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Niemksch 329 Niembsch
lich eine ganz andere, eine neue Welt.
In Baltimore, wo er im Exchange-Hotel
wohnte. traf er mit einem deutschen
Studenten zusammen, der ein guter Gei.
ger war. Dieser Umstand — denn N.
selbst spielte mit Meisterschaft dieses
Instrument — vermittelte schneller als
irgend etwas die Bekanntschaft beider,
und der Student wollte N. zu nichts
geringerem bereden, als zu einer musika^
lischen Fußreise nach Südamerika, Austra»
lim und Ostindien. N. ging auf diesen
verrückten Plan nicht ein, wohl aber
kaufte er sich einm Schimmel und ritt
durck die Urwälder nach Ekonomy in
Pennsylvanien. Dort erkaufte er am
26. October 1832 vierhundert Morgen
Urwald in Crawford Countey und über»
ließ diese einem mit ihm nach Amerika
gewanderten Zimmermeister aus Würt<
temberg, auf dessen Rechtschaffenheit und
Tüchtigkeit er große Stücke hielt, auf
acht Jahre in Packt. Noch besuchte er,
wahrend er in Amerika verweilte, den
Niagarafall, das Hauptziel seiner Reise,
das ihn lange, bevor er es sah, in seinen
Phantasien beschäftigte, dann kchrte er
nach Europa zurück und schiffte sich von
dort nach New'Uork ein. WaS mit seinem
Eigenthum an Grund und Boden in der
neuen Wett geworden, hat weder er noch
Jemand Anderer erfahren. I n K ü rn b er-
ger's Roman: „Der Amerikamüde", in
dessenMoorfeld man unfern Niembsck
erkennen will. ist, wie auch leicht be«
greiflich, zunächst die Dicktung bei der
Darstellung dieses Charakters maßgebend
gewesen. Ein Dichterleben, wieöenau's,
verlangt für einen so langen Aufenthalt
in einem Lande, das ihm förmlich anwi-
derte, nachdem er einen Blick in diese
ewig rotirende Scheibe materiellster In«
teressen und glaubensbarer Selbstsucht
gethan, eine authentische Darstellung zu Nutz und Frommen aller auswandernden
und am Weltschmerz siechenden jungen
Poeten. Die Früchte seiner Amerikafahrt
waren für seinen Korper ein schweres
rheumatisches Leiden, das er sich bei der
schon vorgerückten Jahreszeit in dem
feuchten nebelhaften Klima zugezogen
und an dem er lange litt. poetischer
Seits die lebenswahren Meeres» und
Matroseuscenen im „Faust" und dann
mehrere großartig schöne Gedickte, als
die „Atlantica". „Die Seejungfrauen",
„Meeresstille", „Seemorgen", „Der
Schiffsjunge". „An mein Vaterland",
„Der Indianerzug", „Die drei India»
ner"; dann die in der Hallberge r>
schen Ausgabe „Neuere Gedichte" unter
dem Cyklus „Reiseblätter" zusammen»
gefaßten: „Der Urwald" , „An einen
Baum", „Verschiedene Deutung", „Nia>
gara" , „Das Blockhaus", „Meeres,
stille" . „Sturmesmythe" , „Wanderer
und Wind". „Das Wiedersehen" und
dann noch einige andere Stimmungs»
gedichte. denen jedoch der locale Hinter-
gründ nicht eben kenntlich aufgedrückt
ist. Den nach Europa Zurückgekehrten
empfing ein reifer Dichterruhm und die
Liebe der alten Freunde in Wien und
Stuttgart, in welchen beiden Städten
er abwechselnd die nächsten Jahre ver-
lebte. In Wien stand er zu A. Grün,
Fr. Halm, Feuchtersl eben, L. A.
Frankl, Gri l lparzer, Castelli.
Zedlitz in den freundlichsten Be>
ziehungen. und das Stuttgarter Leben
befreundete ihn mit der geistig und
künstlerisch hervorragenden Charlotte
von Bawr, A. von Sternberg.
Emma vonNiendorf. Arthur Schott
u. A. Er wurde unzertrennlicher Freund
des edlen Reinbeck'scken Hauses und
deS diesem angehangen Kreises und
verlebte in demselben als Hausgenosse
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon