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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Volume 16
Page - 456 -
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Page - 456 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Volume 16

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Markl 436 Markl bei Ausarbeitung eines topographischen Werkes verwendete. So lebte er bis zum Jahre 1833 von der kleinen Einnahme eines Taggeldes. Nachdem im letzt« genannten Jahre das topographische Bureau der Stände war aufgelöst wor« den, kam M. als Registraturs-Praktikant in Verwendung, behielt sein bisheriges Tagegeld und hatte speciell die Bi- bliothekgeschäfte zu besorgen. I n dieser bescheidenen Stellung verblieb er zehn Jahre, als ihn endlich eine günstigere Wendung des Schicksals traf. er erhielt nämlich eine definitive Anstellung als Registiant mit einer Iahresbesoldung von 500 fi. Im Verlaufe von neuen zehn Jahren wurde sein Gehalt sogar auf 800 st. erhöht und zudem erhielt er ein mäßiges Quartiergeld. Dieser ein« fache, in den niederen Beamtensphären sich häufig wiederholende Lebensvorgang bildet nicht das Moment der Denkwür« digkeit an diesem jedenfalls merkwürdigen Menschen. Mark l , dieser schlichte, an- spruchslose und in den Kreisen, in denen er sich bewegte, hochgeachtete Mann, war das Oberhaupt einer Secte. welche sich „Neu- Salemiten", auch „Iohannesbrüder" nannte. Diese Secte hatte ihre Haupt« lehren den Schriften deS Theosophen Emanuel von Swedenborg entlehnt, und schon im Jahre 4835 hatte Mark l in Wien durch Verbreitung von Druck» schriften neukirchlichen Inhaltes, wie durch seine heiligen Visionen und Ge« dichte, und durch die ihm angeblich ge« wordene göttliche Offenbarung auf seine Anhänger einzuwirken gesucht. Nach ihrer Lehre hielten sich die Johannes« brüder an die zehn Gebote Gottes und behaupteten, daß die Bibel das einzige endgiltige religiöse Buch sei, welches unter göttlicher Eingebung geschrieben worden wäre. Dagegen verwarfen sie die Sacramente der Kirche und alle mit dem christkatholischen Ritus verbundenen Cere- monien. Die Taufe erschien ihnen ebenso überflüssig, als die kirchliche Einsegnung einer Ehe. Sie ließen die erstere nur als eine vom Staate anbefohlene Maß» regel zu. Dagegen betrachten sie die Ehe als geschloffen, sobald sich Mann und Weib in wechselseitiger Liebe und Ver« trauen vereinigen. Sie besuchten keine Kirche, weil nach ihrer Anschauungsweise jeder Mensch die Kirche in seinem Herzen trage. Die feierliche Bestattung von Verstorbenen erschien ihnen als Ab» götterei; deßhalb begleiteten sie keine Leiche zur ewigen Ruhestätte. Im äußeren Verkehre mit der Welt konnte man ihnen nichts zur Last legen. Im Gegentheil, Vieles erschien bei strengerer Beobachtung empfehlungswürdig, besonders für die Häupter kleiner Familien und Haushal- tungen. Die Iohannesbrüder schnupften weder noch rauchten sie, sie enthielten sich vom Genusse aller gebrannten Flüssig» keiten. theilweise auch des Biertrinkens. Auch hatten sie das Karten« und jedes Lotteriespiel aus ihrem Hauskreise ver» bannt; das waren allerdings Entsagun« gen, welcke goldene Früchte trugen, indem sie das Sittlichkeitsgefühl und die Wirthlichkeit erhöhten und hierdurch daS „Familienglück" dieser Leute neu befestig, ten. Ihre zwölf Hauptlehrsätze, wie die späteren Verrücktheiten und Ueberspannt« heiten, in welche diese neue Lehre aus» artete, theilt daS in den Quellen bezeich« nete Journal «die Glocke" 1863 und zwar erstere in Nr. 61. letztere in Nr. 93 mit. Von dieser Secte nun war Mark l der Gründer und das Oberhaupt. Das Endziel der Bestrebungen der Johannes« brüder mochte wohl der „Communis« mus auf religiöser Basis" sein, ob aber der angefachte religiöse Fanatismus
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Londonia-Marlow, Volume 16
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Londonia-Marlow
Volume
16
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1867
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
514
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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