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Markl 48? Markl
unwissender Menschen nicht für noch der«
fchleierte Zwecke Einzelner in Bereitschaft
gehalten werden sollte, muß, so nahe die
Vermuthung liegt, für jetzt doch dahin-
gestellt bleiben. Bis zum Jahre 1886
bildeten die Iohannesbrüder unter sich
kleine Vereine von höchstens 3 bis 8 Per«
sonen, und da gewöhnlich mehrere zu«
sammen oder doch sehr nahe wohnten,
bestanden diese Vereine, ohne eben Auf»
sehen zu erregen. Schon seit dem Jahre
4834 hatte Mark l für diese Idee ge-
schwärmt, war mit dem im Auslande für
sie thätigen Regierungs-Asseffor Hof.
ecker in Tübingen, der sich im brieflichen
Verkehre mit M a r k l des NamenS
Doctor Lambert Oster hold bediente,
in Verbindung getreten und hatte spater
den als Magnetiseur in Wien verweilen«
den Di-. Johann Kock, der offenbar in
dieser Secte die unlauterste Rolle spielte,
für seine Zwecke gewonnen. Außer mit
Hofecker unterhielt M. zur Förderung
seiner Secte und ihrer Zwecke einen sehr
ausgedehnten Briefwechsel, so mit dem
Gutsbesitzer Karl von Schil l ing bei
Reval in Esthland, mit dem Schriftsteller
Alcibiades Tavernier zu Krajowa in
der Wallachei. mit dem Reformator
Smolnikar in Philadelphia, mit dem
englischen Schriftsteller Charles Alexander
Tulk, mit dem Literaten Amon und
mit Dr. Emanuel Tafe l , dem Ueber«
setzer und Herausgeber Swedenborgs,
und mit noch Anderen. Um Proselyten
zu werben, unternahm er in den Jahren
1830 und 1850 größere Reisen nach
Deutschland, auf denen er Männer wie
Franz Baader, Heinrich von Schu«
beit, Pfarrer Vorher, Julius von
Schnorr aufgesucht und bei Staatsrath
Nol i to r, Director Nippel in Frank«
fürt a. M., bei Ludwig Hochecker,
P'arrer Eschenmayer in Tübingen u. A. freundlichen Empfang gefunden.
Im Zusammenhange mit seinen Bestre-
bungen stehen auch einige kleinere litera«
rische Arbeiten, z. B. ein Aufsatz „über
das Duell" und „die Einladung an die
gelehrte Welt zur Prüfung über die
Swedenborg'schen Werke", welche durch
Ho checker zum Drucke befördert wur«
den. Im Jahre 1831 erschienen Markt
und sein Genosse Koch zu Marienbad in
Böhmen, unter dem Vorwande, dort die
Heilcur zu gebrauchen, in Wahrheit um
Anhänger für ihre Verbrüderung zu
gewinnen. In Plan und Mies war es
ihnen auch bei einzelnen Leuten aus dem
Gewerbestande gelungen. Später hatten
sie, wie es allen Anschein hat, auch ein«
zelne Anhänger in Prag, Eger, Wains»
dorf und Friedland gefunden. Besonders
am letztgenannten Orte und in Rumburg
hatte die Secte unter dem Deckmantel
uon Unterstützungsvereinen mehr als
anderswo Fuß gefaßt, und wie in Wien,
sich vornehmlich in der Arbeiterclaffe
rekrutirt. In BudweiS wäre eS den
Sectirern bald schlimm ergangen, denn
es war zu gerichtlichen Verhandlungen
gekommen, diese aber sind fallen gelassen
worden, weil das Vorhandensein einer
förmlichen Sectirerei nicht sicherzustellen
war. Indessen hatte die Secte in Wien
allmälig einen solchen Aufschwung ge«
nommen. daß die Behörden auf sie auf»
merksam werden mußten. Markl entfaltete
daselbst eine höchst einflußreiche Thätig-
keit. Mit seiner Wirthschafterin, Namens
Karolina Hol land. von der er behaup«
tete. sie sei die uneheliche Tochter des
verstorbenen Prinzen Heinrich von
Preußen, und besitze die Gabe deS Hell«
sehenS, hatte er sich im Sinne der neuen
Kirche vereinigt. Die Iohannesbrüder
— die, nebenbei gesagt, diesen Namen
nach dem Taufnamen des Dr. Johannes
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon