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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Volume 18
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Page - 18 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Volume 18

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Metastasio Metchasio daß er seiner Nachahmung ein wenig von dem launenhaften und romantischen Gang« Ariost's beimischt, sich übrigens wohl hü tend. die Vorschriften der Kunst zu verletzen, die er im Aristoteles und im Hora gründlich studirt hat. Der freie Gedanke erschreckt seine schüchterne Natur; in der Poesie, wie in der Moral, wie in allen Dingen will er das sein, was die Anderen vor ihm gewesen sind, weiter geht sein Ehr, geiz nicht Verlorene Pfade locken ihn nicht auf dem leichten ebenen Wege liebt er einher zu schreiten, gewiß, daß er hier auf keine Abgründe stößt Versucht kühne Fragen mit ihm, legt das glühende und schmerzliche Andenken der Seele bloß. ihr hartnäckiges und immer vergängliches Forschen nach Wahr, heit — er wird euch antworten, daß er angemessener findet: il oi^äo^s cko 1'in- vLätigaro (zu glauben als zu forschen). Seine Art, ein Drama zu componiren, ist bald begriffen und in der That nicht schwer. Er nimmt die Personen auü französischen Tragikern oder auch aus Maffe i und Apo» stolo Zeno; nach dem Bedürfniß deS Ge» gcnstandcs vernichtet er ihre Nationalität als Griechen oder Römer durch bloße Aew derung ihres Namens, und macht Egypter, Perser, Chinesen, barbarische Afrikaner daraus. Für Metastasio haben alle Völker dieselbe Physiognomie, er absorbirt jedes Alter und jede Civilisation, er erblickt Alles durch das achtzehnte Jahrhundert, aber die große Ve> wegung dieses Jahrhunderts ist seinem Werke fremd. Er ist in die Welt der äußren Erscheinungen eingedrungen, er hat sie immer, aber nackt, der Zeit des Einflusses der Insti» imionen ledig, des moralischen Sinnes de> raubt, der ihnen Originalität und Leben gibt. Für diese Bemerkung wollen wir an die „Merope" von Ma ffei erinnern, woraus der „Erkannte Cyrus" von Metastasio geworden ist. Doch besteht ein kleiner Unter» schied zwischen dem alten Orient und dem jungen Griechenland: Ormuzd, Ahriman, Zoroaster sind im Cyrus so verkannt, als wenn sie nie existirt hätten, das Symbol eristirt nicht für Metastasio. Schlegel nennt die Dramen des römischen Dichters „tragische Miniaturen"; das Wort ist gering» schätzig, aber man kann es nicht in Abrede stellen. Er sagt weiter: „Wenn man eines der Stücke dieses Dichters gelesen hat. so kennt man sie alle, und man bemerkt b'.lld. daß die allgemeine Composition der Phr.sio« gnömie entbehrt." Metastasio versucht aber indeß auch Besonderheiten, um seinen Dich- tungen diese unglückliche Einförmigkeit zu nehmen, um sie wenigstens zu verbergen. Man findet bei ihm Prinzen, die als Schäfer erzogen worden sind, flüchtige und unglückliche Prinzessinen, die genöthigt sind, Schäferinen zu werden, und die ihre Schafe mit dem Stolze der Erminia Torquato's auf die Weide führen; es gibt deren andere mann« haftere. welche die Lanze und das Schwert zur Hand nehmen, und ihre weibliche Schön« heit unter dem Gewände des Mannes ver« bergen. Was die Licbe betrifft, so wollen wir nicht vergessen, anzuführen, daß der Dichter immer zwei anbetungswürdige Prin» zessinm in seine Dramen bringt, von welchen die eine von mehr als Einem Helden über alle Maßen geliebt wird, und die andere sich in verachteter und rasender Zärtlichkeit verzehrt. Zenobia, in dem Drama dieses Namens, hat nicht weniger als drei Lieb« Haber; Berenicc in der Antigone hat, gegen ihren Willen,- dasselbe verzweifelte Glück in der Liebe. Alle diese Rivalitäten einerseits und die Verzweiflung andererseits geben zu lärmenden Scenen Anlaß: die Liebhaber diohen sich und führen heftigen Krieg gegen einander, die verschmähte Lie- bende trägt ihrem Undankbaren anmuthige Gemeinplätze vor und beschimpft ihn feier- lich Hie und da kommen Othello's vor, die ihre Deödcllwnen in den Fluß werfen, aus welchen sie lebend und leidenschaftlicher als je wieder herauskommen, Seine Semiramis hat diese Probe bestanden. Nie verfehlt ein Versuch zum Morde oder zum Selbstmorde, jedes Drama zu schmücken; man rechnet darauf und wartet ihn ruhig ab, denn man weiß wohl, daß der Dichter zu liebenswürdige Neigungen hat, als daß er die Scene nu't Blut beflecken sollte. Da jedes Kunstwerk eines Schlusses bedarf, so verheiralhen sich Prinz und Prinzessin, eines vom anderen entzückt, der abgewiesene Liebhaber geht nicht hin uud erzählt sein Mcnthyrthum dem Monde, den Winden und den Felsen; er heirathet wohlgemuth die Frau, deren Seuf« zer er verschmäht hatte; Jedermann wird glücklich, außer wenn nur zwei Prinzessinen auf drei Anbeter da sind. Ist das der Fall. so opfert der Dichter die Liebe eines heim» lichen Verrathers, der eine nothwendige Person in den meisten seiner Dramen und sehr unbedeutend, wenn er nicht lächerlich
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Metastasio-Molitor, Volume 18
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Metastasio-Molitor
Volume
18
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1868
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
522
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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