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Mannheimer 390 Mannheimer
Die Mannyeimer.Feier. Am l7. October
1863 fand anlĂ€Ălich seines 70. Geburtstages
und nahezu 40jÀhrigen JubilÀums seines
erfolg« und segensreicken Wirkens als Predi»
ger der Wiener israelitischen Gemeinde eine
erhebende Feier Statt, an der die israelitische
Gemeinde und die Wiener Commune sich de-
theiligten. Nach einem feierlichen Gottesdienste
und von Dr. Ie l l inek gehaltener Festpre-
digt begrĂŒĂte ihn die israelitische Gemeinde
durch eine von Dr. Leopold Kompert im
Namen derselben ĂŒberreichte Adresse und Urber^
gÀbe eineS prÀchtigen Pokals als Ehrengabe.
In der Religionsschule wurde das BildruĂ de5
Jubilars enthĂŒllt, und nach der BegrĂŒĂung
desselben durch die SchĂŒler und SckĂŒlerinen
folgten die Gratulationen des Bethaus'Vorstan»
des der israelitischen Cultusgemeinde, des Vor»
standes des polnischen und sefardischen Bethau»
ses, der Deputationen auswÀrtiger Gemeinden,
und zwar aus Prag. Pesth. Arad. Brunn. Preë
bĂŒrg, Nachod. Reichenau, Lembera. u. a. O.;
der Gemeindedramren. deS Schriftstcllerver«
eins Concordia, der W. zum Ehrenmitgliede
ernannte, der Vorsteherinen des Frauenrer-
eins. der Kinderbewahranstalt, deS Theresien«
kreuzer»Vereins. des Taubstummen»Institutes;
der VorstÀnde der Wiener israelitischen Wohl»
thĂ€tigkeitsvereine. des Gesangsoereins âZion"
und der Diener am alien uno neuen Tempel.
Auch fehlte e6 sonst nicht an Auszeichnungen
und Ehrengaben. Die in den Journalen als
bevorstehend bezeichneie Auszeichnung mit
einem Orden fand nicht Statt; die Stadt Wien
ertheilte M. das EhrenbĂŒrgerrecht. AuĂer dem
schon erwÀhnten goldenen Pokal erhielt er
noch von mehreren Gemeinden secks Pokale;
ferner war die von den GemeindeuorstÀndcn
ihm ĂŒberreichte Adresse ein Meisterwerk des
Hofkalligraphen Greiner; die Gemeinde«
beamten ĂŒberreichten ihm eine Prachtaus«
gÀbe der Bibel mit silberverzierten Deckeln.
Die Adresse des Gesangsvereins ,.Zion" war
ein MeisterstĂŒck der Federzeichnung und stellte
in einem allegorischen Bilde den Gottesdienst
des alten und neuen Cultus dar; die Kopen»
hagener Israelicen schickten ihm eine Pracht«
vase, und sonst noch folgten werthvolle Ehren«
gaben. Nach der Hand noch wurde als âEin
Nachhall zur siebenzigjÀhrigen Gedurtsfeier
Sr. EhrwĂŒrden des Herrn Isak Noa Mann«
heimer" von Majec KohN'BiĂtr i tz ein
âMannheimer'Album" (Wien 1864, A. della
Torre, 8«.) herausgegeben, von dessen Auf»
satzen in Prosa und Dichtung ein guter Theil zu dem Jubilar in nÀberer Beziehung steht.
Der Tert dieses Albums ist zum gröĂeren
Theile (123 S.) in deutscher, der ĂŒbrige
(80 S.) in hebrÀischer Sprache.
Mannheimers LeichenliegĂ€ngniĂ. Dasselbe
fand am 20. MĂ€rz 1863 Statt und war
eines der imposantesten Trauerfeste, welche
seit Jahren in der Residenz stattgehabt. Im
Geiste, einer alten, aus dem zehnten Jahr»
Hunderte datirenden Sitte, welche die Leichen
der um Volksdelehrung verdienten MĂ€nner
zunÀchst an der StÀtte idres Wirkens be«
trauern lĂ€Ăt, war der Leichnam ausnahms«
weise im Tempel unterhalb der Bundeslade
aufgebahrt worden. Die Vorsteher naher und
ferner Gemeinden, aus Vrag. PreĂburg.
Pesth, Brunn u. s. w., waren herbeigekom»
men und umstanden nun den Sarg des
Verblichenen. Nach gesungenem Trauerpsalm
sprach Obercantor Su l z er die ĂŒblichen
Gebete, dann ehrten Joseph Wertheimer,
als Àltestes Vorstandsmitglied, Dr. Iel l i»
n e k, sein gegenwÀrtiger Nachfolger im Amte,
und Rabbiner Horwitz den Verblichenen
in ehren' und weihevollen Nachrufen. Nun
bewegte sich der Zug, dem Tausende und
Tausende das Geleite gaben, durch die Wipp«
linger» und Nenngasse dem Schottenthore zu.
Nahezu ein halbes tausend Equipagen und
Wagen schlössen sich dem Zuge an. Die
auĂerordentliche Theilnahme des Publicums
aller StÀnde und aller Konfessionen bewies,
welcker hohen Achtung und Liede der Dahin«
geschiedene sich zu erfreuen hatte. Am Grabe
hielten noch die Prediger Ncden und eine
eigentliche GedĂ€chtniĂfeier fand einige Tage
spÀter im israelitischen Bethause in der Leo»
poldstadt Statt, zu welcher wieder das Publi'
rum aller StÀnde schaarenweis herbeigeströmt
war. Dr. Iel l inek sprach in seiner bekann»
ten geistvollen Weise die GedĂ€chtniĂrede, in
welcher er in einem meisterhaften Bilde den
Verewigten als treuen, charakterfesten, thaten»
reichen und tĂŒchtigen Mann zeichnete. dessen
Andenken durch seine gestifteten Werke fĂŒr
alle Zeiten wird erhalten werden. â Aehn«
liche GedÀchtnihfeste. zu Ehren Mannhei«
mer's fanden auch bei mehreren auswÀr«
tigen Gemeinden Statt, unter anderen in
Prag, wo Prof. Dr. KĂ€mpf in einer der
schönsten und gehaltvollsten Neden das reiche
und vielseitige Wirken M.'s schilderte.
Mannheimer's Denkmal. Ein Jahr nach
seinem Tode, am 7. MĂ€rz 1866, fand auf
dem WÀhringer Fciedhofe die feierliche Auf«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon