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und sehte im bischöflichen Seminar zu
Linz die theologischen Studien fort. Als
er aber im Jahre 1807 seine Mutter
durch den Tod verlor — der Vater war
schon kurze Zeit früher gestorben — ent»
sagte N. ganz dem geistlichen Stande und
besuchte sofort die juridischen Vorlesun-
gen, welche zu jener Zeit in Linz gehalten
wurden. Die französische Invasion im
Jahre 1809 unterbrach seine Studien
und nöthigte ihn, einen Kanzleidienft auf
dem Lande zu suchen. Einen solchen fand
er endlich auf der Herrschaft St. Martin
im Innviertel. deren Oberbeamter ihn
als Amtsschreiber und zugleich Lehrer
seineS Sohnes in's Haus nahm. Daselbst
fand er Gelegenheit, durch Privatstudiurn
und zugleich praktische AusĂĽbung des
RichteramteS fĂĽr den Iustizdienst sich
auszubilden. Mittlerweile kam aber das
Innviertel an Bayern und so angenehm
übrigens seine Verhältnisse in St. Mar»
tin waren, so mochte er doch nicht unter
der neuen Regierung weiter dienen und
kehrte im Jahre 18l3 nach Linz zurĂĽck,
wo er beim Magistrate als Concepts«
Praktikant eintrat und im folgenden
Jahre die Stelle eines Amtsschreibers zu
Baumgartenberg im MĂĽhlviertel erhielt.
Kurze Zeit darnach aber wurde er Syn«
dicus des landesfĂĽrstlichen Marktes
Mauthhausen. Etwas ĂĽber ein Jahr
war N. auf diesem Posten thätig, als er
zu Anbeginn des Jahres zum Verwalter
der städtischen Güter in Linz ernannt,
dahin zurĂĽckkehrte; im Jahre 1818
wurde er Magistratsrath daselbst und
in dieser Stellung von der Landesregie»
rung mit der Aufgabe betraut, eine
Sammlung sämmtlicher Gewerbevor«
schriften fĂĽr Oesterreich ob der EnnS
anzulegen. Im Jahre 182t wurde zu
Linz ein k. k. Stadt- und Landrecht
errichtet und die Iustizgeschäfte des Magistrates gingen an dasselbe über;
N. wurde nun zum Rathsprotocollisten
bei diesem neuorganisirten k. k. Stadt«
und Landrechte ernannt und schon zwei
Jahre später zum Secretär bei demselben
befördert. Im Jahre 1323 erfolgte N.'s
Ernennung zum Rathe des k. k. Land.
rechts in Steiermark. I n den Jahren
4827—1830 versah er die Stelle eines
BĂĽrgermeisters der Stadt Gratz und
benutzte diese Gelegenheit, in die Ge-
schäftsführung des Magistrats eine bes<
sere Ordnung zu bringen. Im Jahre
!832 erhielt er auch noch das Amt eines
Generaldirectors sämmtlicher Gymnasien
in Steiermark, aber noch im nämlichen
Jahre erfolgte seine Beförderung zum
Rathe des k. k. Appellationsgerichts in
Brunn. Von dort wurde N. über sein An»
suchen im I . 1838 in gleicher Eigenschaft
zum k. k. Appellationsgerichte in Wien
übersetzt. Als bei der neuen Gerichtsorga«
nisirung das Wiener Appcllationsgerichi
in ein Oberlandesgericht umgetauft wurde,
wurde auch der bisherige Appellations»
rath N. zum Oberlandesgerichtsrathe
und diente in dieser Eigenschaft fort bis
zum Jahre 1833. Mit Allerh. Entschlie-
Ăźung vom 21. August g. I . wurde er
unter gleichzeitiger Verleihung des Titels
und Charakters eines wirklichen Hof.
rathes Sxtrg. Ltktuui versetzt, zugleich
aber angewiesen, in dieser Eigenschaft
noch fortan nach seinen Kräften bei dem
Wiener Oberlandesgerichte zu wirken.
So blieb N. bis an sein Lebensende im
Amte thätig. Noch am 23. Februar
1862 wohnte er einer Sitzung bei —
es war seine letzte — Schon Tags dar»
auf an den Folgen einer Erkaltung
sich unwohl fühlend — beschloß er
wenige Tage darnach im Alter von
73 Jahren sein thätiges, dem Dienste
der Wissenschaft und des Rechts gewid»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon