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LebenSmuth vollends zusammen. Er
kränkelte und allgemach nahm sein Lei«
den einen tödtlichen Ausgang. Hier stim-
mm nun die Nachrichten über M. nicht
überein. Nach Einigen waren diese Miß»
erfolge die nächsten, ja die Haupterfolge
seines SiechthumS gewesen, daS ihn im
Alter von erst 44 Jahren auf das
Todtenbett warf. Nach Anderen hätten
sich völlige Zerrüttung seiner Vermögens»
Verhältnisse, ja drückende Armuth hinzu«
gesellt, oder waren gar die eigentliche
Ursache seines vorschnellen Endes gewe«
sen. M. hat goldene Tage gehabt und
mit seinen Werken reiche Ernten einge»
heimst, aber, eine echte Künstlernatur,
nie mit dem Erworbenen Haus zu halten
verstanden. Weich von Gemüth, freigebig
wie ein Fürst, habe er, berichtet man vyn
ihm, die Musiker, welche seine Werke
executirten. auf das Freigebigste beschenkt,
selbst einen ausschweifenden Lebenswan-
del geführt und sich so materiell und
physisch zu Grunde gerichtet. Wie viel
an dem Allen wahr, erdichtet oder über»
trieben ist, läßt sich so ohne Weiteres
nicht bestimmen, denn eine quellenmäßige
Bearbeitung seines gewiß ebenso inhalt-
reichen als thätigen.Künstlerlebens ist
noch gar nicht vorhanden, und könnte
nur in Italien selbst mit Erfolg versucht
werden. Auf einer Bodenkammer, heißt
es, wäre er in Rom verlassen und auf
elendem Strohlager gestorben. Anderen
Nachrichten zu Folge hatte er aber nicht
in Rom, sondern in München im Her-
zogsspitale sein vorschnelles Ende ge«
funden. Woher Gerber in seinem
«Neuen historisch-biographischen 3exi<
kon der Tonkünstler" (Bd. I I I , Sp.536)
letztere Nachricht schöpfte, gibt er leider
nicht an. Wie schon bemerkt worden,
war M. als Compositeur ungemein
fruchtbar, man will von 30 bis 40 Opern wissen, die er geschrieben. Von
diesen sind außer den bereits genann»
ten nur noch die Namen von dreien,
„F'aT'naes", „His^o^s" und „^anl,6?^an",
bekannt. Wo ihre Partituren sich befin«
den, die, Gott weiß wo in einem und
dem andern Theatrr>Archive jener Städ'te
Italiens, für welche er vorzugsweise
schrieb, stecken, weiß Niemand. Nur im
fürstlich Lobkowitz'schen Archive sollen
einige seiner Partituren aufbewahrt sein.
Aber M. hat nicht bloß Opern, sondern
auch Kirchen«, Salonstücke und Compo»
sitionen leichterer Gattung in Menge
geschrieben. So sind von seinen Orato»
rien zwei zu größerem Rufe gelangt, eine
HT'z's '^" und „/)al/a?m-
i'w". Von seinen Messen fand
Dlabacz zwei im Jahre 1786 auf dem
Kirchenchor zu Raudnitz in Böhmen.
Von seinen Symphonien waren nach
Gerber im Jahre 1769 deren sechs im
Drucke erschienen. Vielleicht waren es
die im Eingänge dieser Lebensskizze er»
wähnten, nach den Monatsnamen ge»
tauften, waS aber denn doch zweifelhaft
erscheint. Wohl aber erschienen von ihm
0p. 1) nach Gerber (I. o.), im Jahre
1796, was wohl ein Irrthum und viel«
leicht 1769 heißen mag. denn im Jahre
1796 war ja M. bereits 13 Jahre
todt. Auch kamen im Jahre 1780 sechs
Sonaten für zwei Violinen und ein
Violoncell in Offenbach im Stiche her-
aus. Sein letztes Werk, sechs Quartetten,
ist bei Hummel in Amsterdam erschie«
uen. M. war bereits todt, als sie aus
der Presse kamen und der Verleger eine
Anzahl Exemplare dem Zwillingsbruder
des Verblichenen nach Prag geschickt
hatte, der sie an Musikfreunde ver«
theilte. Ein reicher Englander, Namens
Bar ry , der seinen Unterricht genoffen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Metastasio-Molitor, Volume 18
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Metastasio-Molitor
- Volume
- 18
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1868
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 522
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon