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Wani 206 Miani
von Vgypten drückte das Interesse des
Sultans an dem Unternehmen Miani 's
aus, bewilligte kostenfrei ein Dampfschiff,
um ihn mit hundert Mann, den nöthigen
Lastthielen und allem Materiale von
Suez durch das rothe Meer bis an die
Mündung deS Ofi (unterhalb des Aequa-
tors) zu bringen. Von dort wollte er
zwischen den Schneebergen Kenia und
Kilimandscharo an das Südufer des
Nyanza vordringen. Da sichMiani zu
dieser Reiseroute entschlossen, so ist die
Reise Nil-aufwarts bis Gondokoro er-
spart und die Expedition um ein Jahr
abgekürzt — gerade um das Jahr, das.
wie ein Berichterstatter treffend bemerkt,
Mian i in Wien durch neidische Gegner-
schaft und unwissenschaftliche Einmengerei
verloren hat. — Sodann beschloß Mian i .
die Wege von Sveke und Grant zu
vorfolgen, und indem er so die Aufgabe,
welche die englisch-geographische Gesell^
schaft dem Reisenden Baker zutheilte,
an ihrer südlichen Hälfte zu lösen vor-
hatte, suchteer zugleich diesen, da Baker
bereits verschollen war, auf. Diese letz-
tere ehrenvolle Aufgabe war dem kühnen
Reisenden durch Hofrath Ritter von
Haidinger ^Bd. VI I , S. 208, und
Bd. XIV, S. 463^j. dem Nestor der
Wissenschaft in Oesterreich, zugemittelt
worden. Haidinger nämlich sandte
im Jahre 1863 an Mian i einen Brief
seines Freundes, deS Präsidenten der
Londoner geographischen Gesellschaft,
Sir Robert Murchison, in welchem es
heißt: „Es ist mir (Murchison) höchst
peinlich, daß mein verstorbener Freund
Speke auf Mian i übel zu sprechen
war, er selbst kannte ihn nicht und er
sprach nur seinen Feinden nach. Ich habe
mich überzeugt, daß Herr M ian i , wenn
auch kein Astronom, doch ein ausge-
zeichneter, gewissenhafter Reisen» der ist, der sich einen guten Namen und
das Vertrauen der Wilden am weißen
Nil erworben hat. Ich ersuche Sie, alles
Mögliche zu thun, um Herrn Mian i zu
bestimmen, daß er erforsche, wo sich
unser Reisende Herr Baker befindet.
Es scheint, er ist jetzt in Unyoro; wenn
es sich so verhalt und er lebend aus dem
äquatorialen Afrika wiederkehrt, wird
eines der größten Probleme gelöst sein.
Man erwartet diese Lösung von
Herrn M i a n i und von unserer
Gesellschaft. Ich bitte Sie, Herrn
Mian i zu ersuchen, er möge alle Mittel
aufwenden, um sich und uns von dem
Schicksale Herrn Baker's zu unterrich.
ten, und unserem Landsmanne jede mög'
liche Hilfe angedeihen zu lassen." Spater,
im Jahre 1866, verlautete es, M ian i
habe die Absicht, nach der afrikanischen
Ostküste aufzubrechen, um genaue Erkun-
digungen über das Schicksal des Baron
von der Decken einzuziehen, in welcher
Absicht er sich auch an die Mutter des
vermißten Reisenden, die Fürstin Pleß,
gewendet, und ihr zu diesem Zwecke seine
Person und seine Erfahrungen zur Ver>
fügung gestellt, falls diese dann geneigt
wäre, die Mittel, welche M ian i in
Waffen. Munition, Provisionen, Tausch-
waaren u. dgl. m. besitzt, zu ergänzen.
Die letzten Nachrichten über M ian i rüh»
ren aus einem eigenhändigen Schreiben
desselben vom -12. April d. I . (1867)
her, das aus Ismaila datirt ist und
unter anderem interessante Details
über die Arbeiten am Suezcanal enthält.
Es ist an den Präsidenten der Triester
Handelskammer gerichtet, welche M. mit
nicht^unbedeutenden Geldbeträgen unter-
stützt hat. M ian i ist nach dem Urtheile
von vielen Nil'Reisenden der geeigneteste
Mann zur Führung einer Erpedition, die
mit so viel Fährlichkeiten verbunden ist.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon