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) Karl 87 ^ Karl 87
nasialclassen in Meran besucht, trat er im
Stifte Marienberg in den Benedictinerorden
Nach der im Jahre t806 erfolgten Aufhebung
dieses Stiftes war Mayr zuerst als Gym-
nasial-Profefsor in Meran und dann als Pro<
fessor der Philosophie am Lyceum in Trient
thätig. Sobald aber im Jahre l816 das Stift
wiederhergestellt wurde, siel die Wahl zum
Prälaten desselben auf ihn. Durch nahezu vier
Decennien stand er dem Stifte zu dessen From
men und neuer Entwickelung vor. Als er die
Regierung des Klosters übernahm, war Alles
neu herzurichten, neu zu ordnen, denn nach der
Aufhebung waren nichts als die nackten Wände
übrig geblieben. Nach und nach hob er aber
Stift und Kirche zu der ihnen gebührenden
würdevollen Stellung. Insbesondere war er
auch auf Bereicherung der Klosterbibliothek,
für die manche kostbare Werke geschafft wur-
den, bedacht. Auch unterstützte er literarische
Bestrebungen gerne. wenn sie die kirchliche
Wissenschaft betrafen. Um Meran machte er
sich namentlich dadurch verdient, daß er sich
zur Uebernahme des ganzen Obergymnasiums
von acht Classen entschloß, worin er von seinen
Copitularen eifrig unterstützt wurde. Durch den
Druck hat er nichts veröffentlicht, jedoch fanden
sich in seinem Nachlasse in Handschrift seine in
Trient gehaltenen philosophischen Vorträge in
lateinischer Sprache. Ein Freund der Kunst,
empfand er an schönen Gemälden eine beson»
dere Freude, und schrieb nicht selten auf Bilder
und einzelne Blätter Epigramme. M. wird
als der zweite Gründer des Stiftes Marien»
berg, dessen erster Abt er nach seiner Wieder»
Herstellung war, angesehen.
Katholische Blät ter aus Tirol (Innsbruck.
Wagner. 8«) XVI I . Jahrg. (1859). Bd. I,
S. 39: „Ein Kleeblatt von Tiroler Vene«
dictinern", von?. Pius Zingerle.
87. Meyer , Karl (Schauspieler und
Erbauer des Iosephstädter Theaters in Wien).
Meyer lebte in der zweiten Hälfte des acht»
zehnten Jahrhunderts. Er baute das Theater
in der Iostphstadt, welches ein Privilegium
besitzt, wie sich eines solchen kein anderes Thra«
ter Wiens rühmen kann, denn es dürfen cmf
demselben alle Gattungen von Spectakel-, alö:
Trauer», Schau», Lustspiele, Opern. Ballette
und Pantomimen dargestellt werden. Am
24. October l?88 wurde es zum ersten Male
eröffnet. Meyer selbst, Eigenthümer und Di«
rector.dieses Theaters, war auch der Komiker
desselben. Eine Schilderung seiner Komik ver- > danken wir Castelli, der in seinen Memoiren
Folgendes über ihn berichtet: „Er war von
großer Statur, hatte besonders lange Füße.
und stieg auf der Bühne gewöhnlich herum,
wie ein Pfau. Aber eben in seinen eckigen Ve»
wegungen lag etwas unwiderstehlich Lacher»
liches. Er war kein bedeutender Schauspieler,
er stellte keine Rolle, keinen Charakter dar, er
spielte immer sich selbst, den komisch?« Mann.
Wenn er extemporirte. so geschah dieß meistens
auf Kosten seiner Schauspieler oder seiner selbst.
Er brachte Unarten der ersteren, fehlgeschlagen?
eigene Hoffnungen. Coulissenintriguen u. s. w.
zur Oeffentlichkeit; und wenn ein Stück, in
welchem er mitspielte, mißsiel und er es an
der Unruhe des Publicums bemerkte, so hieb
er auf Dichter. Darsteller, Decorateurs und auf
sich selbst unbarmherzig los, und spielte dem
Publicum auf diese Art eine Komödie in der
Komödie. Man könnte sagen, er setzte eine Force
darein, Unsinn zu schwätzen und die Redesätze so
zu verdrehen, oder Zeitwörter und Bindewörter
wegzulassen, daß man den Sinn mit Mühe
errieth. So sprach ^r einst, als er nach einem
neuen Stücke vorgerufen wurde, an das Publi-
cum wörtlich Folgendes: „Verehrungswürdiges
Publicum! — gewesen sein! werden — Psttschi-
Pfeil schießen von drüben und drenten (hirmit
spielte er auf die Theater auf der Wieden und
in der Ieovoldstadt an), aber nichts zu sagen
haben das! — Kleines Tischerl haben — wenig
Speisen darauf — aber verehrungswürdiges
Publicum zufrieden sein — Vivat!" und er
wurde noch einmal herausgerufen." Meyer's
Theaterdichter war ein gewisser Vol l . der ihm
die komischen Rollen an den Ieib schrieb. Von
eyer übernahm die Leitung der Bühne der
Eisenhändler Hub er. dann sein Bruder und
so fort, bis im Jahre l822 ein Herr Reischel
Meycr's Privilegium an sich brachte, das
alte Theatergebäude niederreißen und am 8. Mai
l822 ein neues nach den Plänen des Architekten
Kornhäusel beginnen ließ. woraufHe ns l er
. VI I I , S. 312) die Zeitung des Theaters
übernahm und bis zu seinem Tode, 24. No«
vember 1823, führte.
Memoiren meines Lebens. Gefundenes und
Empfundenes von vi-. I . F. Castelli
(Wien und Prag 486l, Kober u. Markgraf,
30.) Bd. I , S. 266 u. f. — (Wiener)
Theater-Zeitung, herausg. von Adolph
Bäuerle (Wien, ar. 4".) XXXVII. Jahrg.
(1834), Nr. 52: „Die verstorbenen komischen
Schauspieler Wiens. 7. Karl Meyer". —
Austria. Oestrrreichischcr Universal-Kalender
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon