausgearbeiteten Regnicolar»De-
pulations-Operate, welche bald unter sei»
nem Vorsitze, bald unter feiner wesent»
lichen Betheiligung zu Stande kamen,
bilden einen schönen Bestandtheil seiner
Verdienste und seines Ruhmes. Nach Be.
endigung deS Landtages wurde M. von
Se. Majestät dem Kaiser Franz durch
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon