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Nnäri 443 Nyäri
freundes Madarasz aufdeckte, erhob
er noch einmal, aber auch dieses Mal
vergebens, seine warnende Stimme. Es
war in der denkwürdigen Geheimsttzung
vom 14. April, in welcher Kossuth
Ungarn zur Republik ausrief. Damals
focht N. an der Spitze mehrerer über
Kossut h's tolldreistes Gebaren bestürz.
ten Ablegaten mit ritterlicher Bravour
für das Kaiserhaus und dessen heiliges
Recht, aber Kossuth hatte das Specta-
kelstück trefflich in Scene gesetzt, denn im
entscheidenden Momente marschirte die
vollkommen organisirte parlamentarische
Garde der Gallerte des Pesther Redou-
tengebaudes mit aufgepflanztem Zuraten-
thum auf allen Zugangen zur großen re«
formirten Kirche W Debreczin undNyari
hatte nicht mehr den Muth, gegen daS
Unabhängigkeitsmanifest Ungarns Pro-
test einzulegen. Nach seiner Rückkehr
nach der Hauptstadt übernahm er seine
frühere Stelle als erster Vicegespan des
Pesther Comitates. AlS später nach
Görgey's Niederlage die Nationalsache
fiel und Kossuth mit seinem Anhange
floh, verschmähte N. diesen Weg und
blieb. Er wurde verhaftet und entging
nicht den Schrecken deS Kriegsgerichtes,
das ihn mit vielen seiner Gesinnungs»
genossen zu mehrjähriger Festungsstrafe
verurtheilte, bis er in Folge der allge«
meinen Amnestie seine Freiheit wieder
erlangte. Von diesem Augenblicke lebte
N. in stiller Zurückgezogenheit und nur
selten tauchte seine Name bei gemein^
nützigen Unternehmungen auf. Als aber
mit königl. Einladungsschreiben vom
14. Februar 1861 der ungarische Land-
tag auf den 2. April g. I . einberufen
wurde, wählte das Pesther Conutat auch
Nyä.ri in denselben und N. übernahm
nach Teleki's Tode die Stelle des
Parteiführers der Opposition. I n der vierunddreißigsten Sitzung des Reprä«
sentantenhauses ( l . Juni 1861) hielt er
seine Rede für die Beschluß Partei
^vergleiche zum Verständnisse der politi-
schen Sachlage die Biographie von Paul
Iä. mbor, Bd. X) S. 60). Zange schon,
im Vormärz, fesselten den energischen
Vicegespan enge Bande an die zu ihrer
Zeit sehr beliebte Sängerin deS Pesther
Theaters, Frau Schodel, von der man
wissen wollte, daß sie, wenn auch nicht
öffentlich, in den Revolutionstagen eine
nicht unwesentliche politische Rolle ge»
spielt und großen Einfluß auf den ihr
mit ganzer Seele ergebenenNyari geübt
habe. In einer Reihe von Silhouetten,
welche von den ungarischen Revolutions»
Helden des Jahres 1848 entworfen wur>
den, heißt es vonNy^r i : „Zäher Vice«
gefpan aus Slitta xsroka, s^SOt-ksai't
der Bierhauspolitiker, doch voll Energie,
starr und eisern; ein Friedländer auf der
Rednerbühne, Leithammel der Oppo«
sition; konnte es dem ersten verantwort»
lichen Ministerium nie vergeben, daß eS
ihn ohne Portefeuille gelassen hat; Noya-
list im Herzen, daher kein Liebhaber deS
14. April. Seine Rolle: König Philipp
von Spanien im Pesthec Comitatshause.
Sein Sinnspruch: „Ein Abend ist mein,
ich will ihn nützen". Die Bezeichnung
Philipp von Spanien im Pesther Conn-
tatshause bezieht sich auf seine Strenge,
ja Härte als Vicegespan. ob welcher er
so gefürchtet war, daß man ihm obige
Bezeichnung beilegte. Nebrigens bringt
N. aus der Vergangenheit einen Namen
mit. der noch eine Zukunft haben könnte,
freilich weiß Niemand, welche?
Levit schnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth
und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem
Nachmärz in Ungarn (Pesth 1830, Gustav
Heckenast. 6".) Bd. I I , S. S. — Ungarns
politische Charaktere. Gezeichnet oo»
F. R. (Mainz l33l. I . G. Wirth Sohn. 8«)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Nabielak-Odelga, Volume 20
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Nabielak-Odelga
- Volume
- 20
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1869
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon