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Metternich Metternich
Schwert in der Scheide. Die der protestaw
tischen Union entgegengesetzte katholische Liga
war Lothar's Werk, diese „berüchtigte" (!
katholische Liga, deren alleiniger Zweck Selbst«
Vertheidigung, und die der nicht minder be
rüchtigten, einzig auf die gewaltsame Ver>
größerung ihrer Glieder ausgehenden Union
entgegengesetzt worden. Nach Ansicht der
Gegner hätte es vermuthlich der Katholiken
Schuldigkeit sein sollen, wie Stramberg
voll beißender Ironie bemerkt, „sich in Nuhe
und Ergebung die Haut über die Ohren zie>
hen zu lassen". Lothar's Werk war es auch,
daß in den allerbedrängtesten Augenblicken,
unter den drohendsten auswärtigen Gefahren
und in dem schrecklichsten Zerwürfnisse von
innen, nach dem unseligen Bruderzwiste zwi<
schen Rudolph und Math ias , Und nach
deS Ersteren und Letzteren Tode, als Ferdi»
nand I I . den Pfalzgrafen Friedrich als
Gegenkönig in Böhmen, Gabriel Bethlen
aber als Gegenkönig in Ungarn sah, die Kai«
serkröne dennoch bei dem Hause Oesterreich
blieb. Im Alter von 73 Jahren starb der
große Churfürst Lothar am 7. September
4623, und nicht, wie es in Hormayr's „Ta<
schenbuch" 1827. S. 397. heißt, bereits am
28. August 1623. St ramberg zeichnet ihn
mit folgenden Worten: Man rühmt die An»
muth und Schönheit seiner Person, die offene
Stirne, die hohen dunklen Augenbraunm, die
mäßig erhobene Nase, die blühende Gesichts-
farbe, auch den stattlichen Mann, Tiefe in
philosophischer Forschung und gründliche Er<
kenntniß der Rechtswissenschaft, weniger nicht
seine Fähigkeit in der lateinischen, italienischen,
französischen und sicnmnändischen Sprache,
daß er aber die Zeiten erkannt und richtig zu
beurtheilen verstand, dieß in einer ausführ»
lichen Darstellung aufzuzeichnen, blieb dem
unermüdlichen Forscher und Chronisten des
Rheinlandes, Chr. v. St ramberg, vorbe»
halten. Churfürst Lothar ruht, im Dome zu
Trier beigesetzt, zu den Füßen jenes Monu«
mentes, das er selbst im Jahre 1613 sich
errichtet. Es steht in der Kirche linker Seite,
außerhalb des Chors und hat die Form eines
Aliars. Die Hauptfigur ist der Fürst selbst,
gar kenntlich durch seine edlen Züge, mit St.
Michael dem Erzengel zur Seite. Darüber
ist der heiligen Jungfrau Aufnahme in die
Gemeinschaft der Heiligen, welchen die acht
Seligkeiten sich anschließen, dargestellt. Das
Ganze wird durch die Darstellung der Ein»
setzung des Abendmahls, zwischen den Bild» säulen des Glaubens und der Liebe, gekrönt.
l^ Der rheinische Antiquarius. Mittel-
rhein. I I . Abtheilg. 2. Bd. (auch unter dem
Titel: Ehrenbreitstein, Feste und Thal). Histo«
risch und topographisch dargestellt durch Chr.
v. Stramberg (Coblenz.R. F. Hergt.gr.8".)
S. 236-288.) — 23. Lothar Friedrich
Churfürst von Mainz (geb. 29. September
1617, gest. 3. Juni 167i>), ein Sohn des
churtr«rschen Geheimrathes, Statthalters und
Amtmanns zu Wittlich, Johann Gerhard,
von der Linie Mettcrnich-Bourscheid, aus des.
sen Ehe mit Mar ia von der Leyen. Lo»
thar Friedrich widmete sich dem geistlichen
Stande, wurde 1639 Domherr zu Mainz,
Trier und Speyer, am 11. April 1632 Bischof
von Speyer. Am 13. December 1670 erwählte
ihn der Churfürst von Mainz, I ohannPh i .
l ipp von Schönborn, zum Coadjutor,
worauf er nach dessen Ableben am 12. Februar
1673 zur Regierung gelangte. Als Churfürst
regierte M. nicht länger denn dritthalb Jahre
und seinen Nuf als Kirchenfürst begründete er
als Bischof von Speyer. Eine vorzügliche
Aufmerksamkeit widmete der neue Bischof der
Kirchendisciplin und die von St ramberg
mitgetheilten Auszüge aus seinen Hirtenbriefen
(Sendbriefe, wie sie dort heißen) zeigen deut«
lich, wie der Fürst die bei seinen untergebenen
Geistlichen herrschenden Uebel, die auch noch
heute nicht besser geworden sind, zu beseitigen
bemüht war. und in einem derselben beklagt er
ganz ernstlich: „daß nach der Lüde^lichkeit der
Geistlichen der Werth des katholischen Glau»
bens bemessen werde". „Entehrend", heißt es
auch darin, „ist es für den Geweihten, wenn
er sich von seiner Köchin beherrschen läßt, in
Dingen sogar, welche drr Küche fremd, wenn
er sie als Rathgeberin gebraucht und Amts-
geheimnisse mit ihr verhandelt, wie dann die
Bartscherer dergleichen Geschichten umtragen."
Am 16. April 1673 wurde Lothar Fried»
rich auch noch zum Fürstbischof von Worms
erwählt, so daß er auf seinem Haupte drei
Infuln, jene von Speyer, Mainz und Worms,
vereinigte. Die französischen Kriege, welche
zu seiner Zeit deutsches Land verheerten, ver«
schonten auch seine Bisthümer nicht, obgleich
er sich zu strenger Neutralität verpflichtete
und diese auch angenommen worden war.
Das Erzstift erlitt ebenso eine Reihe von
Durchzügen, Belästigungen und Mißhandlun,
gen von Seite der Söldner, wie das Hochstift
Speyer von der französischen Besatzung in
Philippsburg Unsägliches zu leiden hatte. Die
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon