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Negrelli 127 Negrelli
bahn in Mittel'Italien ernannt wurde.
Er wäre dieser Aufzahlung seiner 3ei<
stungen in Italien, wo er bis zum Jahre
1833 verblieb, noch Manches beizufügen,
über den Werth derselben, über das.
was er dem Gemeinwesen in. und außer«
halb seines Faches und seiner eigentlich,
sten Berufspstichten genützt, Manches zu
sagen; aber wir nehmen nunmehr den
Faden dort auf, wo wir Negrel l i als
Ministerialrath im Handelsministerium
und General'Inspector der Eisenbahnen in
Wien wieder finden. Die Sphäre der
Wirksamkeit. die ihm hier bestimmt
wurde, bot wohl der Beschäftigung viel.
Er griff mit erhöhter Regsamkeit das
Project wieder auf, mit dem er sich
seit Jahren schon beschäftigt hatte und
dessen Durchführung er sicb zur Lebens»
aufgäbe gestellt: wir meinen das Project
der Durchstechung des Isthmus von
Suez. Auf Anregung des damaligen
Staatskanzlers Fürsten von Metier«
n i ch war es im Jahre 1840 schon, daß
er dieß Project durchdachte und mit dem
Eifer und der Ausdauer verfolgte, die
ihm eigen waren. Mit der Bewilligung
seiner Regierung, welche die Wichtigkeit
des Unternehmens schon damals erkannte,
trat Negrel l i im Jahre 1845 der in
Paris gegründeten Gesellschaft der Stu»
dien für den Canal von Suez bei, und
leitete als Vorstand der deutschen Gruppe
in derselben die technische Expedition,
welche 1847 zur Erforschung des Golfs
von Pelusium und zur Aufnahme der
Meeresküste nach Egypten entsendet
wurde. Die Ereignisse deS Jahres 1848
ließen das Project in den Hintergrund
treten, aber Negrel l i 's Theilnahme
dafür blieb immer gleich rege. Der erste
günstige Augenblick wurde benützt, es
wieder aufzunehmen, es hatte festere
Gestaltung gewonnen, seit der gegen» wärtige Vicekönig selbst die Initiative
ergriff und Herrn von 3esseps beauf»
tragte, die Ausführung des Projectes in
Angriff zu nehmen. Negrel l i verband
sich enge mit diesem Manne. Mit Wort
und That gab er ihm Vorschub, sei es
bei der eigenen Regierung, sei es vor der
öffentlichen Meinung. Er trat als öster-
reichisches Mitglied in die internationale
Commission, welche sich in weiterem
Verlaufe bildete und begab sich im Jahre
1855 als solches nach Egypten, mit sei-
nen Collegen die Einzelnheiten der AuS»
führung und ihre Möglichkeit an Ort und
Stelle zu untersuchen. Mit gleichem Eifer
nahm er an den ferneren Berathungen
Theil, welche den definitiven Bericht der
Commision zur Folge hatten. Als Ste-
phenson in London denselben zum
ersten Male angriff, trat Negrell i den
Arbeiten bei, wel^e die Widerlegung des
Angriffs zum Zwecke hatten und diesen -
Zweck glänzend erreichten. Schlagend
widerlegte er die hämischen „Briefe aus
Alexandrien" in der ,Oesterreichiscken
Zeitung", und seine Antwort auf Sie«
p henson's Angriffe im Parlamente steht
!n der „Schlefischen Zeitung" 1838,
Nr. 283, abgedruckt. Im Monate Juni
1838 war Negrel l i bereit, ein zweites
Mal nach Alexandrien sich zu begeben,
um dort mit Herrn von Lesseps zusam-
menzutreffen. Die Umstände erforderten
aber deS Letzteren Anwesenheit in 3on»
don, und Negrell i 's Reise, zu der ihm
die allerhöchste Bewilligung bereits er«
theilt war, unterblieb. Negrel l i be<
nützte den ihm ertheilten Urlaub, um in
einem Bade Italiens Hilfe gegen sein
sckweres Leiden zu suchen. Auf der Rück-
kehr aus demselben wohnte er in Triest
dem dort tagenden Eismbahn-Cong reffe
bei, sprach mit warmen Worten noch für
den Canal von Suez und wies noch in.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon