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Nerpperg 149 Neipperg
Zu beobachten. Mit einem Corps von
nur 6000 Mann hatte er eine 30 Meilen
lange Grenze zu beschützen. Seinen
umsichtig ausgeführten Dispositionen ge«
lang es, diese Aufgabe zu lösen. Am
47. August brachen 4000 Polen in's
friedländische Gebiet ein und drängten
Neipperg's Vorposten bis Wüst-Ol-
bersdorf zurück; eine andere feindliche
Colonne drang bis Gabel vor, wo am
Abend des ^l8. Napoleon eine Armee
von 18.000 Mann vereinigt hatte.
Neipperg konnte ihm nur 2000 Mann,
also ein Drittel seines ganzen Corps,
entgegenstellen, dann eine zweite, von
Oberst Zichy befehligte Abtheilung von
auch nicht mehr denn 2000 Mann mußte
den General Vandamme, der 6000
Mann commandirte, in Kreibiz aufhal«
ten. während eine dritte Abtheilung unter
Oberstlieutenant Derradie dreifach über«
legene Brigade Brunneau bei Wüst«
Olbersdorf am weiteren Vorrücken hin«
dern sollte. Neipperg mußte also den
ganzen nordwestlichen Theil Böhmens
gegen eine Uebermacht von 30.000 Fran«
zosen schützen und während er die Flanke
der zur Hauptarmee marschirenden Allilr«
ten deckte, die Verbindung der letzteren
mit dem Heere Blücher's unterhalten.
Neipperg hatte diese schwierige Auf»
gäbe vollkommen gelöst. Er hatte näm»
lich Napoleon glauben gemacht, daß
ihm nur die Vorhut der alliirten Haupt«
armee gegenüber stehe. Als dann Na»
poleon, der seinen Irrthum inne ge»
worden, nach der Lausitz zurückkehrte
und die Haupteingänge Böhmens stark
besetzen ließ, griff Ne ipperg Rumburg
an, überfiel Niemes, beunruhigte die
feindlichen Stellungen auf allen Puncten,
vertrieb die Franzosen am 26. auS War«
tenberg und Neuschloß, übersiel Kratzau
und lieferte mit seinen Streifcommanden dem Gegner am 28. bei Gabel, Reichen«
berg und Bielstein siegreiche Gefechte.
Als am letztgenannten Tage Feldmar«
schall.Zieutenant Graf Bubna daS
Kommando der Division übernahm,
hatte doch Graf Neipperg an dem
ferneren ruhmvollen Wirken mit seiner -
Brigade großen Antheil, er vertrieb am
29. den Feind neuerdings aus Reichen«
berg und verfolgte ihn bis Einsiedet,
lieferte ihm bei Stolpen einige Wochen
spater, am 23. September, ein glänzen»
des Gefecht, bemächtigte sich am 9. Octo«
ber der Schanze bei Pillnitz, behaup«
tele am 48. das wichtige Pausdorf
und verfolgte die geworfenen Franzosen
über Connewitz nach Zwenkau. Für die«
sen ruhmvollen Antheil an der Ver-
theidigung und an dem wenige Tage
zuvor erfochtenen entscheidenden Siege
in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde
der Graf im Capitel des Maria The»
resien-Ordens des Jahres 4813 mit
dem Commandeurkreuze des Ordens
decorirt, auch ward ihm die große Aus«
zeichnung zu Theil, die freudige Nach«
richt von dem Siege der Völkerschlacht
nach Wien zu überbringen, wo er am
24. October unter dem Jubel der von
dem Franzosenjoche für immer befreiten
Bevölkerung den feierlichen Einzug hielt.
Mit Beginn des nächsten Jahres, 1314, -
entsendete ihn sein oberster Kriegsherr
nach dem südlichen Italien. Dort hatte
der Graf wieder Gelegenheit, sein diplo»
matisches Talent zu entfalten, denn es
war ihm gelungen, den König Joachim
Murat zur Unterzeichnung des Tracta«
tes vom 14. Jänner zu überreden, in
Folge dessen Mura t mit den Verbünde«
ten gemeinschaftliche Sache machte und
eine Armee in's Feld stellte, deren Abfall
ihn ein Jahr spater wehrlos denjenigen
überlieferte, mit denen er sich verbunden.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon