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Marchwretlo 421 larchioreiio
von Feltre in Südtirol im Jahre 1772.
Todesjahr unbekannt). Der Sohn eines
armen Landmannes, der schon als Knabe
eine außerordentliche Neigung zur Malerei
zeigte und mit Kohle und Röthel. überall
zeichnete, wo er konnte. ES fehlte aus
-diesem Anlasse von Seite seines Vaters,
der wollte, daß sein Sohn Bauer bleibe,
nicht an Mißhandlungen thätlicher Art.
Aus diesem Grunde floh der dreizehn»
jährige Knabe aus dem vaterlichen Hause
And ging mit einem paar Gulden in der
Tasche nach Baffano. Dort kaufte er
-Heiligenbilder, Papier, Kreide, copirte
diäse Bilder und verkaufte sie wieder.
Auf diese Weise bracdte er sich mühselig
einige Zeit fort. als es aber Winter ward.
und es ihm an Kleidung fehlte, erbarmte
sich ein Bauer aus Ramon, einem Dorfe
bei Castelfranco, seiner, und nahm ihn
als Hirten in seine Dienste. Aber auch
jetzt setzte er in seinen Mußestunden das
Zeicdnen fort. Einige seiner Arbeiten
kamen in die Hände des venetianischen
Edelmannes Civran, und dieser gab den
talentvollen Knaben in die Lehre zu dem
Maler Ios. Caj. Lazzarini , der eben
'damals auf Cioran's Edelsche sich
befand. Fünf Jahre arbeitete M. bei
Lazzarini , wo er anfänglich in der
Figurenzeichnung beschäftigt wurde, als
er aber darin keine Fortschritte machte,
zur Landschaft überging. I n dieser leistete
er so Vortreffliches, daß er sich dio 3iebe
seines Meisters vollends erwarb und ikm
dieser bei seinem Tode zum Erben ein-
setzte. Dieses Glück wußte M. nicht zu
würdigen, er vernachlässigte seine Arbeiten
und vergeudete sein Erbe. Die Bekannt-
schaft mit dem Maler Caucig Md. I I ,
S. 312) riß ihn glücklicher Weise aus
dieser unordentlichen Lebensweise wieder
heraus. Caucig ermunterte ihn zu neuer
künstlerischer Thätigkeit, wurde sein Leh« rer und in den fünf Jahren, die M.
Caucig's Unterricht genoß, vervoll«
kommnete sich er sichtlich in seiner Kunst.
M. folgte nun einem Rufe der Familie
Ot to l in i nach Verona, wo er drei
Jahre als Zeicbenmeister thätig war.
Von Verona begab er sich nach Brixen.
arbeitete dort im chalcographischen Insti.
tute, welches B isdomin i in'S Leben gc»
rufen und wo nach seinen Zeichnungen
mehrere Landschaften im Stiche ausge.
führt wurden. Als sich Bisdomini 's
Institut auflöste, war M. ohne Beschäf.
tigung. bis ihm ein günstiger Zufall eine
solche verschaffte. Eines Tages zeichnete er
auf der Poststraße bei Clausen eine Ansicht
des Klosters und Schlosses Seben, als
eben die Gräfin Kielm anns egge aus
Hannover, die auf einer Reise nach Ita«
lien begriffen war, vorüber fuhr. Die
Grasin, als sie den Zeichner sah, ließ sich
seine Arbeit zeigen, und da ihr dieselbe
gefiel, machte sie ihm den Antrag, sie auf
ihrer Reise nach der Lombardie zu be«
gleiten, wobei sie ihm sehr vortheilhafte
Bedingungen stellte. M. nahm diesen
Antrag um so williger an. als er eben
dienstlos war, begleitete die Gräfin auf
ihrer Reise und zeichnete jene Ansichten,
die ihr besonders malerisch erschienen.
Nach beendeter Reise trat er aus den
Diensten der Grasin, kehrte nach Tirol
zurück und lebte nun drei Jahre zu Borgo
in Valsuganlls wo er Landschaften in Oel
malte, von denen viele theils zu Augs«
bürg, theils zu Wien in Kupfer gestochen
wurden. Nun folgte er einem Rufe nach
Briren, um für die dortige Pfarrkirche
ein sogenanntes heiliges Grab zu malen.
I n Brixen lernte ihn der Fürst Rasu.
mowsky kennen, der ihn für sich meb'
rere Prospecte malen ließ und dann als
Begleiter auf seinen Reisen mitnahm.
Einen Antrag deS Fürsten, ihm nach
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon