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Meyer, Joseph Georg 83 148 Meyer, Joseph Georg 83
welcher des großen Andrangenü wegen
der Abmarsch sehr langsam vor sich ging,
bis auf den letzten Mann passirt hatten.
I n der Schlacht bei Aspern, am ersten
Schla'chttage, 21. Mai, befehligte M. die
Avantgarde des zweiten ArmeecorpS und
war sorgsam bedacht, die Verbindung
mit dem ersten zu erhalten. An diesem
Tage erhielt M. eine schwere Wunde,
welche ihn jedoch nicht hinderte, auch am
folgenden Tage auf dem Schlachtfelde
zu erscheinen. An diesem hielt er während
der wiederholten feindlichen Attaquen
mit seiner Brigade Stand, jedes Vor-
dringen des Feindes auf das Muthigste
abwehrend. Ja, als das erste Bataillon
des Regiments d'Aspre durch das feind-
liche Geschützfeuer in Unordnung gerathen
war, formirte M. dasselbe, obgleich eS
nicht zu seiner Brigade gehörte, von
Neuem es zum äußersten Widerstände
anfeuernd. Nicht minder that er sich bei
Wagram hervor, wo er namentlich am
zweiten Schlachttage, am 3. Juli, Be-
weise einer heldenmäßigen Tapferkeit gab.
Seine Brigade, bestehend aus sieben
Bataillonen der Regimenter Deutsch»
meister und Kerpen, 3000 Mann stark,
hatte Befehl, die Bewegung des Feindes
auf Siebenbrunn zu verhindern. Dabei
war die Situation auf dem Schlacht»'
felde plötzlich eine solche geworden, daß
Mayer mit feiner Brigade dem an
40.000 Mann starken Gegner längere
Zeit allein Widerstand leisten sollte.
Neberdieß beschoß der Gegner die Brigade
auS fünfzig Geschützen. Die Kanonen
derselben waren langst zum Schweigen
gebracht und das Reservegeschütz konnte,
da es bereits eine andere Verwendung
erhalten hatte, nicht benützt werden. Der
Tod hielt eine fürchterliche Ernte in
Mayer's Brigade. Nichts jedoch brachte
sie zum Wanken. Wenn sie noch länger Stand hielt, hatte Erzherzog Johann
Zeit gewonnen, mit seinem Armeecorps
über die March zu setzen und im Rücken
des Feindes zu erscheinen. Mayer er»
kannte, daß er den Feind nicht zum An-
griffe kommen lassen durfte und ihm mit
einem solchen selbst zuvorkommen mußte.
Mit klingendem Spiele rückte er nun
mit seiner Brigade, er selbst an ihrer
Spitze, dem übermächtigen Gegner ent-
gegen. Als er ihm auf fünfzig Schritte
nahe gekommen, ließ er Feuer geben iM
schritt nun zum Bajonnetangriffe. Das
erste Treffen des Feindes war so auf das
zweite zurückgeworfen und dieses selbst in
Unordnung gebracht worden. Als der
Feind sich wieder geordnet, begann M.
seinen Kampf von Neuem, er war ein
furchtbarer auf beiden Seiten. Der Tod
mähte ganze Reihen nieder, aber die
Brigade Mayer hielt Stand, ohne daß
der Feind eine Hand breit Terrain zu
gewinnen vermochte. Indessen absr hatte
sich auf einer anderen Seite des Schlacht»
feldes die Situation zu Gunsten des
Feindes gewendet, und von einer günsti«
gen Stelle bestrich er nun Mayer's Bri.
gade mit Geschütz» und Kleingewehrfeuer.
Mayer selbst war bereits verwundet,
ebenso die meisten Officiere. Die Mann.
schaft war nach einem dreitägigen
Schlachtenkampfe zu Tode erschöpft, aber
noch hielten Alle Stand und schlugen
einen dritten Angriff der Franzosen sieg-
reich ab. Nun aber mußte M., um nicht
von der nach Mähren führenden Straße
abgeschnitten zu werden, den Rückzug
antreten, den er auch ferner unangefoch»
ten mit dem in Massen formirten Reste
seiner braven Brigade ausführte. Mayer
erhielt für diese schöne Waffenthat so»
fort von Sr. Majestät das Ritterkreuz
des Leopold'Ordens, und im Capitel
des Jahres 1810 das Ritterkreuz des
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon