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Meyer, Friedr. Gottl. 41 Fnedr.Gottl.4i
bezeichnende, sei m Kürze dargestellt.
Im September des Jahres 1838 erschien
der Erzbischof von Prag, Cardinal Fürst
Schwarzenberg, als apostolischer
Visitator der österreichischen Klöster, un«
vermuthet im Benedictinerstifte Lambach,
welches schon seit mehreren Iahrzehnden
keinen Abt hatte, und kündigte dem dor»
tigen Convente an, daß ?2tQr Theodor
Hagn aus dem Stiste Kremsmünster
dem Kloster als Prälat vorgesetzt werden
solle, und demnächst nebst einer Anzahl
neuer Ordmömitglieder aus bayerischen
Klöstern seinen Einzug halten werde.
Den gegenwärtigen Ordensmitgliedern
stehe es frei, sich — wie jene neuen —
der strengeren Observanz, welche man
bei allen Orden wieder einzuführen be-
müht ist, zu fügen oder auszutreten und
ihrer künftigen Verwendung entgegen zu
sehen. Die Eröffnung erregte erklärliche
Sensation. Die Maßregel erschien zu-
nächst als ein Angriff auf die mehr als
tausendjährigen Ordensstatuten, nach
welchen den Diöcesan.Oberen nur dann
cin Einschreiten bezüglich der Wahl eines
Abtes gestattet ist, wenn diese Wahl auf
einen Mann gefallen sein sollte, vor roel
chem moralische oder materielle Nach»
theile für das Stift zu besorgen wären.
Dieser Fall lag aber hier gar nicht vor.
Zweitens aber sahen die Oldcnsgeistlichm
in der Octroyirung mies Abtes nicht
aus ihrer Mitte, sondern aus einem
anderen Stifte, ein Mißtrauensvotum,
gegen welches sie glaubton protestiren zu
müssen, um so mehr, als gerade die
Person, auf welche die Wahl der Oberen
gefallen war, ihr Vertrauen gar nicht
besaß. Da diesen Einwendungen kein
Gehör gegeben wurde, nahm der Regu<
larclerus Ober- und Niederösterreichs
überhaupt die Sache in die Hand, in
der richtigen Erkenntniß, daß der Lam- bacher Fall, stillschweigend hingenommen,
als Pracedenzfall für weitere Eingriffe in
die Rechte und Privilegien der Ordens»
geistlichkeit werde dienen müssen. Es gab
für ihre Angelegenheit nur noch einen
Weg, der Papst selbst, und an diesen
wurden nun, wie eben gesagt, zwei allge«
mein geachtete Prälaten, darunter Abt
Friedrich, als Deputirte abgeordnet.
Abt Friedrich erkrankte aber auf dieser
Reise nach Rom zuerst in Wien, setzte
zwar unter mannigfacher Besserung und
Verschlimmerung seines Zustandes die
Reise fort, und kam. schwer darnieder-
liegend, am 19. December in der ewigen
Stadt an. Zehn Tage spater verlor
Oesterreich mit ihm einen seiner edelsten
Bürger, einen seiner tugendhaftesten
Priester. Auf fremder Erde wurde er
bestattet, auf dem esquilinischen Hügel
in der Kirche S. Pietro. Nach dem Tode
seines Gefährten nahm der Abt von
Seitenstetten die Angelegenheit ganz in
seine Hand und brachte den Sachverhalt
dem heiligen Vater vor, der nun die
Zusage gab, die Sache noch einmal un»
terfuchen zu lassen und darnach zu ent-
scheiden. Indessen hielt der dem Kloster
von Kremsmünster abtrünnig gewordene
und ^dem Kloster von Lambach aufge«
drungene Mönch Theodor Hagn als
Abt seinen Einzug in Lambach, und die
Willkür, wie oft im Leben, hatte auch
hier gesiegt.
I l lustr ir te Zeitung (Leipzig. I . I . Weber,
Fol ) XX^II.. Bd. (1«59>, Nr. 818, S. 156:
„Friedrich Mal)cr, Prälat des Bmedictiner«
stiftcü St. Fiurian" Daselbst wird sein Ge-
burtsort irrig Stockhrim statt Stockholm ge<
nannt^, — Mußestunden (Wien, bei Wald-
Heim, 4".) l8ö9, S. w«. — Linzer Zei«
tung <8i>9, Nr. 4: Nekrolog. — Porträte,
l) Lithographie uon Dauthage; — 2) in
der Illustrirtcn Zeitung 1839, Nr. 136: Holz.
schnitt; — 3) in den Mußestunden 1839,
S. I0l.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon