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der sich nach des Vaters Ansicht auf
ehrliche und solide Weise sein Brot ver-
dienen sollte. Endlich gelang es aber
doch dem beharrlichen Andringen des
Sohnes, den Widerspruch deS Vaters zu
heben und nun, im Jahre 4818, begab
sich M. nach Pesth. Dort fand er gast«
liche Aufnahme bei seinem Großonkel
Franz Schedel, dem Vater des um die
ungarische Literatur so verdienten Literar-
Historikers Franz To ldy (Toldy ist die
Magyarifirung des Namens Schedel).
I n Pesth malte M., während er die
dortige noch sehr primitive Zeichenschule
besuchte und regelmäßigen Unterricht im
Zeichnen nahm, nach Modellen copirte
u. dgl. m., für Kunsthändler Landschaften
in Deckfarben. Die Bekanntschaft mit dem
berühmten Sammler, Kunst« und Alter-
thumsforscher Gabriel F e j ö r v ä r y .
einem Onkel des Franz vonPulszky,
wurde für Markö's künstlerisches Fort-
kommen fördernd. Fej6rväry empfahl
ihn dem Baron Joseph Brüdern, der
sogleich mehrere Bestellungen bei Mark6
machte. Nach und nach mehrten sich die
Aufträge, im Jahre 4821 begann M.
ohne Anleitung in Oel zu malen, und
vollendete im Auftrage seiner Unterstützer
einige Veduten aus der Umgegend von
Pesth. Ein Besuch der wunderbaren
Aggtelekei'Höhle brachte ihn auf den
Gedanken, dieselbe bei Fakelbeleuchtung
zu malm. Auf Fejft iväry's Vorschlag
ließ sich Baron Brüdern herbei, den
jungen Künstler auf seine Kosten nach
Wien reisen und dort sich fortbilden zu
lassen. So siedlte M. im Jahre 1822
mit Frau und Kind — denn im vorigen
Jahre hat er in Pesth daS protestantische
Fräulein Katharina Nikasy geheirathet,
M. selbst war katholisch — nach Wien
über, wo ihn Baron Brüdern persön«
lich dem Akademie-Director vorstellte und empfahl, und wo M. nun durch zwei
Jahre die Akademie der bildenden Künste
besuchte. Auch bei seiner Zulassung zum
Besuche der Akademie kam dem Künstler
sein Genius zu Hilfe. Der Direcror zwei.
felte im Anbeginn, ob M.'s Vorbildung
zum Besuche der Akademie hinreiche und
meinte, daß er noch jenen in der Zeichen»
schule fortsetzen solle. Wahrend nun der
Baron Brüdern und der Director im
Saale auf und abgingen und sprachen,
stellte sich Mark6 den Kammerdiener
des Barons zurecht und zeichnete ihn mit
Kreide auf Papier in frappanter Aehn»
lichkeit und vortrefflicher Modellirung.
AlS der Director dieses improvifirte Bild-
niß sah, änderte er sofort fein Urtheil
und erklärte, der Künstler habe auch den
Besuch der Akademie nicht mehr nöthig,
das Ansehen der Werke großer Meister,
das Studium derselben und das richtige
Erkennen seines eigenen Genius sei Alles,
dessen M. noch bedürfe. So ehrenvoll
diese Anerkennung des Meisters für M.
auch war, so reichte sie nicht aus, um
davon sich und seine Familie zu erhalten,
nachdem kurze Zeit nachher die Unter«
stützung seiner Mäcene auszubleiben be«
gann. So blieb er denn auf sich selbst
gestellt. Wie die Mittheilungen seines
Sohnes K a r l , nach welchem die erste
authentische Lebensskizze des großen Kunst»
lerS im Werke: „Ungarns Männer der
Zeit" geschrieben ist, lauten, so malte
der nunmehr sich selbst überlassene Künst»
ler zu Hause Landschaften für Kunst«
handler, auswärts Porträte; den Abend
brachte er auf der Akademiebibliothek mit
literarischen und artistischen Studien zu
und spät Nachts zeichnete er nach vor-
züglichen Kupferstichen. Ueberhaupt ist es
merkwürdig, was Alles und wie rasch
M. bloß autodidaktisch lernte. Er war
zu gleicher Zeit beinahe berühmt als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon