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Mdasdy Mdasdy
1362). ein Sohn des Franz (I.) Nädasdy.
Die erste Ausbildung erhielt er auf der zu
Ofen von Mathias Corvinus gebildeten
Schule. Als aber unter Mathias' Nach»
folger König Wlad is laus H. die kaum
zu blühen beginnenden Wissenschaften wieder
in Verfall geriethen, schickte der Vater seinen
Sohn Thomas von Ofen in die Fremde,
und zwar zuerst nach Gratz, von dort nach
Italien, wo er in Bologna und Rom im
Verkehre mit den hervorragendsten Männern
jener berühmten Städte trat. Während seines
Aufenthalts im Auslande starb König W la«
dislaus und sein Sohn Ludwig folgte
ihm auf den Thron. Die Türken aber be-
nützten diesen günstigen Zeitpunct, um mit
ihren Horden den Westen zu bedrohen. In
dieser bedräng.-.ißoollen Zage der Christenheit
hielt es der Papst für angemessen, an die
bedeutendsten Fürsten Europa's Legaten zu
senden, um die Fürsten zu einem gemein«
schaftlichen Vorgehen aegen den herandrän«
genden Feind der Christenheit zu bereden.
Der Cardinal Thomas deVioCajetano
war der Legat, den der Papst an König
Ludwig I I . nach Ungarn sendete. Der
Cardinal hatte in Rom den jungen ThomaS
Nädasdy kennen gelernt, und da ihm der
Edelmann in seinem ganzen Wesen zusagte,
machte er ihm den Vorschlag, ihn auf seiner
Reise nach Ungarn zu begleiten und seinen
Dolmetsch zu machen. Nädasdy nahm das
Anerbieten an und hatte dem Cardinal so
wichtige Dienste gleistet, daß ihn dieser dem
Könige Ludwig auf das Nachdrücklichste
empfahl, worauf der König den jungen Tho
maö Nädasdy zu seinem Geheimschreiber
ernannte. Auf diesem neuen Posten erlangte
Thomas durch seine Talente und seine
Geschicklichkeit bald das volle Vertrauen des
Königs; dieser schickte ihn auch, als Sol i ,
man Ungarn immer mehr und mehr be»
drohte, als Gesandten zu Kaiser Karl V.
nach Speyer, wo der Kaiser eben Reichsrath
hielt, um von ihm und vom Reiche Hilfe zu
erbitten. Wie sich auch Nädasdy's Sendung
im Anbeginne günstig zu gestalten schien und
es an den besten Zusagen nicht fehlte, so
kam es doch zu keiner That, und Nädasdy
kehrte in seine Heimat zurück, ohne Hilfe zu
bringen, während dort die Noth bereits di
größte war. Kaum auch hatte Nädasdy
die Grenze Ungarns erreicht, als er di
Nachricht von der unglücklichen Schlacht bei
Mohacs (29. August 1526) erhielt, in wel. cher der König selbst geblieben. Nicht bloß
den König, auch seine Freiheit, seinen Wohl«
stand, sein Glück hatte Ungarn auf viele
Jahre verloren. Die Gemalin des gefalle«
nen Ludwig, die Königin Mar ia , hatte
sich nach Komorn geflüchtet, wo sich jene
Schaaren gesammelt hatten, welche dem
Schwerte deS Feindes entgangen waren. Nä»
dasdy begab sich auch dahin zur Königin.
Es galt nun, zunächst gegen So l iman
von Neuem zu rüsten und dann den erledig-
ten Thron zu besehen. Die Wahl war auf
Ferdinand von Oesterreich gefallen.
Nädasdy wurde nun beauftragt, den Kö-
nig zur Annahme einer Krone, die er sich
erst mit den Waffen erkämpfen sollte, zu
bewegen. Auch war schnelle Entscheidung
dieser Angelegenheit von Nöthen, da sich
mitten im schrecklichen Umstürze des Reiches
im Innern Parteien zu bilden begannen,
deren eine bereits den Siebenbürger I o ,
hann Zapolya zum Könige proclamirt
hatte. Nädasdy war es gelungen, Ferdi«
nand zur Annahme der ungarischen Krone
zu überreden, und Ferdinand erschien auch
bald an der Spitze eines Heeres in feinem
neuen Reiche. Thomas, der dem neuen
Fürsten mit 300 Reitern entgegengeeilt war,
um ihn an der Landesgrenze zu empfangen,
bildete mit seiner auserlesenen Schaar den
Vortrab des königlichen Heeres. In Raab,
welche Stadt für Zapolya gestimmt war,
hatte er durch die Kraft seiner Beredsamkeit
einen Umschwung in der öffentlichen Mei,
nung zu erzielen verstanden, die Bewohner
der Stadt erklärten sich wider alleS Ver<
muthen für Ferdinand. Da Zapolya,
um seinen Thron zu behaupten, sich in einen
Kampf mit Ferdinand einlassen mußte,
selbst aber denselben zu bestehen sich zu
schwach fühlte, wendeteer sich an Sol iman
um Hilfe, die dieser bereitwillig gewährte
und mit seinen Türken von Neuem ganz
Ungarn überschwemmte. Ofen siel durch innere
Verrätherei und Nädasdy, den Ferdi»
nand zum zweiten Befehlshaber dieser Stadt
ernannt hatte, wurde nach vergeblicher und
hartnäckiger Vertheidigung gefangen. Schon
wollte Ib rah in Pascha Nädasdy nie«
dersädeln lassen, als Befehl vom Sultan
kam. ihm Nädasdy in's Lager zu senden.
Dort angelangt, übergab der Sultan den
Gefangenen der Willkür Zapolya's. Nä.
dasdy fand aber unerwartet einen Für«
sprecher in Ludwig Gr i t t i . dem Sohne des
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon