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Marx Man
Marxens Plan fing mit einigen kri«
tischen Einleitungen über die beiden bis
her in Ausführung gebrachten Systeme
von Kol lar und Mart ini .Heß an,
wies deren Unzulänglichkeit im Hinblicke
auf die Bedürfnisse des Kaiscrstaates
nach, und ließ darauf einen eigenen
Plan folgen, dessen Grundzüge die fol
genden waren: Das Gymnasium sollte
aus fünf Classen bestehen, die lateinische
Sprache und Literatur Hauptgegenftand
sein, an dieselben als Nebengegenstände,
jedoch in weit größerem Umfange als
bisher,
sich die griechische Sprache, Mathe»
matik, Geographie und Geschichte schließen,
diese von Klassenlehrern vorgetragen wer-
den, welche in den Grammaticalclafsen
zugleich mit ihren Schülern in die höheren
Jahrgänge vorrückten, während die Hu
manitäts'Lehrer bei ihrer übernommenen
Classe feststehen bleiben sollten. Marx
hatte seinen Plan hauptsächlich auf eine
Vereinbarung gestützt, welche die Ordens-
vorsteher der Piaristen schon bei einer
Versammlung im Jahre 1763, in welcher
die Lehrmethode und die Lehrgegenstände
den Gegenstand ihrer Berathungen bil-
deten, beschlossen hatten, und die sie, ohne
sie als allgemeine Norm in Antrag zu
bringen, auf ihren Gymnasien ausführen
wollten. Marxens Plan wurde von
der Commission angenommen und dessen
Ausführung schon für das nächstbe«
ginnende Schuljahr festgesetzt. Diese Ent«
scheidung kam nun in den Staatsrath
zur neuen Prüfung und zur Kaiserin,
welche am 23. September Marx zu sich
nach Schönbrunn berief, ihn auf oaS
Huldvollste empfing, scherzweise die Be«
merkung fallen ließ, der Plan würde
wohl nicht fo viel Beifall gefunden
haben, wenn es vor der Zeit bekannt
geworden wäre, daß ein Schwarzrock
sein Urheber sei und ihm zum Schlüsse mittheilte, daß die Ausführung des an«
genommenen Systems ihm übertragen sei
und er sofort an dessen Durchführung zu
schreiten habe. Wie vom Donner nieder«
geschmettert, stürzte M. zu den Füßen
der Kaiserin, und rief: „Großer Gott, in
welch' ein Meer von Verlegenheiten ver>
senkt mich Eure Majestät! in welch' einen
Wirbel von Haß und Feindseligkeit!"
Die Kaiserin beschwichtigte den faffungs»
losen M., bedeutete ihn, daß er ja nicht
selbst das Amt gesucht, sondern dazu
berufen worden und überdieß verpstichtet
sei, dem Staate seine Dimste zu leisten,
auch versicherte ihn die große Fürstin
ihrer Huld und des Beistandes ihrer
ganzen Macht. Nach einigen Tagen er>
hielt Marx daS Decret als beständiger
Assessor bei der Studien-Hofcommisfion,
als Referent in Gymnasialsachen und als
Studiendirektor an der Wiener Hoch«
schule. Marx schritt nun unverweilt an
die Ausführung seines Planes, erließ die
nöthigen Instructionen an alle Gym»
nasien und Professoren, nebst mehreren
Verordnungen über Schuldisciplin, Prü>
fungen, Zeugnisse, Aufnahme in die
höheren Classen u. s. w. Die nächste
Aufgabe war die Bearbeitung neuer
Schulbücher, bezüglich deren wohlfeiler
Ausgabe mit dem Buchdrucker von
Trattnern ein eigener Vergleich ge>
schlössen wurde. DaS erste, waS in die
Reihe kam, war eine verbesserte neue
Auflage des „Ordls piotus" von Co>
menius und der in Gedächtnißverse
gebrachten 6l6N6ra nominuin, ?ras-
itg. und Zupina vsrkorum., auch
bestimmte er den Saganischen deut«
chen Ka techismus a^ ls Religionsbuch
für die Gymnasien. Nun berieth und
vereinbarte er mit'Hofrath von Greiner
Md. V, S. 326^, M f welche Weise die
Verbindung der deutschen mit den latei«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Volume 17
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Maroevic-Meszlenn
- Volume
- 17
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon