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führte. Im Jahre 1760 erhielt er Sitz
und Stimme bei der Studienhofcommis-
sion. I m folgenden Jahre wurde er von
der Kaiserin ausgewählt, mehreren Prin>
zen des kaiserlichen Hauses, und zwar
den Erzherzogen Joseph, Leopold,
Ferdinand und Maximi l ian und
der Erzherzogin Maria Karol ina,
nachmaligen Königin beider Sicilien.
Unterricht aus den staatswiffenschaftlichen
Fnchern zu ertheilen, und versah diese
Vertrauensstellung bis zum Jahre 1773.
I n der Zwischenzeit wurde M. im Jahre
1764 Hofrath bei der k. k. obersten
Iustizstellö. kam im Jahre 1768 bei der
in derselben aufgestellten Hofcommission
in geistlichen Geschäften in Verwendung,
ick Jahre 1774 aber zur politischen Hof-
stelle oder, wie sie damals hieß. zur böh-
misch'österieichischen Hofkanzlei. Zu glei-
chec Zeit führte er noch einen Theil des
Studienreferates und ist es vornehmlich
seinen Bestrebungen zu verdanken, daß
zwei. neue theologische, zwei neue juri»
difche Lehrkanzeln und an der philo»
sophischen Facultät die Lehrkanzeln für
allgemeine und Literärgeschichte, Numis-
matik, Diplomatik, alte und neue Geo«
graphie, Aesthetik und für alle lebenden
ausländischen Sprachen errichtet und mit
tüchtigen Mannern besetzt wurden. Als
er zur politischen Hofstelle kam, wurden
ihm alle die Aufhebung der Jesuiten
betreffenden Angelegenheiten zugewiesen.
Im Jahre 1779 wurde M. über sein
Ansuchen zur obersten Iustizstelle zurück
übersetzt, und im I . 1782 erhielt er die
Würde eines Staatsrathes in inländischen
Geschäften. Bisher hatte er noch die Lehr-
kcmzel des Naturrechtes zum Theile selbst
besorgt. Am 6. Jänner g. I . aber übertrug
er sie ganz an seinen Nachfolger Zeil»
ler, der ihn schon seit 1774 supplirte.
Kaiser Joseph schenkte M. sein beson- deres Vertrauen und als es galt, die in
den übrigen Landern dss Reiches bereits
eingeführte neue Gerichtsverfassung auch
m Mailand und in den Niederlanden zur
Ausführung zu bringen, wurde M. mit
dieser schwierigen Aufgabe betraut; bei
der Hoftommission in Gefttzessachen war
M.'s Einfluß vornehmlich bei den Crimi»
nalgesetzen und bei der Abschaffung der
Todesstrafe maßgebend, jedoch muß be»
merkt werden, daß M. in seinen Schriften
die Unterdrückung der Todesstrafe nicht
vertheidigte. Nach seiner Rückkehr wurde
er im Jahre l787 Vicepräsident der
obersten Iustizstelle, Kaiser Leopold I I .
übertrug ihm im Jahre 1790 daS Prä-
sidium und die Zeitung der damals neu
zusammengesetzten Hofcommission in Ge»
setzsachen und Kaiser Franz ernannte
ihn zum zweiten Präsidenten der obersten
Iustizstelle, als welcher er auch im Alter
von 74 Jahren starb. Außer diesen hohen
Würden im amtlichen Leben wurden M.'S
Verdienste um den Staat von den ver»
schiedenen Regenten, unter denen er diente,
mehrfach belohnt und ausgezeichnet.
Schon im Jahre 1763 wurde sein Vater
und mit ihm zugleich er in den Ritter»
stand erhoben, im Jahre 1773 erhielt er
den St. Stephan.Orden, im Jahre 1777
die Land Mannschaft in Böhmen, im Jahre
1779 den Freiherrnstand und im Jahre
1783 die geheime Rathswürde. Als Fach»
schriftsteller hat M. mehrere zu seiner Zeit
vielverbreitete Werke herausgegeben, und
zwar: „Ocko /«sion'as ./«^'s «>l7is"
(ViHnng.6 11H3) 80.; käitio 2<^ 1763;
sä. 3ia 1770; sä. 4" 1782; eäitio
?avia 1803); —
^746 sni?-s
(ebd. 1737,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Volume 17
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Maroevic-Meszlenn
- Volume
- 17
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon