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mitten unter seinen Berufs, und litera»
rischen Arbeiten, die bereits erwähnte,
von ihm schon 1794 begonnene Biblio-
thek im Auge. Sckon im Jahre 1804
hatte er in Gemeinschaft mit Stanislaus
Grafen Z am oyski die Absicht, in Za
mosc. dem graflich Z a m o y s k i 'schen Ma>
jorat, eine Bibliothek zu begründen. Die
Kriegsereignisse des Jahres 1809 und
die darauf erfolgte Territorial.Verände-
rung mitZamosc, welches russisch wurde,
veranlaßten. daß Zamosc aufgegeben
und an seine Stelle Lemberg, Galiziens
Hauptstadt, zur, Begründung dieser
Bibliothek erwählt wurde. An diesem
Gedanken hielt nun der Graf fest und
sprach in einer Stiftungsurkunde die
Verfügung aus, daß seine mit vieljähri«
ger Sorgfalt und Aufopferung geschaf»
fene Privatbibliothek nebst den Samm»
lungen an Kupferstichen, Karten, Me-
daillen u. s. w. nach seinem Tode dem
öffentlichen Gebrauche für alle
Zeiten gewidmet sein sollte. Zur Erhal«
tung der Anstalt widmete er aus seinem
Privatvermögen eine Iahresrente von
8000 st., von welcher ein eigener Biblio«
thekar besoldet, eine literarische Zeitschrift
begründet und der Rest zum Ankaufe von
Büchern und zur Vermehrung der übrigen
Sammlungen verwendet werden soüie.
Einen bedeutenden Betrag ordnete der
Graf ferner an zum Ankaufe eines
geeigneten Locals. das auch in einer
nicht zu fernen Vorstadt Lembergs gefun.
den wurde, ferner zur ersten Bauführung.
Als erfahrener Literator entwarf er für
die Leitung der Anstalt die zweckmäßigen
Reglements und ordnete zur Vermeidung
von Mißbräuchen und unberechtigten,
die Zwecke der Anstalt hindernden Ein»
griffen eine doppelte, jedoch ge«
trennte Kuratel , nämlich eine lite«
arische und eine ökonomische, an. Die literarische umfaßte Erhaltung unb
Erweiterung der Bibliothek, Wahl des
Personals und Alles zur Literatur und
Kunst Gehörige. Ein anderer Beschützer
der vaterländischen Literatur, Heinrich
Fürst Lubomirski ^Bd.XVI,S. 118 j^.
hat d!ese Curatie für sich und seine Nach.
folger in dem Majorate Przeworsk ohne
allen eigenen Vortheil übernommen.
Die ökonomische Curatel aber hatte
die Verwaltung der Bibliotheksgüter
und die Leistung der jährlichen Rente
zu besorgen, und sie war vom Stifter
mehreren Familien nach einer bestimm«
ten Reihenfolge zugedacht. Diese seine
Verfügungen stellte der Graf unter die
gleichzeitige Oberaufsicht der Behörden
und der galizischen Stande, und auf
seine Bitte übernahm Kaiser Franz das
Protectorat dieses Instituts. Die von
dem Grafen ursprünglich seiner
Stiftung zugewiesenen Sammlungen
umfaßten 20.312 Werke in 31.284
Bänden, eine Collection von 489 gol-
denen. 9899 silbernen und 2703 kupfer-
nen Münzen, von 8400 Gypsabgüffm
und von einer beträchtlichen Anzahl Ge-
mälden, Kupferstichen, Handschriften,
Conchylien und Erzen. Das Beispiel des
Grafen fand auch bald rühmliche Nach.
eiferung: Marcella Gräsin Worcel l
hatte schon im Jahre 1807, ehe noch die
Stiftung sozusagen rechtsgiltig war. der»
selben eine großmüthige Unterstützung
zugesichert und ihr im Jahre 1824 das
Gut Rakowiec in Galizien gewidmet;
Heinrich Fürst Lubomirski aber,
der erste lebenslängliche literarische Cura»
tor hatte, ohne anderer reicher Spenden
zu gedenken, die Erklärung abgegeben,
daß er seine eigenen wissenschaftlichen
und Kunstsammlungen mit dem Insti»
tute vereinigen wolle. So ist durch den
Patriotismus eines gelehrten Ariftokra»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon