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gelangte. I n der Oeffentlichkeit debutirte
er zum ersten Male im Jahre 4838 mit
einem Concerte im k. k. Hof-Opernthea
ter, zu welchem er eine Ouvertüre, das
Duett: „Nie Meley" und zwei Lieder,
„Uiebeswrrbnng" und „Bchneebilber" , com-
ponirt hatte, welche Gesangsnummern
von Wi ld und Staud ig l vorgetragen
wurden. Das Concert fand den unge»
theilten Beifall, sowohl von Seile der
Kritik alS des Publicums. Dock wie
immer und überall im Leben, schuf dieser
glückliche Erfolg ihm ebenso viel Neider
als Freunde, und Netz er mußte erfahren,
wie erstere allenthalben sich hämisch über
ihn äußerten: „er schreibe wohl sehr
schöne Lieder, aber Bedeutenderes kenne
man von ihm nicht". Vom Ehrgeize
angestachelt, componirte er nun in nicht
mehr als 44 Tagen eine große Sympho«
nie in N-äui-, die er zur Aufführung für
sein zweites Concert bestimmte. Für
dieses schrieb er auch zwei neue Lieder:
„Mein Glück", für Tenor, und „Hakans
Mb", für Baß. Für dieses Concert hatte
Neher daS berühmte Orchester des k. k.
Hof'Operntheaters gewonnen. Mit Zu»
verficht trat .er darum am Tage des
Concertes, zum ersten Male in seinem
Leben, an das Dirigentenpult, um die
Aufführung seines Werkes selbst zu leiten.
Sämmtliche vier Satze desselben gefielen
außerordentlich. Mit den Liedern aber
machten Staud ig l und sein Schüler
Mumm wahrhaft Furore. Das Finale
der Symphonie, sowie die Lieder mußten
zur Wiederholung gebracht werden. Von
da an war der Name Netz er in Aller
Munde, stand sein Talent und seine. Kunst
in ganz Wien in hoher Achtung. Diese
Erfolge eiferten ihn zu tüchtigem Vor»
wärtöschreiten an, und erweckten in ihm
die Sehnsucht nach dem Reiche der Kunst,
nach dem schönen Italien. Er unternahm 4839 eine längere Reise dahin, um die
dortigen musikalischen Zustände, und
insbesondere die Einrichtungen in den
Konservatorien und deren Singmethoden
genau kennen zu lernen, in welcher Be>
strebung ihn Vaccai , Director des
Mailänder Konservatoriums, auf daS
Freundlichste unterstützte. Noch wahrend
seines Aufenthaltes in derö schönen
Lande schrieb er seine erste komische
Oper: „Nie ZrltZnme HachM", nach einem
Texte von Scribe. Mit bereicherten
Kenntnissen und voll der schönsten Ein»
drücke nach Wien zurückgekehrt, reichte
er dieselbe allda zur Aufführung ein,
aber seine Hoffnungen sollten nch leider
nicht erfüllen. Denn es fehlte ihm die
unbedingt nöthige Protection an maß«
gebender Stelle, und er hatte sich zudem
noch die Gunst einer Sängerin verscherzt,
der es gelang, durch ein an geeigneter
Stelle zweifelhaft gesprochenes Wort die
Aufführung der Oper zu hintertreiben.
Um für sein Werk nach Kräften zu wir»
ken, meldete sich Netz er zur Audienz bei
Sedlnitzki und brachte ihm sein bitt«
liches Anliegen demüthig vor. Der Er-
folg dieser Audienz bestand in folgenden
denkwürdigen Worten: „Sie wol len
eine Oper aufführen? Lassen Sie
sich diesen Gedanken auS dem
Sinne fahren, eS wird nie eine
von Ihnen aufgeführt werden!
Kann denn ein Deutscher eine
Oper componiren? Das ist ja
Alles langweil iges Zeug, nicht
zum Anhören, selbst die Opern
von M o z a r t , über welche die
Leute ein so großes Wesen ma»
chen. sind alle zum Einschlafen." '
— War sein Muth darob auch gebeugt,
ganz verlor er ihn nicht. Netzer dachte
vielmehr alsbald daran, eine neue Oper
zu schreiben und machte sich, da ihm vie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon