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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Volume 20
Page - 280 -
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Page - 280 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Volume 20

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Neumann 280 Neumann damals achtjährige Mädchen kam nun in eine Pensionsanstalt. Nachdem sie den Schmerz der Trennung von der Mutter überwunden, gefiel sich Marianne in den neuen Verhältnissen sehr wohl. An Stelle der im Elternhause vorherrschen« den Einsamkeit war nun im Kreise junger Gefährtinen ein regeres bewegteres Leben getreten, das dem geistig so sehr begab« ten Mädchen wohl zu behagen schien. Sie machte auch im Unterrichte gute Fortschritte und hatte namentlich im Briefstyle und Aufsah eine ziemliche Fertigkeit erlangt. Drei Jahre nur blieb sie in dieser Anstalt, nun kehrte sie in's Vaterhaus zurück, wo sie unter der Leitung französischer Gouvernantinen, die außer ihrer Muttersprache nur wenig Kenntnisse besaßen, bis in ihr 13. 3e benSjahr derblieb. Der Vater, des Mäd chens Neigungen und Bildungstrieb beobachtend und die Unzulänglichkeit der bisherigen Weise nur zu bald erkennend, begriff, daß, um etwas Rechtes zu schaf« fen, vor allem dem Mädchen die Mutter nöthig sei. Diese hatte sich nach ihrer Tren» nung von dem Gatten in ihre Vaterstadt Oedenburg zurückgezogen. Der Vater schrieb nun an sie und bat sie, Marian- nens fernere Leitung zu übernehmen. So wurden Mutter und Tochter wieder vereinigt. Aber die vom Geschicke hart mitgenommene Mutter hatte sich in den Jahren der Trennung sehr verändert. Früher schon schweigsam und ernsthaft, war sie nun menschenscheu, ja düster ge« worden, wozu sich noch körperliches Lei- den gesellte. Mit diesen Verhältnissen stand des damals achtzehnjährigen Mädchens lebhafter, dabei aber mangelhaft durch» gebildeter Geist im grellen Widersprüche. In Gegenständen der Hauswirtschaft ganz unwissend, glaubte Mariannens Mutter den Sinn dafür wecken zu müs> sen, und da dieß der vorherrschend geisti« gen Richtung wegen nicht recht gelang, wandte sie Strenge an und suchte alles Geniale, daS sich in der Tochter kund» gab, gewaltsam zu unterdrücken. Dadurch wurde das Verhältniß zwischen Mutter und Tochter bald ein unerquickliches und wäre für letztere noch trauriger geworden, wenn ihr nicht daS Geschick zwei Wesen zugeführt hatte, mit denen sie sich bald auf das Innigste befreundete, es waren Dorothea von Conrad'und The» rese von Artner M . I , S. 73), welche letztere überdieß durch ihr ent- schiedenes Talent für die Dichtkunst auf Mar iannen einen noch nachhaltigeren Einfluß übte und die begabte Freundin selbst zu kleineren poetischen Arbeiten aufmunterte. Aber auch dieses so beseli« genhe Zusammenleben mit gleichgestimm« ten Seelen war von sehr kurzer Dauer. Mariannens Mutter, immer schwer» müthiger und menschenfeindlicher wer» dend, hatte den Entschluß gefaßt, den Rest ihres Lebens in einem Kloster zu beschlie- ßen, wohin sie wohl auch Mar i an» n en mitgezogen haben würde, wenn diese, um dem Klosterleben zu entgehen, nicht den Antrag eines jungen ungarischen Edelmanns. Emerich vonEgerväry — nicht, wie es in der Oesterreichischen Encyklopädie heißt, Egrovary — der eben zu dieser Zeit um ihre Hand warb, nach kurzem Besinnen angenommen hätte. „Mit vieljährigem Leiden büßte das junge Madchen diese Täuschung", sagt ihr Biograph Schindel. Ma» rianne folgte im Jahre 1785 ihrem Gatten nach Ungarn auf sein von allem Weltverkehre abgeschlossenes kleines Landgut, in eine, Gegend, wo auch noch kein Schatten von Cultur hingefallen war. Der Umgang mit einigen gebilde- teren Verwandten ihres Gatten und der
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Nabielak-Odelga, Volume 20
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Nabielak-Odelga
Volume
20
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1869
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
514
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
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