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Napp 83 Naprftek
Orgel und Paramente und stellte au
letzterer die verfallene Friedhofskirche neu
her; auf der zweiten Herrschaft Schärditz
stellte er die Pfarrkirche neu her, und als
Patron förderte er werkthatig den Bau
und die Erhaltung der frĂĽheren Patro
natsschulen. Leider wurde er durch diese
vielseitige Thätigkeit den wissenschaftlichen
Arbeiten, denen er sich zur Zeit. als er
noch Professor war, als tĂĽchtiger Orien
talift zuwendete, völlig entzogen. Aus
der erwähnten Periode aber stammen
mehrere kritische Arbeiten, unter anderen
ĂĽber die O der leitner'fchen Gramiua
tiken der aramäischen und arabischen
Spracken. welche in den österreichischen
IahrbĂĽckern der Literatur und in ande
ren gelehrten Fachblättern abgedruckt
stehen. Napp's vielseitige, im Interesse
des Staates, der Schule und Kirche
angewendete Thätigkeit fand Allerh.
SeitS öftere Würdigung; in den Jahren
1836, 1830 und 1889 wurde ihm das
Ritterkreuz des Leopold», des Franz
Joseph, und jenes 2. Classe deS Ordens
der eisernen Krone zu Theil. Viele
Städte Mährens — Brunn an der
Spitze — haben ihn zum Ehrenbürger
gewählt, die Erinnung aber an sein
nĂĽtzliches energisches Wirken lebt in allen
Werken fort. an denen er theilgenommen,
und welche nur eine Förderung und
Besserung der Verhältnisse seiner Mit«
bĂĽrger nach verschiedenen Richtungen.
kurz die edelsten humanistischen Zwecke
zum Ausgangspuncte hatten. Im Jahre
1863 war es ihm gegönnt, festlich sein
fünfzigjähriges Priesterjubiläum zu be»
gehen. Zwei Jahre später entriß ihn der
Tod seinem Stifte und dem Staate im
Alter von 73 Jahren.
BrĂĽnnerZeitung 1365. Nr. 288, im Feuille.
ton: „Ein Priester-Iubilar". — Komers,
Jahrbuch für österreichische Lanowirthe, Jahr« gang!868, S. 485. — Wanderer (Wiener
politisches Blatt) l865, Nr. 303. — Wolny
(Gr. 5.), Kirchliche Topographie von Mähren
(BrĂĽnn. Gastl. gr. 8".) Bd. I, S. l23.
Naprftek, Adalbert (Humanist,
geb. zu Prag 17. April 1826). HeiĂźt
eigentlich Fingerhut und Naprstek
ist nur eine öechisirung des deutschen
Namens. Adalbert besuchte das Gym-
Zäsium in der Präger Altstadt unter
Joseph Jung mann M . X, S. 3tH,
hörte alsdann die Philosophie und ging
im Jahre 1846 nach Wien, um die
Rechte zu studiren. Dort ĂĽbernahm er
a'ich eine Erzieherstelle in einer adeligen
Familie. Schon in jener Zeit beschäftigte
er sich mit literarischen Arbeiten und
schrieb fleißig für die von Havliöek
I M . V I I I , S. 98) redigirte Biene
(Vseia). Am 13. März 1848 von der
allgemeinen Bewegung mitgerissen, hielt
er vor dem Ständehause eine Rede an
das Volk, in welcher er auf die Gleich-
berechtigung der Nationalitäten unter
Oesterreichs Scepter besonderen Nach-
druck legte und welche enthusiastische Auf-
nahme fand. Nun warf er sich kopfĂĽber
in die politische Bewegung, begrĂĽndete
i:i Wien den öechisch.mährisch.schlesischen
Verein, dessen Entwickelung er auf das
Regsamste förderte und wohl fühlend,
welch ein machtiger Factor durck Einbe»
ziehung des weiblichen Geschlechts in die
Bewegung fĂĽr dieselbe gewonnen wĂĽrde,
erlieĂź er die Parole: Gleichberechtigung
der Frauen. Unter Einem machte er
— um sich zu unterrichten oder viel«
mehr seine agitatorischen Zwecke zu för«
dern — Reisen durch ganz Böhmen,
Mahren, die ErzherzogthĂĽmer, nach
Bayern hinaus, und weil er demnächst
vorhatte, auch Asien zu bereisen, betrieb
er mit groĂźem Eifer das Studium der
orientalischen Sprachen. Die October-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon