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Grges Grges
auch fehlte es nickt an verschiedenen Ver-
suchen einflußreicher Personen, O. zur Ein«
stellung seines Kampfes gegen den Fran»
zosenkaiser zu bewegen. Daß dieser von
Orges in der Presse gegen den Neffen
des großen Kaisers geführte Kampf aus
einer genauen Kenntniß der politischen
Ziele desselben entsprang, dafür haben der
Krieg im Orient, der Krieg in Italien,
der Aufstand in Polen und jener der
Maroniten in Syrien genug Belege ge»
liefert. Bei dem halben Einverstandnisse
der demokratischen und revolutionären
Parteien in Europa mit Louis Napo»
leon und bei dem durch die verwegen-
sten und abgeschmacktesten Mittel ge»
nährtem Haffe der Kleindeutschen gegen
Oesterreich war es gewiß keine geringe
Aufgabe, zu Gunsten Oesterreichs eine
Bewegung hervorzurufen, wie es jene
war, welche in Süddeutschland im Jahre
1839 zu Tage brach und wer als
Urheber derselben angesehen wurde, er»
hellt aus der (von Einigen, den Herren
Sybel und Brater zugeschriebenen)
Broschüre: „Die Fälschung der guten
Sacke durch die allgemeine Zeitung",
welche diesen unerwarteten Umschlag
lediglich und allein auf die Thätigkeit
des Redacteurs Orges bei der „Allge«
meinen Zeitung" zurückführt. Und ge.
wisse, förmlich zu Schlagworten gewor-
dene Phrasen, wie im Hinblicke auf
Frankreich „Der zweite December". „Das
gekrönte Lorettenthum" ; im Hinblicke
auf Oesterreich „Das Donaureich", „Die
Neugestaltung Oesterreichs durch die
Arbeit" u. dgl. m. gingen aus der
allgemeinen bald in die ganze europäische
Presse über. Bei dieser Haltung wuchsen
die Schwierigkeiten für O. zusehends,
und gar, als nach der Schlacht von
Magenta die kleinlich denkenden Eigen»
thümei des Blattes das sofortige Ein« stellen jeden Kampfes ge gen Frankreich
und für Oesterreich, „da letzteres doch
verloren sei", verlangten, kam es zwi«
ftden Orges und Freiherm von Cotta
zum offenen Bruche. Als der Haupt«
bescher des Blattes. Freiherr von
Cotta, starb, fand O. keinen weiteren
Anlaß, in Verbindung mit einem Organ
zu bleiben, welches mit jedem Tage
mehr seine einstige Bedeutung einbüßte
und das nun, nackdem es früher über allen
gestanden, von vielen jüngeren Blattern
weit überflügelt ward. Mit Beharrlich«
keit und Consequenz hatte O. ein großes
Ziel unablässig verfolgt und demselben
eine gesicherte Stellung zum Opfer ge«
bracht. Seit dem Jahre 4831 war O.
unermüdlich geschäftig gewesen, über
Napoleon I I I . , dem er den Staats»
streich nicht verzeihen konnte, eine rnora»
lische Isolirung in Europa, zunächst in
Deutschland, dann aber aucb in England
und selbst in Frankreich zu verhängen.
Im Hinblicke auf dieses Ziel suchte er aber
eben derjenigen Macht zu dienen, bei wel-
cher er einen dauernden Gegensatz gegen
den Napoleonismus voraussetzen durfte,
närnlick Oesterreich. So geschah es denn,
daß O. nach Oesterreich übersiedelte,
sobald seine Verbindung mit der „Allge-
meinen Zeitung" gelöst war. Orges,
der schon von mehreren Mitielstaaten mit
Orden decorirt worden, hatte früher schon
österreichischerseitä den Franz Joseph.
Orden, später aber noch jenen der eiser«
nen Krone 3. Elaffe erhalten, worauf mit
Diplom vom 2. März 1863 seine Erhe«
bung in den erbländischen Ritterstand
erfolgte, und mit Allerh. Entschließung
vom 30. Mai 1866 ihm Titel und Cha<
rakter eines Regierungsrathes verliehen
wurden.
Nit terstands-Diplom ääo. 2. März 1863.
— Neue Preußische (Kreuz«) Zeitung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon