Page - 313 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Nabielak-Odelga, Volume 20
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der Anstalt bis an seinen Tod; auch trat
er der wechselseitigen Brandversicherungs
Anstalt bei und wurde/ da er für das
Gedeihen dieses höchst wichtigen und
wohlthätigen Unternehmens im Kreise
seiner Gemeinde besonders thätig wirkte,
zum Ausschüsse der Anstalt gewählt.
Nicht minder verdienstlich sind N.'s Je
stungen im Schoße der Gemeinde selbst,
der er angehörte. Kaum war Franz
Nickel zum Ortsnchter erwählt, als sein
Einfluß auf die Bestrebungen dieser
Vorstadt sich nach allen Richtungen
zeigte. Mit Eifer setzte er die schon früher
begonnene Pflasterung fort, so daß unter
seiner Amtsverwaltung die ganze Haupt
straße bis an den Tabor und die Hälfte
der Iägerzeile gepflastert und die breiten
und schönen Trottoirs gelegt wurden, die
Beleuchtung wurde vermehrt, und waS
zur Verschönerung dieser Vorstadt beitra
gen konnte, wurde von ihm in Angriff
genommen und energisch vollführet. Das
Gemeindehaus auf dem Carmeliterplatze,
ein stattlicher, mit Geschmack ausgeführ-
ter Bau, wurde durch seine Beharrlich«
keit und seinen festen Willen in's Leben
gerufen. Für das im Jahre 4824 feier-
lich begangene Jubiläum der- ersten
Kirchenweihe jener auf den Grund»
vesten der Iudensynagoge erbauten und
nach der Zerstörung in der türkischen
Belagerung im Jahre 1722 vonKarl VI.
wieder erhobenen Kirche zu St. Leopold,
wurde dieselbe von Innen und Außen
restaurirt und Nickel nahm keinen klci«
nen Theil der bedeutenden Kosten auf sich.
Bleibender Erinnerung würdig ist aber die
durch N. bewirkte Realifirung eines in der
Gemeinde lange gehegten Wunsches: die
Erbauung eines Artnen«Versorgungshau«
seS, zu dessen Fond zwar die thätigen
Armenväter langst beigesteuert, doch aber
das Ziel noch ein Menschenalter vielleicht entfernt sahen. Ortsrichter Nickel hatte
sich die Ausführung dieser Idee zur Ge«
wiffenssache gemacht. Unermüdet leitete
er die Armenballe, rief Blumenfeste in's
Leben. benühtejedeGelegenheitzum Besten
seiner Unternehmung aus dem Borne
der Wohlthatigkeitsliebe zu schöpfen, und
da nun auch der Verein der auS der
Gemeinde hervorgegangenen indeß zum
Nationalinstitute erwachsenen Sparcafse
einen Betrag von 12.000 fl. C. M. als
Darlehen, wovon mit jedem Jahre die
Interessen nachgesehen und vom Capi»
tale eine verhältnißmäßige Summe als
Geschenk abgeschrieben werden sollten, zu
dieser frommen Stiftung bewilligte, so
wurde im I . 1826 der Bau des Armen«
Versorgungshauses begonnen, rasch aus»
geführt und wurden im folgenden Jahre
die dafür bestimmten sechzig Armen
festlich eingeführt. Die vielseitigen Ver<
dienste N.'s um Staat, Kirche. Schule
und Armenwesen wurden Allerh. Orts
durch Verleihung der goldenen Cwil-
Ehrenmedaille mit Oehr und Band aner-
kannt, welche zu Ende des Jahres 1831
erfolgte und deren Ueberreichung in fest-
licher Weise öffentlich stattfand. Nicht
lange jedoch erfreute sich N. dieser Aus-
zeichnung. Zu Anfang des Jahres 1833
überfiel ihn eine langwierige und schmerz-
liche Krankheit, der er auch vor vollende«
ten 67. Lebensjahre erlag. Die am
12. September begangene Leichenfeier
war bisher in der Gemeinde ohne Bei-
spiel. Eine ungeheuere Menschenmenge
war herbeigeströmt und füllte die Stra»
ßen. durch welche der endlose Zug sich
bewegte, der einen edlen Menschen und
einen verdienstvollen Bürger zu seiner
letzten Ruhestätte geleitete.
Vietznigg (Franz), Mittheilungen aus Wien,
Jahrg. 1853, IV. Heft. S. 27: „Nickel's Bio«
graphie" von Johann Langer.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon