Page - 47 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Volume 18
Image of the Page - 47 -
Text of the Page - 47 -
Metternich 47 Metternich
ternich den Churhut und genossen die mit
demselben verknüpften königlichen Ehren.
Kein deutsches Adelsgeschlecht hat mehr als
drei Churfürsten aufzuweisen, und so steht
Mettern ich mit den Schönborn, welches
die meisten geistlichen Fürsten auszuweisen hat,
mit den Wied, welche beide auch drei Chur«
fürften in ihrer Familie besitzen, auf gleicher
Stufe. Zwei Schön'born und zwei Met»
ternich saßen auf dem Stuhle der germa»
nischen Erzkanzler zu Mainz, ein Metier»
nich und ein Schönborn zu Trier, Lo«
thar Friedrich und Kar l Heinrich von
Meitern ich trugen den ersten Churhut des
Reiches, und Lothar war Churfürst von
Trier, der das durch seine Vorgänger zu
Grunde gerichtete, der Auflösung nahe ge«
brachte Regiment wieder hob, zu Ehren und
Ansehen steigerte. Kar l Kaspar von Met«
ternich brachte im Jahre L738 das Luxcm»
burgische Erbmarschallamt in die Familie, und
die beiden Fürsten Franz Georg und Cl e»
mens Wenzel waren, und seit der Zusam»
menkunft des Kai>ers Franz Joseph mit
Kaiser Napoleon in Salzhurg ist auch
Fürst Richard, der jetzige Chef des Hauses
Mettcrnich, Ritter des goldenen Vließes.
Wie schon erwähnt, begegnen lvir in drr
Familie großen Kirchenfürsten, ader auch
sonst noch vielen Priestern, die sich in kleine«
ren Würden um die Kirche große Verdienste
erworben haben, zahlreichen Staatsmännern,
verdienstvollen Kriegshelden, deren Mehrere
den Tod auf dem Felde der Ehre gefunden,
Männern, die das Gebiet der Wissenschaften
mit Eifer und Vorliebe pflegten, hochherzigen
und geistvollen Frauen. Ein Georg Met«
ternich fand den Tod in den Kämpfen gegen
die Osmanen in den Gewässern vor Malta
im Jahre lli?8, Gotthard. der Dritte die-
ses Namens, nachdem er in Frankreich und
Ungarn gefochten, fiel im letztgenannten Lande,
Kar l ließ sein Leben bei dem Sturme auf
Bonn am 9. October 1689 und Ludwig
starb den Heldentod auf dem Schlachtfelde bei
Fehrbellin; überdieß waren Emerich von
Mettern ich und Heinrich, der Wassm«
geführte Ti l ly 's, wackere Kriegshelden. Das
verhältnißmäßig stärkste Contingcnt lieferte die
Familie der Kirche, die Capitel von Trier,
Cöln, Worms, Speyer, Mainz nennen Viele
dieses Namens, und außer den drei schon
erwähnten Churfürsten Lothar Friedrich,
der als Bischof von Speyer jene Hirtenbriefe
geschrieben, die ein trübes Brld der Verderbt» heit des damaligen Clerus geben, den bei.ühm<
ten Churfürsten Lothar und Kar l He in-
rich, sind noch der gewaltige Dcr.,:c>chant
von Trier, Damian Heinrich, der Gene«
ralvicar deS Halberstädter Hochstiftes, Jo-
hann Reinhard, der Chorbischof von
Trier, Kar l von M., Anderer, die in ihrem
kleinen K.eise in ihrer Art gewirkt, nicht zu
gedenken, Namen voll echten Klanges in der
Geschichte der rheinischen Kirchenprovinz.
Während zahlreiche Frauen des Hauses den
Schleier nahmen und in der Einsamkeit rhei'
nischer Klöster als Nonnen ihr Leben veschlos-
sen, ist nur ein Metternich in einen geist-
lichen Orden, in jenen der Gesellschaft Jesu,
getreten, der Jesuit Bernhard, ^'r bei
Einigen als Wi lhelm (<>uilisiirw5) erscheint,
der durch einige im Geiste der Zeit gehaltene
Schriften, eine Spur seines Daseins zurück-
gelassen hat. Hingegen einer stattlichen Folge
dieses Namens begegnet man unter den Man-
ne n des Staates und Rathes der Krone,
uno unter diesen besonders hervorragend sind
der chnrbrandenburgische Minister Ernst, der
Preußen, da man zu jener Zeit die Kronen
n^ch nicht vom Tische des Herrn nahm od"r
sie seinem friedlichen Nachbar vom Haupte
riß und aus s eigene schte. zur Erlangung der
Königswürde und zu jenem Luxemburg behilf-
lich war, um daS oec Krieg noch immer in
der Luft schwebt; der Vater des Staatskanz.
lers. Franz Georg, dessen Verdienst durch
die Fürstenwürde anerkannt wurde, und dann
sein Sohn, der Staatskanzler Clemens
Wenzel, über dessen Thätigkeit die aus.
führliche LcvenSskizze S. 23—t3 nähere Nach«
richten gibt. Ein Zug vornehmlich ist es, der
das Mctternich'scheHaus charakteri,1rt, sie
trieben zu jeder Zeit deutsche Politik, sie
waren offene und versteckte Gegner des Erb«
fcindes der Deutschen, des Räubers an deut»
schcm G^'t, des Verrätherischen Freundes am
Hause Oesterreich, des Franzmanns, ebenso
zu jener Zeit, als die Einsetzung der Neunions»
kammern den Länderdicbstahl staatsrechtlich
organisirte, als in der Gegenwart, in welcher
ein Fürst, ohne zu ahnen, mit welcher Hydra
er den Kampf aufgenommen, das Nationali»
tätspriln'ip und mit dicsem die Tage des
Vandalismus der Völkerwanderung wieder
heraufbeschworen hat.
(Quelle.! zur Genealogie des Fürstenhauses
Mettcrnich. n.) Sandschrif-iche. Alter Her«
ren stand für das Reich und die Erbländer
mit dem Titel Wohlgeboren und der Bewil«
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Metastasio-Molitor, Volume 18"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon