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M.
Metaftasio, Pietro Bonaventura
(Dichter, geb. zu Rom 3. Jänner
4698, gest. zu Wien 2. April 1782).
Sein Vater, Felir Trapassi mit
Namen (welchen Namen, wie weiter
unten berichtet wird, der Sohn in
Metastasio vertauschte), war ein
armer Handwerker, dessen Familie ein»
mal bessere Tage gesehen hatte; später
diente der Vater in der päpstlichen
Armee; die Mutter Franziska Ga»
lasti war eine Bologneserin. Den
ersten dürftigen Unterricht erhielt M.
in der Volksschule, und auf dem Wege
von der vaterlichen Wohnung in die«
selbe sprach oder sang nicht selten der
talentvolle Knabe seine lieblichen Im»
provisationen und mit solchem Erfolge,
daß seine Mitschüler einen Kreis um
ihn bildeten und aufmerksam den poeti»
schen Ergießungen Pietro's horchten.
Zu den Schulcoliegen gesellten sich auch
öfter andere Zuhörer, von den anmuthi»
gen Improvisationen Pietro's gefesselt.
Unter den Letzteren befand sich eines
TageS Vincenzo Grav ina, ein gelehr«
ter, ja berühmter römischer Advocat, der
mit Erstaunen das ausgezeichnete Talent
des kleinen Poeten wahrnahm. Entzückt
von der eben vernommenen Improvi-
sation, reichte er dem Knaben ein
Goldstück, welches jedoch dieser bescheiden
zurückwies, dadurch aber nur noch mehr
Gravina's Aufmerksamkeit und Theil-
nähme erregte. Dieser folgte nun dem
Knaben nach seiner Wohnung, wo er den Eltern den Antrag machte, ihm den
Knaben zu überlassen, für dessen Erziehung
und leibliche Pflege er väterlich zu sor»
gen versprach. Gravina's einnehmende
Weise hatte das Vertrauen der Eltern
erweckt und diese ihm, da sie das Fos
des Knaben verbessern wollten, denselben
überlassen. I n der That wurde Gra-
vina des Knaben zweiter Vater, er
ließ ihn in den Regeln der Muttersprache,
dann im Griechischen und Lateinischen
unterrichten, und überhaupt den em»
pfänglichen Geist seines Pftegesohnes auf
das Beste, nach der damals üblichen
Weise, ausbilden. Da Gravina an
dem Namen Trapassi wenig Gefallen
zu haben Mien, übersetzte er denselben
in's Griechische, und so kam der junge
Pietro Trapassi zu dem gleichwohl
poetischer klingenden Namen Metasta«
io, den er für alle Zeiten berühmt
gemacht hatte. Grav ina selbst war
nicht nur ein Freund der Poesie, sondern
beschäftigte sich in seinen Mußestunden
viel und vornehmlich mit den griechischen
Dichtern, und trug sich sehr mit dem
Gedanken, das alte griechische Theater
in Italien von Neuem in's Leben zu
rufen. Er hatte zu diesem Zwecke selbst
fünf Tragödien in Styl und Geschmack
der Alten gedichtet, aber damit nicht
sonderlich Glück gehabt. Der lebendige
fruchtbarere Geist, ja eigentlich der
damals mit allem Feuer der Jugend
hervorbrechende Genius Metastasio's
bot ihm, den Wohlwollen uud Liebe sür
v.Wurzbach. biogr.Lexikon. XVIII. IMdr. 2. Sept. 1867.)
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon