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den Bühnen Wiens besonderer Pflege
erfreut, zuzuwenden. Er brachte nun
mehrere einactige Lustspiele auf die
Bühne, und zwar: „Nas Mllsseschiikt", —
„Ghne Heiralh", — „Nie Gnndigen", —
,3er Zchnlgetzilfe", welche sowohl in Wien
als auch auf anderen Bühnen geßelen.
Ebenso gefiel auch das dreiactige Volks»
stück: ,Ms Herz hat Necht", und in neue-
ster Zeit errang sein historisches Sitten«
gemalde: „Gin Lehrer ;ur Aeit Josephs II.",
das am 3. December 4867 im Joseph«
ftadter Theater zum ersten Male gegeben
wurde, einen vollständigen Erfolg. Viel
Novellistisches und Dramatisches bewahrt
M., der nunmehr auf die literarische Pro«
duction angewiesen ist, in Handschrift.
Oesterreich im Jahre 4840. Staat und
Staatsverwaltung. Verfassung und Cultur.
Von einem österreichischen Staatsmanne
(Leipzig !840. Otto Wigand, gr. 80.) Bd. I I ,
S. 3l8.
Mirani, Therese (Kunststickerin,
geb. zu Prag 2. December 1824). Toch-
ter des,Schriftstellers Ioh. Heinr. Mi-
rani ^s. d. Vorigen^. Schon in ihrer Iu-
gend zeigte sie
ein ausgesprochenes Geschick
in allen feinen weiblichen Handarbeiten,
mit besonderer Vorliebe aber betrieb sie
die Kunststickerei. Obschon sie nur zu
ihrem Vergnügen als Dilettantin arbei-
tete, genügten ihr doch nicht die gewöhn-
lichen Chablonen, sie studirte daher die
meisterhaften Vorbilder des MittelalterS
und war bemüht, diesen nachzustreben.
Bei diesen Arbeiten und Versuchen Neues
zu schaffen, erfand sie eine neue Gattung
Stickerei, die sie „Vroäeiik-äsutkiiO"
nannte, und die in Kennerkreisen Auf»
sehen erregte. Man erklärte diese Arbeit
bald für eines der kunstvollsten Erzeugnisse,
welche je von Frauenhänden geschaffen
worden. Nicht minder Bedeutendes lei-
stete sie in der bunten Flachstickerei, in welchen Arbeiten sie mit geschmackvoller
Ausführung eine vollendete Technik ver«
band. Bei der Ausstellung weiblicher
Handarbeiten im Jahre 1862 wurde sie
für diese Arbeiten mit dem Goldpreise
ausgezeichnet. Ihre Majestät die Kaise-
rin Elisabeth kaufte ein Exemplar der
neuerfundenen „VroHsris-ÄftutsiIs" an
und betraute die Künstlerin mit Aufträ«
gen anderer Arbeiten. Für die „Lroä.0-
ris-äOnisiie" interessirte sich auch die
Frau Erzherzogin Sophie, in deren
Besitz die meisten Arbeiten kamen, und
darunter Altarspitzen, welche die hohe
Frau im Jahre 1864 dem Domschatze
zu St. Stephan verehrte. I n Anecken«
nung ihrer Leistungen erhielt die Kunst,
lerin mit Allerh. Entschließung vom
31. März 1868 den Titel einer k. k.
Kammer-Kunststickerin. Als das k. k.
österr. Museum für Kunst und Industrie
eröffnet worden, benutzte Therese M<
diese Anstalt zu ihren Studien, und co»
pirte dort mit großem Erfolge die be»
rühmtesten figuralen Stickereien. Bald
erfaßte sie auch die Zwecke des Museums,
reinstylistische Formen in der Kunstindu«
strie einzuführen. Dieß gab denn auch
ihren Studien eine eigene Richtung, und
das Ergebniß derselben war die Erfin«
düng einer Spitzengattung, welche
sie n?owtg Imperia.!" nannte, welche
Spitzen alle bisher bekannten an Leichtig-
keit und Zartheit übertreffen, da es der
Künstlerin gelungen ist, auch den Dessin
durchsichtig zu gestalten, waS bisher bei
keinem Spitzenfabricate der Fall war.
DaS erste Exemplar dieser Gattung
wurde im Auftrage der Frau Erzherzo-
gin Sophie und mit der ausdrücklichen
Bestimmung, sie in der Pariser Weltaus-
stellung vom Jahre 1867 sehen zu lassen,
angefertigt. Therese benutzte dazu ein
eigens von dem Zeichner des österr. Mu-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon