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zutragen, empfing sie der Graf mit
einer Ansprache, die nach einer kurzen
politischen Einleitung etwa in folgenden
Worten gipfelte: „er erkenne zwar den
Honv6d-Verein als ein gesetzlich consti>
tuirtes untadelhaftes Humanitäts«Insti<
tut, allein, er wisse ganz bestimmt, daĂź die
Honväds solche Zwecke verfolgen, denen
er als kaiserlicher Ofsicier fern bleiben
muffe. Er wisse bestimmt, daß die Hon»
vöds dahin trachten, die kaiserlich ostev
reichische Armee eher heute als morgen
ĂĽber die Grenze zu bringen, daĂź sie
Denkmäler einer traurigen Vergangen
heit errichten und an der Geschichte der
ruhmvollen österreichischen Armee mäkeln;
ferner daĂź an der Einheit der kaiserlichen
Armee, die den Gesammtstaat nach auĂźen
allein zu schĂĽtzen im Stande war und ist
und die Ruhe nach innen allein garan»
tirt, nicht gerĂĽttelt werden dĂĽrfe. Nach
alldem sei es ihm leid, den Herren erklä-
ren zu mĂĽssen, daĂź er ihre Einladung zu
dem beabsichtigten Balle ablehne und
auch nicht gestatten könne, wie er es auch
bei Gelegenheit der jĂĽngst stattgehabten
Theatervorstellung gethan, daĂź die Ossi-
ciere der hiesigen (PreĂźburger) Garnison
an dem Balle theilnehmen". Diese Erkla-
rung des Generals Grafen Neipperg
wurde selbstverständlich von der Depu»
tation des Honv4d«VereinS nicht so ohne
weiteres entgegengenommen. Den SchluĂź
der Geschichte sollte ein Duell bilden.
Bereits war die Abrede zu einem solchen
zwischen dem Grafen und dem Vorstande
des Honväd'Vereins, Herrn Udvä.r-
noky, getroffen, selbst schon die Secun«
danten waren gewählt, nämlich General»
Major Bert l in und Oberst Vlasits
als jene des Grafen Neipperg, Joseph
Baron Vay und Graf Bethlen als
jene feines Gegners, aber durch Inter»
venirung des Grafen Wenkheim und, wie es damals verlautete, im Auftrage
Sr. Majestät des Kaisers wurde dieSache
im gütlichen Wege ausgeglichen. Feld»
marschall-Lieutenant Graf Neipperg
wurde aber alsbald von seinem PreĂźbur-
ger Divisionscommando abberufen; am
27. Februar 1869 hat der Graf nach
Feldzeugmeister Härtung provisorisch
das Generalcommando in Wien über»
nommen. Der Graf Erwin ist gegenwär»
tig das Haupt des Grafenhauses Neip-
perg und, da der älteste in der Familie
wĂĽrttembergischer Standesherr, ist er als
solcher Mitglied der Kammer der Stan>
desherrn in WĂĽrttemberg. Graf Erwin
ist zweimal vermalt, zuerst (seit 49. April
1345) mit Henriette gebornen Gräfin
von Waldstein.Wartenberg (geb.
23. December 1823, gest. 18. Juli 1843),
zum anderen Male (seit 28. August 1832)
mit Rosa gebornen Prinzessin von Lob«
kowitz (geb. 13. Juni 1832). Sternkreuz-
Ordens» und Palastdame Ihrer Majestät
der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich.
Nur aus der zweiten Ehe sind Kinder vor»
Handen: Graf Reinhard (geb. 30. Iultz
1836), Gräsin M. Anna Bert ha (geb.
7. August 1837) und Gräfin M. Hed.
wig Sidonie (geb. 22. Juli 1838).
Der Kamerad (Wiener Soldatenblatt, 4».)
1867. Nr. 13. S. N l : „Das Gefecht von
Aschaffenburg". — Neues Wiener Tag.
blatt 1868. Nr. 45: „Graf Neipperg"->
Nr. 46: „Zur Neipperg'Affaire". — Neue
freie Presse (Wiener polit. Journal) 1868,
Nr. 1236: „Ein Refus": Nr. t240: „Poli.
tik und Disciplicin eines Generals", und
Nr. 1245: „Affaire Neipperg". — Fremden-
B la t t von Gust. Heine (Wien, 4°.) i868.
Nr. 45 u. 46: „Zur DuellAffaire Graf Neip-
perg". — Porträt. Facsimile des Namens«
zuges: Erwin Graf Neipperg. k. t. Oberst.
Gabriel Decker (lith.) (Wien 1864, gedr.
bei Höfelich's Witwe, Halb'Fol.).
, Leopold Johann Nepomuk
Graf (Staatsmann, geb. 27. März
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon