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feiner Schaar mit eigener Hand einen
feindlichen Adler und machte 7 Officiere
und 407 Mann zu Gefangenen. Im
Jahre 4815 aber, als nach der Schlacht
bei Leipzig unserere Heere dem franzö«
fischen auf dem Fuße folgten, und überall
durch ausgeplünderte gebrandschatzte Ge»
genden kamen, da entfaltete M. bei den
Requisitionen eine bewunderungswürdige
Thätigkeit, ohne jemals den Pflichten
der Humanität zuwider zu handeln.
Ein ihm damals zu Montbeillard am
23. August 1818 von Max Freiherrn
von Wimpffen ausgestelltes Zeugniß
zählt zu den schönsten Belegen dieses so
reichen Soldatenlebens. Nach der Be»
setzung von Paris wurde M. Platz-
commandant von Mapon, es war das
dieselbe Stadt, in der er vor 20 Jahren
bereits unter der Guillotine gestanden,
um hingerichtet zu werden. Im Jahre
1824 rückte M. zum Major im Regi-
mente. im Jahre 1831 zum Oberstlieute-
nant vor, und erhielt im folgenden
Jahre das Grenadier »Bataillonscom»
mando. Als im Sommer des Jahres
1833 die Monarchen von Oesterreich,
Rußland, Preußen und Sachsen in Tep«
lih zusammen kamen, wurde M. mit
seinem Grenadier'Bataillon dahin be»
fehligt und versah zugleich die Functionen
eines Platzcommandanten. Bei dieser
Gelegenheit richtete sich die Aufmerksam-
keit des Feldmarschall-Lieutenants Grafen
Clam-Martinitz ^Bd. I I , S. 379).
ersten General-Adjutanten Sr. Majestät
deS Kaisers, auf ihn, und seine Ernen-
nung zum Obersten und Platzcomman-
danten von Wien. welche schon im
Jahre 1836 eintrat, war die unmittel«
bare Folge. So hatte M. 42 Jahre im
Regimente gedient, alle Grade vom Ge>
meinen bis zum Obersten in demselben
durchgemacht und mit demselben in den
v. Wurzb ach, biogr.Lexikon. XVIl. ^Ged Feldzügen 1794.1796,1797.1799,1800,
1803, 1809, 18l3, 1814. 1815, in den
Niederlanden, in Deutschland, am Rhein,
in der Schweiz und Frankreich mitge«
kämpft. Auf seinem neuen Posten ent»
wickelte er eine große Energie, unter
Anderen gedenkt sein Ritterstands»Diplom
vom Jahre 1842 feiner thatigen und
glücklichen Mitwirkung um die Verschö«
nerung der Stadt Wien, insbesondere
durch die Regulirung des Grabens. Auf
diesem Posten traf ihn das denkwürdige
Jahr 1848. M. war damals 72 Jahre
alt, aber keinen Augenblick säumte er, die
öfter lebensgefährlichen Pflichten seines
gerade damals ebenso wichtigen als
schwierigen Dienstes zu erfüllen. Als in
den Märztagen die Herrengasse beim
Landhause von Soldaten abgesperrt
wurde, erhielt er im Gesichte eine gefähr»
liche Verwundung, in Folge welcher er
im Sommer 1849 operirt werden mußte.
Vom 13. März bis 13. April hatte der
Greis sein Hauptquartier auf der Haupt»
wache am Hofe aufgeschlagen. Als im
October die Truppen die Stadt räumten,
erhielt M. den Auftrag, mit seinem
Personale sich in's Invalidenhaus zu be»
geben und in den drohendsten Augen»
blicken
stellte er der Rebellion den eisernen
Willen des überzeugungstreuen Kriegers
entgegen. So verweigerte er dem Re«
bellen.General Bem die Uebergabe der
Stückgießerei und jene der im Invaliden«
und Transport»Sammelhause versammel«
ten Soldaten. Obgleich unter den Schutz
des Reichsrathes gestellt, war er doch
! immer bedroht, und so oft er sich zeigte,
! thätlichen Insulten ausgesetzt. Es muß
! in dieser Hinsicht auf die in den Quellen
^ angedeutenden Aufzeichnungen „aus dem
Leben eines österreichischen Veteranen" ge«
wiesen werden, worin die peinliche Lage
- des alten Generals ausführlich geschildert
r. 24. Februar 1867.) 7
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Maroevic-Meszlenn, Volume 17
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Maroevic-Meszlenn
- Volume
- 17
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon