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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Volume 16
Page - 300 -
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Page - 300 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Volume 16

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DaMH 300 MMth zur Charakteristik des ungarischen Landtages" (Pesth l867. Wilhelm Lauffer. gr. 8«.). welche manche trefflich gezeichnete Silhouette unga- rischer LandtagsmĂ€nner enthalten, entwerfen von Maj lĂ€ th folgenden Umriß: „Etwas unter der MittelgrĂ¶ĂŸe, ist Georg Maj lĂ€ th von robustem, krĂ€ftigem Körperbau. Auf kurzem Halse sitzt ein gewaltiger Kopf mit harter Stirne, krausem Haar, kurz geschnittenem Rundbart: Das runde Gesicht ist sonnnen» gebrĂ€unt, mit ungarisch »tatarischen starken Packenknochrn und geschlossenen Lippen. Dieß Gesicht ist selten freundlich und hat vielmehr etwas Herbes — mit dem Ausdrucke starker Energie. Er hat dunkle, gedanken« und seelen» volle Äugen, welche aufflammen, wenn er warm wird. Sein Aeußeres ist leichter zu be« schreiben, als sein Inneres. Er besitzt weniger Eitelkeit als irgend ein Staatsmann. Mit seinen Ideen zu brilliren, sie einem Anderen einzureden, ist nicht seine Gewohnheit. So wie es Riesentenore gibt. deren Stimme erst recht zum Vorschein kommt, wenn sie schon eine gute Weile gesungen, wo ein Anderer bereits heiser geworden, so kann Maj lĂ€ th eine halbe Stunde mit dir sprechen, d. h. dich reden lassen, wenn du zu reden weißt, und erst, wenn du in Verzweiflung gerathen, wie du den Monolog fortfĂŒhren sollst, beginnt er zu sprechen. Endlich ist er warm geworden und beginnt sein Geist Funken zu sprĂŒhen. Wenn er aber nichts UeberflĂŒĂŸiges sagt, so mackt er auch krine leeren Versprechungen und schmiedet keine PlĂ€ne, von denen vor» auszusagen, daß sie Seifenblasen. In dem. was er sagt. ist klarer Verstand, gesundes Urtheil und eine gewisse PositivitĂ€t. Es ist nicht seine Gewohnheit, zu loben. I n der Kritik ist er stark. Im Starrsinn nimmt er es mit Guizot auf. Diese Mischung von Eigenschaften tritt auch in ihm als Redner hervor. MajlĂ€th's markige und mĂ€nnliche Beredsamkeit ist, wenn auch keine lapidare, doch ohne ĂŒberflĂŒssiges Schnörkelwerk, sie ist nicht faltenreich, aber compact — nicht Fili- granarbeit, sondern ein eherner Guß. Phra« sen gebraucht er selten, geschieht es aber. so sind es gesunde und treffende. Manchmal lĂ€ĂŸt er auch einen Witz los und begleitet ihn mit einem herben LĂ€cheln. Es liegt darin etwas Hohn und Verachtung der gegnerischen Meinung, zwar diplomatisch verhĂŒllt, aber doch herauszufĂŒhlen. Er provocirt nicht, for« dert man ihn aber heraus, so stellt er seinen Mann. Er ist stark in der Improvisation, obwohl kein rascher Denker; er gehört viel- mehr zu jenen Geistern, die man aufstacheln, durch Widerspruch reizen muß, damit sie zu voller ThĂ€tigkeit erwachen und alle ihre FĂ€higkeiten entfalten. Dann gerĂ€th er in Feuer, bringt in Feuer und ĂŒberzeugt oder besiegt vielmehr. Aus Allem, was er sagt, ist zu entnehmen, daß seine Bildung und Bele< senheit mehr eine classische und solide, als eine moderne oberflĂ€chliche. M. pflegt nicht, wie Metternich in seinen alten Tagen ge< than, vor aller Welt seine Gedanken und PlĂ€ne weitlĂ€ufig auszukramen und darzu- legen, was er denkt, wollte oder noch will. Maj lĂ€ th ist eine Sphinx und gibt in dieser Hinsicht der Sphinr an der Seine nicht viel nach. und es ist in der That amĂŒsant, wenn Journalisten und solche, die keine Iourna. listen, sondern politisirende Geschöpfe einer höheren Gattung sind, es versuchen, von Sr. Ercellenz etwas herauszulocken. Manche su» chen sich diesem Ziele in weitem Bogen zu nĂ€hern. „Man spricht, oder die heutigen Blat« ter schreiben, daß die Regierung — oder Ercellenz dieß oder jenes beabsichtigt. . .", „So", antwortet Se. Ercellenz, aber dieses langgedehnte „So"? richtet vor ihm eine Mauer auf. vor welcher der neugierige Frager sich zurĂŒckzieht und so viel weiß wie vorher." MajlĂ€th. Johann Graf (Geschicht- schreiber, geb. zu Pesth 8. October 4786, hat sich im Verein mit seiner Tochter Henriette ertrankt im Staren« berger-See 3. JĂ€nner 4833). Johann ist eines der achtzehn Kinder, welche dem Staatsminifter Joseph Graf M. ^s. d. S. 303^ von zwei Gemalinen gebo» ren worden. I n den Knabenjahren zu Hause erzogen, durchging M. die speci» sisch-staatswissenschaftlicke Studienbahn, welche bis 4848 in Ungarn Norm war und hörte die philosophischen Studien zu Erlau, die Rechte in der Raaber Akademie. Nun trat er in den Staats» dienst und war bereits SecretĂ€r bei der königl. Statthalterei. als ihn ein gefahr» liches Augenleiden zwang, den Staats« dienst zu verlassen. Zwei und ein halbes Jahr unterzog er sich der Ă€rztlichen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Londonia-Marlow, Volume 16
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Londonia-Marlow
Volume
16
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1867
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
514
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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