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rufen. Ich mußte viel kämpfen und rin«
gen, mußte vieles leiden — jedoch leiden
ist ja nicht Sünde". Wie schon bemerkt
worden, waren Crucifixe, dann aber
auch Madonnenbilder seine Hauptwerke,
sowohl in ersteren wie in letzteren leistete
er das Vollendetste, was die Kunst zu
leisten vermag. Von ansanglichen Ver»
suchen, nach dem Modell zu arbeiten, kam
er bald ab. Seine Phantasie fühlte sich
durch das Modell befangen, mit den dar«
nach ausgeführten Arbeiten war er immer
unzufrieden, deßhalb bildete er seine Ge<
stalten in der Folge streng nach dem
Canon der hergebrachten bildnerischen
Proportionslehre, ließ aber dabei seine
Phantasie innerhalb der dadurch gegebe-
nen Grenzen frei walten und schuf so
Meisterwerke von einer Schönheit und
Wahrheit sonder Gleichen. Seine Sehn»
sucht, nach Rom zu pilgern, bekämpfte
er leichter, als er gehofft, als ihm von
einem aus Rom zurückgekehrten Künstler
bemerkt wurde, daß es dort — es war
zur Zeit der Napoleon'schen Herrschaft
— um die Kunst schlecht stünde. Wie
schon erwähnt worden, besitzen viele,
sehr viele Kirchen Tirols Werke dieses
Meisters', außer den bereits genannten
sind noch anzuführen: ein Crucifix in
einer der Hauptkirchen von Triest, ein
zweites zu Motgendorf in Mecklenburg,
einem Gute des Herrn von der Ketten«
bürg, dessen Uebertritt zum Katholicis»
mus Gegenstand von Bundeätagover«
Handlungen war; zwei Statuen aus
Holz, der h< Petrus und der h. Paulus,
in der Pfarrkirche zu Meran, und ein
Crucifix auf dem Kirchhofe daselbst,
welches die größte Meisterschaft des
Künstlers im Nackten darthut; außerdem
viele Grabmonumente aus Stein, die
jedoch nur in seinem Vaterlande vorkom«
men, während seine Holzarbeiten häufig in die Fremde wanderten. Noch sei hier
bemerkt, daß ein bedeutender Kunstkenner
und Sammler unserer Zeit. Sulpiz
Boisseräe, große Stücke auf Pendl
und seine Werke hielt und in seiner
Sammlung zwei Crucifixe von des Kunst«
lers Hand besaß, von denen er immer
mit Bewunderung sprach. Die unten
angegebenen Quellen geben ein treues
Bild seines rührigen Schaffens in der
einfachsten, ja fast primitivsten Umge«
bung. Wir erfahren aus diesen mit gro-
ßer Begeisterung für den Künstler ge-
schriebenen Lebensskizzen, wie der Preis
von zehn Gulden für ein Crucifix oder
sonst eine kleinere Arbeit den Leuten an»
fänglich viel zu hoch schien, weil man
für dergleichen anderen Schnitzern 2 bis
3 ft. zu geben vfiegte. wie aber dann
später die Leute, als sie die Schönheit der
Pendl 'schen Arbeiten inne wurden, diese
Summe und noch mehr gern und mit
Freude zahlten, wenn sie nur ein Werk
von seiner Hand erlangen konnten.
Pendl hat bis an sein Lebensende Me«
ran. wo er nahezu cin halbes Iahrhun«
dert seine Kunstwerke geschnitzt, nicht
verlassen. — Sein ältester Sohn Franz
übt die Kunst des Vaters aus, für welche
er sich an der Wiener Kunstakademie bil-
dete, wo er auch zwei Preise gewonnen
hat. Auch dicser ist in Meran ansässig,
wo er vorzugsweise mit Grabdenkmalern
beschäftigt ist und sonst noch manche
luerthvolle Arbeit geliefert har.
Volks' und Schützen- Z l.' itu ng (Inns»
brück. kl. 4".) 18ö8. Nr. li!>. S. 3!)?.. „Bild,
Hauer Pcndl in Meran". — VereinSgade
deö Merailer Lcsevereins, 4 Iahrg, (i852),
S. 12—34: „Biographische Notizen aus dem
Leben des berühmten Bildhauers I . B. Pendl
in Meran". von Pfarrer?. Leodegar Kretz.
— Sta f f l er (Johann Jacob), Das deutsche
Tirol und Vorarlberg, topographisch mit ge»
schichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 4847,
Felic. Rauch. 8«.) Bd. I, S. 726. — B otz
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon