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Metternich Metternich
er sich im November 1849 nach Brüssel,
im Juni 1831 nach dem ihm von dem
Kaiser Franz im Jahre 1816 geschenk»
ten Schlosse Iohannisberg, wo der
König von Preußen ihn noch im näm-
lichen Jahre besuchte, um ihm seine „alte
unveränderte Hochachtung" zu bezeugen.
Nun wurde die Straße von Biberich nach
Geisenheim nicht leer von Diplomaten
und anderen hoch« und niedriggestellten
Personen, welche nach dem Iohannis-
berg sich begaben, um bei dem Nestor
der alten deutschen Diplomatie sich
Rathes zu erHolm und seiner Gnade sich
zu empfehlen. Einer eigenhändigen Auf-
forderung des Kaisers von Oesterreich zu-
folge hatte der Fürst sich im September
1851 nach Wien zurückbegeben, um seine
neu hergerichtete Villa am Rennweg zu
bewohnen. Er wurde bei seiner Rückkehr
mit aller Auszeichnung empfangen. Offe-
nen Antheil an den Geschäften hatte er
nicht wieder genommen, in der orienta-
lischen Frage aber wurde öfter sein Rath
eingeholt. Auf seiner Villa lebte der
Fürst noch mehrere Jahre. Im Monat
Mai 1839, seit mehreren Tagen leidend,
war jedoch sein Zustand durchaus nicht
derart, daß er eine nahe Gefahr hätte
befürchten lassen, und noch den Tag vor
seinem Tode hatte der Fürst einen Theil
des Abends in seinem Garten zugebracht.
Den Tag über war er seiner Gewohnheit
gemäß in seinem Arbeitszimmer gewesen.
An seinem Todestage um 10 Uhr Vor-
mittags traten so auffallende Beweise
schwindender Lebenskraft ein, daß sein
Arzt. Professor Jäger, den Tod für
nahe erklärte. Der Fürst erhielt nun die
h. Sterbesacramente, traf seine letzten
Anordnungen, und um halb 3 Uhr ver»
schied er. Das Bewußtsein war bis zum
letzten Augenblicke nicht geschwunden.
Der Fürst war 86 Jahre alt geworden. Außer seinem vieljährigen Leibarzte Dr.
Jäger und den intimen Personen seines
Hauses befanden sich wahrend seiner
letzten Stunden der Fürst Paul Eßter-
häzy, der Graf Münch-Bell ing-
hausen und der ehemalige siebenbür«
gische Hofkanzler, Baron Iosika. bei
ihm. Des Fürsten ältester Sohn, Fürst
Richard, befand sich zu jener Zeit im
Hauptquartiere Sr. Majestät des Kaisers
zu Verona, und erhielt dort durch den
Telegraphen die Kunde von dem Ableben
seines Vaters. Wenige Tage nach seinem
Ableben fand durch den Landesgerichts»
Präsidenten Ritter von Mi t is in Ge.
genwart des Vertreters der fürstlichen
Familie, Vi-. Zelinka (gegenwärtigen
Bürgermeisters) und der üblichen Zeugen
die Eröffnung des Testaments Statt.
Der älteste Sohn, Fürst Richard, war
der Haupterbe. Das ganze Testament
war von des Fürsten eigener Hand ge«
schrieben. I n einem Nachtrage vom
Jahre 1849 hieß es. daß, nachdem die
Zeitverhältnisse sich derart gestalten, daß
nicht zu bestimmen ist, ob nach den
Gesetzen und Verordnungen, die zur Zeit
des Ablebens gelten werden, sein Wille
befolgt werden könne, der Fürst bitte,
denselben nach Möglichkeit zu erfüllen.
Am 13. Juni wurde die Hülle des Ver.
blichenen um 3 Uhr Nachmittags in der
Karlskirche eingesegnet und sodann in
die Familiengruft nach Plaß in Böhmen
geführt. Der vorzüglichsten Ehren, welche
der Fürst bei Lebzeiten erhallen, wurde
schon in der Lebensskizze gedacht, noch ist
zu bemerken, daß ihm der König von
Spanien nach erfolgter Unterdrückung
der spanischen Revolution im Jahre
1824 die Grandezza erster Classe mit
herzoglichem Titel verlieh. Außer dem
Orden des goldenen Vließes besaß er
noch österreichischer Seits das Großkreuz
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon