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llihes 260 Mihes
von ihrem vielseitig gebildeten Vater
selbst, mit dem sie, reifer geworden, phi-
losophische, religiöse und historische Werke,
u. a. die Geschichte der Religion Jesu
Christi von Friedrich Leopold Grafen von
Stol lberg las. Dabei zeigte sie früh-
zeitig ein schönes Talent für die Kunst.
I n der Schule eines geschickten und stren«
gen Technikers, deS fürstlich Hohenlohi«
schen Malers Weigand in Breslau,
erhielt sie durch fünf Monate eine Anlei»
tung im Oelmalm, Alles übrige ver«
dankte sie dem Selbstunterrichte und un-
verdrossenen Fleiße, mit welchem ihr
reiches Talent bald alle Schwierigkeiten
der Kunst überwand. Im Jahre 1816
machte sie die erste Neise nach Dresden,
wo sie unter mehreren anderen Copien
auch „Sie H. Ciicilill" von Carlo Dolce
und „Nie Königin uan Gqpern" von Pol>
denone meisterhaft coftirte. Zu gleicher
Zeit machte sie Versuche im Bildnißma-
len, und vollendete, als sie nach Breslau
zurückgekehrt war. mehrere Bildnisse, dar»
unter jene der „Graun Dunkelmann", —
„Frau nun Uutlikirch",— deS „Prukr35ur3
NnZching mit Frun nnd Rindern" u. m. A.
Auf einer zweiten Reise nach Dresden,
welche sie im Jahre 1818 unternahm, setzte
sie dort ihre Kunststudien in der reichen
königlichen Gallerie fort und vollendete
unter andern eine schöne Copie der „Na-
bannn" von Annibal Carracci und der
berühmten „Venus" von T i t ian. Außer»
dem versuchte sie sich aber auch in Ori>
ginal-Compositionen und sind unter die»
sen zu erwähnen eine „M^s?" c?o?o?-o.5^ «,
die damals in den Besch des Ober-Lan-
desgerichts - Präsidenten von Fischer
gelangte; eine lebensgroße Darstellung
des „Zlesknlup und der UWeia". Eigenthum
des Doctors Mogal la in Breslall;
eine Scene aus dem dritten Theile von
Fouquö's Zauberring, nämlich: „Verthu ullü Nechtenried, uan den Mulirenräubern be-
drängt, 2ucht Sntlncht nntcr dem am Wege
stehenden steinernen Urenze", welches Bild
in den Besitz Fouque's gelangte, der
desselben auch im 2. Bande seiner Lieder
in der „Epistel an Julie Mihes" ge-
denkt; — das „Nlwblatt" für dk Be-
gräbnißcapelle des am 2. Mai 1813 in
der Schlacht bei Groß'Görschen in Sach.
sen im Kampfe für das Vaterland gesät»
leneu Grafen Karl Henkel von Don«
uersmark' — eine „Madonna mit dem
Ninde", in freier Landschaft, für den König
von Preußen, für den sie auch eine treff.
licho Copie von Perugino's „Gante
Christi im Jordan" gemalt hat. Als im
Jahre 1820 Jul ien's Mutter starb,
unternahm der Vater, der mittlerweile
nach Brieg, wohin das k. Bergamt ver»
setzt worden, übersiedelt war, um sich zu
zerstreuen, eine Neise nach Wien, wo sie
Empfehlungsbriefe an den berühmten
Alterthumsforscher Aloiö Primisser
und seine beiden Schwestern hatten, de»
nen um dieselbe Zeit ihre Mutter gestor»
ben war. Die gegenseitige Mittheilung
gleicher Verluste verband beide Familien
in kurzer Zeit nur um so inniger. Ju l ie ,
welche behufs ihrer Kunststudien in der
Gallerte im Belvedere malte, traf mit
Pr i missers, die dort wohnten, öfter
zusammen und nahm, als der Vater nach
beendetem Urlaube nach Vrieg zurück-
kehrte, Kost und Wohnung bei denselben.
Dieser freundschaftliche Umgang in einem
sirengkatholischen Hause blieb nach zwei
Seiten hin nicht ohne Einfluß. Ju l ie
trat — nachdem sie nicht ohne Scbwie«
rigkeit die Einwilligung des Vaters zu
dem Schritte, den, sie
vorhatte, erlangt —
am 47. Jänner 1821 zur katholischen
Kirche über, und legte im Beisein ihreS
künftigen Gatten. Alois Pr im isser,
und Friedrich von Schlegel's in die
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon