Page - 173 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Volume 20
Image of the Page - 173 -
Text of the Page - 173 -
Ukmei 173 Mmec
späteren Gemalin (üelakowsky's, ken-
nen, mit welcher sie sich bald innig be«
freundete. I n diesem Verkehre erlangte
sie tiefere Kenntniß der sechischen Litera»
tur, begann, besonders von Nebesky
aufgemuntert, öechische Gedichte zu schrei«
ben, um sich in Sprache und Styl zu
üben, mehrereS zu übersehen und trat im
Jahre 1843 in den sechischen Unterhat-
tungsblättern „T^st?« (d. i. Blüthen)
und „Vösia" (d. i. die Biene) mit den
ersten Arbeiten in die Oeffentlichkeit.
Nun lenkte Dr. öejka Md. X I , im
ersten Nachtrage, S. 378^j ihre Aufmerk-
samkeit auf die sechischen Volkssagen
und veranlaßte sie, dieselben zu sammeln,
niederzuschreiben und drucken zu lassen.
Sie begann mit deren Veröffentlichung
im Jahre 1844 in der„Vö6ia.« und setzte
sie im Jahre 1848 fort. Als ihr Mann
im Jahre 1843 nach Domazlice, einem
ursechischen Orte, übersetzt wurde, sandte
sie von dort in die Zeitschrift „Xvst?",
die durch ihre anmuthige Fassung her.
vorragenden „OdraA^ 2 okoli OomaZ-
U0K6I10« (d. i. Bilder aus der Gegeird
von Domazlice). I n Domazlice selbst
schuf sie durck ihren Geist und Umgang
neues Leben, jede Woche versammelte sie
um sich die gebildeten Madchen des
Stadtchens, las mit ihnen belehrende
und unterhaltende Bücher, machte sie
mit der inhaltreichen Geschichte ihres
Vaterlandes bekannt, weckte überall, wo
sie hinkam, den Sinn für Iecture und
wurde sozusagen der Mittelpunct des
geistigen nationalen Aufschwungs, wie
sie einen solchen in Prag kennen zu lernen
und mitzuleben Gelegenheit gehabt hatte.
Aber nur kurze Zeit war es ihr gegönnt,
in der Mitte dieser Leute, die sie bald
lieben und verehren gelernt hatten, in
deren Kreise sie ein neues höheres Leben
Haffen, zu weilen. Im Juni 1848 wurde ihr Gatte nach Nimburg und im
December 1849, vornehmlich aus poli-
tischen Gründen, nach Reichenberg. einer
fast ganz deutschen Stadt, übersetzt. Als
aber schon im nächsten Jahre ihr Mann
als Obercommifsär seine neue Bestim»
mung nach Ungarn erhielt, verständigte
sie sich
mit ihm dahin, daß sie nach Prag
zurückkehrte, um dort die Erziehung ihrer
Kinder, von denen zwei Söhne bereits
die Realschule besuchten, zu überwachen.
Von Prag aus besuchte sie ihren Gatten
mehrere Male in Ungarn, zum letzten
Male im Jahre 1833, in welchem sie erst
einen hoffnungsvollen Sohn durch den
Tod verlor und noch größeres Herzleid
durch Entlassung ihres Mannes aus dem
Staatsdienste j>he S. 176 in den Qu.^j
erlebte. Dieser war nämlich nach zwei«
jähriger Untersuchung wegen Umtrieben,
in die er sich in den Jahren 1848 und
1849 verwickelt, mit dem kleinen Ruhe-
gehalt von vierthalbhundert Gulden sei»
nes Dienstes verlustig geworden, und so
die ganze Familie bitterem Mangel preis«
gegeben. So vieles Elend, verbunden mii
materiellem Mangel, blieb nicht ohne nach«
haltigen Einfluß auf die arme Frau. Sie
wurde zuerst von einer großen Schwäche
befallen, welche sie nicht mehr verließ
und endlich die Ursache ihres frühzeitigen
Todes wurde. Um sich einigermaßen zu
erholen, begab sie sich im Herbste 1333
in die ungarische Slovakei, wo sie in den
Badern von Szliacs neue Kraft für
ihren siechen Körper suchte, mehr aber
als diese, Stoff für ihre literarischen
Arbeiten fand. Sie bereiste während
ihres Aufenthaltes daselbst das Altfohler
und Gömörer Comitat, und sammelte
fleißig auS dem Munde deS Volkes Mär»
chen und Sagen, worin fie von dem evan-
gelischen Pfarrer Iamko Chalupka
auf das Erfolgreichste unterstützt wurde.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon