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67 Marie
fernerer oder näherer Beziehung zu der«
selben stehen, die lateinische Sprache
aber nur als Nebmgegenstand behandelt
werden. Der Plan hatte kaum die Ge»
nehmigung der Kaiserin erhalten, als
der Sturm losbrach und ein heftiger
Federkrieg für oder wider diesen Plan
begann. Diese Sache wurde so schlimm,
daß die Vertheidiger ihrer Ansichten nicht
selten öffentlich in Wortwechsel geriethen
und die Schranken des AnstandeS über»
schritten wurden. Die Regierung befand
sich unter solchen Umständen in nicht
geringer Verlegenheit. Gratian Marx
war, wie gesagt, um jene Zeit Vorsteher
der Savoyischen Ritter-Akademie und
hatte in Angelegenheiten derselben öfter
bei der Kaiserin Audienz. I n einer
solchen, welche eben in die Zeit dieses
Federkrieges fiel, gab ihm die Kaiserin
beim Scheiden den Auftrag, über einige
nöthige Veränderungen im Lehrplane
nachzudenken und sein Gutachten ihr
schriftlich in Person zu überreichen. M arx,
der sich von allen diesen Kämpfen fern
halten und überhaupt gar nicht in die
Oeffentlichkeit treten wollte, war ent»
schloffen, um von sich und seinem Orden
jede Feindseligkeit abzuwenden, keine
schriftliche Aeußerung abzugeben und
jedes Erscheinen bei Hofe möglichst zu
vermeiden. Dieses letztere war jedoch
nicht so leicht ausführbar, am 16. August
4775 mußte er wieder in Sachen des
Savoyischen Stiftes Audienz bei der
Kaiserin in Schönbrunn nehmen. Kaum
wurde der Kaiserin seine Ankunft ge»
meldet, so ließ sie ihm sagen, daß sie
MehrereS mit ihm zu sprechen habe, jetzt
jedoch sehr beschäftigt sei und er längere
Zeit werde warten müssen. Nun führte
ihn ein Hofdiener in ein Gemach, brachte
ihm Erfrischungen und, damit er sich
während der Zeit des Wartens beschäf» tige, ein Buch, dieses letztere war der
oberwahnte Gymnasial. Entwurf von
Heß, und schloß dann die Thüre von
außen ab. Vier volle Stunden blieb M.
eingeschloffen, nun führte man ihn zur
Kaiserin, welche in einer langen Unter»
redung ihn um seine Meinung über das
vorgelegte System und über die zweck«
mäßigste Einrichtung deS Schulwesens
befragte. Ein paar Wochen nach dieser
Audienz, am 3. September, erhielt Marx
durch den Staatsrath Grafen von Hatz.
feld den Auftrag, seine vor der Kaiserin
in jener Audienz vorgetragenen Ansichten
geordnet in ein System zu bringen, nie-
verzuschreiben und sie der am 9. Septem«
ber abzuhaltenden außerordentlichen Com»
mission, zu welcher ihm der Graf daS
Decret als Assessor überreichte, vorzu»
legen. So erschreckt M. über diesen AuS«
gang war, indem er gegen Willen und
Absicht mit einem Male aus der ihm
über Alles liebgewordenen Abgeschieden«
heit heraustreten sollte, so half da doch
keine Einwendung, denn es war Befehl
seiner Kaiserin und wurde ihm überdieß
Geheimhaltung seines Namens vor der
Commission zugesichert. Es war nur
noch die eine Schwierigkeit zu über»
winden, nämlich in fünf Tagen, und zu
einer Zeit, als eben die Prüfungen in der
Savoyischen Akademie mit den Zöglingen
abgehalten wurden, mit dem Elaborate
fertig zu werden. M. wurde es, und
überreichte dasselbe am 9. September
1775 eine Stunde früher, als die Com»
mission zur Berathung zusammentrat,
dem Staatsrathe Grafen von Hatz feld.
Als dieser die Berathung eröffnete, legte
er der Commission den ihm von Marx
überreichten Plan mit dem Bemerken
vor, er habe ihn im Auftrage Ihrer
Majestät vor einer halben Stunde er.
halten, um ihn sosort vorlesen zu lassen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Volume 17
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Maroevic-Meszlenn
- Volume
- 17
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon