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Miani 208 Miani
getäuscht, war nach Alexandrien zurück
gekehrt, jedoch mit dem unerschütterlichen
Vorsatze, trotz alledem die Expedition zu
unternehmen. I n Aleraudrien führte ihn
das Geschick mit einem jungen deutschen
Naturforscher, dem Dr. Schwein fürt,
zusammen, der überdieß eine Eigenschaft
besaß, die den meisten Entdeckern fehlt,
nämlich die: reich zu sein. Als Dr.
Schwein fürt in Miani den tüchtigen
Führer in der Wüste alsbald erkannte,
erbot er
sich^
den vierten Theil der Expedi»
tionskosten zu tragen. Nun eilte Miani
nach Italien zurück. In Trieft, wo
man ihn nur dem Namen nach kannte,
erregten seine öffentlichen Vortrage die
verdiente Aufmerksamkeit, man sub»
scribirte zu Gunsten seiner Expedition
mehrere Tausende; in Venedig, das
ihm die interessante ethnographische
Sammlung verdankt — welche, nebenbei
erwähnt, von einem Botaniker in naiver
Weift als „Graffelwerk" classificirt wurde,
worauf ein schlagfertiger Reisender er»
wiederte. mit eben demselben Reckte, als
der Botaniker Miani 's ethnographische
Sammlung „Graffelwerk" heiße, könne
mandes Botanikers Herbar „Heu" nennen
— in Venedig, das Miani 's Samm»
lung dem Museum Oorrsr einverleibte,
ward ihm die ehrenvollste Huldigung der
Handelskammer und des Municipiums,
man subscribirte zehntausend Gulden,
gab ihm Credit auf Waaren und
dreißig Kisten Glaswaaren. Perlen der
verschiedensten Farben, Form und Größe,
das eigentliche Kleingeld Innerafrika's,
welche M. sofort vorausschickte. Somit
warm bereits die Kosten der Expedition,
deren Dauer auf zwei Jahre ange»
seht ward, mehr als zur Hälfte ge.
deckt. Darauf begab sich Miani nacd
Dresden, um sich der dort lebenden
Mutter seines Reisegefährten, des Dr. Schweinfurt, vorzustellen und der um
den Sohn besorgten Frau seine Bürg«
schaft für den glaubwürdigen Erfola
auszudrücken. Dieser Besuch M.'s bei
Dr. Schwein fürt 's Mutter scheint
nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt zu
haben, da eine Reise Miani 's mit Dr.
Schweinfurt bisher nicht zu Stande
kam. Auf seiner Rückreise verweilte
Miani 's in Prag. um dort eine eigen«
thümlicbe Art von Glasperlen, welche
seit einiger Zeit ?n den Nilländern stark
gesucht, aber in Venedig nicht fabricirt
wird, einzukaufen. Mittlerweile war man
auch in Wien nicht unthätig geblieben,
und in einer bewegten Sitzung, nicht eines
Ausschliffes, sondern der zahlreich ver»
sammelten geographischen Gesellschaft,
welche jenen oberwähnten Beschluß der..
sieben Mitglieder
stillschweigend
ablehnte,
war es dem Dr. Scherzer gelungen,
den Antrag durchzubringeri. daß von
Seite der Gesellschaft mit Zuziehung
Miani 's selbst eine schriftliche Eingabe
an das Staatsm'misterulm abgefaßt
wurde, in welcher Miani 's Erpedition
auf das Wärmste befürwortet wurde.
Miani erhielt von Sr. Majestät Waffen
und Munition, und den ansehnlichen
Geldbetrag von mehreren tausend Gul»
den aus der Privat'Schatulle. und nun
sckritt Miani an die Ausführung seiner
Expedition. Genau mit den Erfocder»
nisscn bekannt, welche außer den nöthigen
Geldmitteln das Gelingen einer solchen
Expedition ermöglichen, begab er sich
zunächst nach Constantinopel, wo er als»
bald die Theilnahme des Freiherrn von
Prokesch«Osten erregte, der in seiner
Stellung als kaiserlicher Gesandter bei
der Pforte, selbst Geschichtsforscher und
Reisender, Miani 's Unternehmen mit
allen Kräften förderte. Ein Veziralschrei-
ben Fuad Pascha's an den Vicekönig
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon