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Manderscheidt 363 Manderscheidt
Ausland lSiuttgart, Cotta, 4<>,) ^837.
Nr. 26, — illäoilläu^oL F/Ü^LNs
d. i. Wissenschaftliche Sammlung (Pesth, 8»)
t829 . Heft XI. — Vasarnaxi u '^sä
d. i. Sonntags.Zeitung (Pesth. 4«.) 1854.
Nr. 5. S. 36: „klsutslli, 2 NaF^i- Oio
Moriz Gustav Graf von (Erzbischof
von Prag. geb. 12. Juni 4676, gest.
1763). Ein Sohn des Grafen Sälen-
tin zu Manderscheidt. Blanken«
heim und Gerold stein aus dessen
zweiter Ehe mit Christine Elisabeth
Gräfin Erb ach. Der Graf Johann
Moriz Gustav widmete sich dem geift.
lichen Stande und wurde im Jahre
1722 Bischof zu Wiener-Neustadl. 1723
Dompropst zu Cöln und 1730 Erzbischof
zu Palermo, als welcher er zum kaiserl.
geheimen Rath ernannt worden. Nach-
dem er aber das Erzbisthum von Palermo
resignirt, wurde er im Jahre 1733 Erz«
bischof von Prag, als welcher er durch
seine zweideutige Haltung zur Zeit der
Usurpation Böhmens durch den Churfür»
stm Kar l Albrecht von Bayern, den
nachmaligen Kaiser Karl VII. , in den
maßgebenden Kreisen und bei der Bevöl«
kerung nickt geringen Unwillen erregt
hatte. Die Beschuldigungen wider ihn,
wie die unten angegebene Quelle sie zu-
fammenfaht, lauteten: Nachdem Prag in
die Gewalt des Feindes gefallen, sei er
sogleich und freiwillig zurückgekehrt und
habe von nun an durch all sein Thun
und Lafsm ein solches Behagen an der
eingetretenen Regierungsänderung an den
Tag gelegt, daß es den Treugebliebenen
zu wahrhaftem Aergernisse gereicden
mußte. Er habe fast nur mehr mit den
französischen Machthabern, den Mar«
schallen B r o g l i e und Bel leiöle.
dann dem Intendanten Lechelles Um>
gang gepflogen und ihnen insbesondere dann glänzende Feste gegeben, wenn
Unglücksfälle, von welchen M a r i a
Theresia betroffen worden, hiezu den
hochwillkommenen Anlaß boten. Bei der
Huldigung, bei welcher er zuerst dem
Churfürsten den Handkuß geleistet und
bei der Ankunft der Nachricht von Kar
Alb reckt's Krönung als deutscher "Kai-
ser habe der Erzbischof die Freude sich
nicht nehmen lassen, selbst das I'o Dsum
anzustimmen. Um die Würde eines gchei.
men Rathes habe er sich beworben und
sie auch erhalten. Für den Churfürsten als
rechtmäßigen Landesherrn seien die öffent-
lichen Gebete von ihm angeordnet worden.
Den Bedrückungen, welche man wider
die Geistlichkeit verübt und den Geld»
erprefsungen habe er keine Hindernisse,
ja nicht einmal Vorstellungen entgegen»
gesetzt. Die Landtagssitzungen seien von
ihm häufiger als jemals besucht worden.
Insbesondere habe er bei der Ausschrei'
vung der sechs Millionen, welche der
Churfürst als Contribution vom Lande
begehrte, die erste Stimme zu Gunsten
dieses Verlangens mit der Bemerkung
abgegeben, man müsse dem Könige den
hm nöthigen Beistand gewähren. Spa»
ter aber habe er schriftlich erklart, der
Clerus sei bereit, als Beweis der Erge-
benheit den letzten Pfennig für „Seine
Majestät" zu opfern. Als Böhmen wie-
der von Oesterreich zurückerobert und im
Auftrage der tiefverletzten Monarchin das
Verfahren gegen die treulosen Magnaten
und Würdenträger, die sich
durck Verrath
an ihrer Kaiserin bemakelt, eingeleitet
wurde, hatte auch der Erzbischof sich
gegen diese ihm vorgehaltenen Beschuldi-
gungen zu rechtfertigen. Sie wurden ihm
in achtzehn Puncten vorgelegt und dann
von ihm in weitläufiger Weise beant-
worter. Er stellte die Nichtigkeit der
wider ihn erhobenen Anklagen entweder
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon