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Perego 470 Perego
arbeitcr an der von M a ; z o l d i
sBd. XVI I , S. 212^j in Brescia und
später in Venedig herausgegebenen
„Llerxg." war, dann aber selbst an die
Spitze eines Blattes für Literatur und
Kunst: „1.2. ssni^«, trat. I n kurzer
Zeit begab er sich nach Wien, um daselbst
Verhaltungsmaßregeln über ein neues,
von ihm zu redigirendesregierungäfreund.
liches Journal einzuholen, worauf er
dann nach Verona zurückkehrte und dort
das halbamtliche „Oiornaie äi Verona."
begründete, welches er bis an seinen Tod
redigirte. In diesem Blatte trat er rmh-
rere Monate vor feinem plötzlichen Tode
entschieden gegen die kirchliche Partei
auf. was die Ercommunicalion des
Blattes durch den Bischof von Verona.
Monsignor C anossa. zur Folge hatte.
Dieser kirchliche Verwerfungsact reizte
P. nur noch mehr. und er schrieb nun
eine Reihe der heftigsten Artikel gegen
den bischöflichen Hirtenbrief. Vorher
schou hatte er auch polemifirende Artikel
gegen die Bischöfe von Chioggia und
Roveredo, welche die Lecture des ^NsL-
LHZiQi-o 61 liovereto«, der „l i ivi
und des „^iornaie äi Ve-
rona" den Gläubigen ihrer Kirchen-
sprengel untersagten, in seinem Journale
veröffentlicht. Diese kirchenfeindliche Hal-
tung der genannten Blätter hatte nun
das gesammte Episcopat des lombar«
disch'venetianischen Königreichs zu einem
Collectiv-Verbot derselben veranlaßt, wel-
ches in Venedig auch schon am 4. Octo«
ber veröffentlicht wurde. I n Verona
sollte die Veröffentlichung dieses Verbo-
tes am nächstfolgenden Sonntage, am
11. October, stattfinden. Perego aber,
der davon schon vorher Kunde erhalten
hatte, schrieb noch zwei Arlikel dagegen,
von denen der erstere, betitelt: „1,2 8i-
6". am 12. October, einen Tag nach der Veröffentlichung des bischöf.
lichen Verbotes von den Kanzeln aller
Pfarrkirchen in Verona, im „H-iornkis
äi Vkraria" erschien. Mit dem Schlüsse
dcs zweiten eben beschäftigt, wurde P.
plötzlich von dem Anfalle des Leidens
betroffen, das zwei Tage spater un»
ter gräßlichen Schmerzen seinen Tod
herbeiführte. Perego selbst sprach wäh.
reno ftines Leidens offen die Ansicht
ans. dai) er vergiftet sei. linier den
Qualen des Todes sollte er einen Wider«
ruf unterzeichnen, der ihm Wort für
Wort in die Feder dictirt worden war.
Als ihm derselbe am 14. October vorge-
lesen worden und er die Feder ergriff,
ihn zu unterfertigen, überwältigten ihn
so die Schmerzen, daß ihm die Feder aus
der Hand fiel. Er hatte die Besinnung
verloren und nickt wieder gewonnen, um
4 Uhr Nachmittags war er eine Leiche.
Das „Salzburger Kirchenblatt" 1863,
S. 373. theilt den Wortlaut des Wider-
rufeS mit. Als Ursache seines Todes
wurde von der Leichenschau eine durch
unmäßigen Genuß geistiger Getränke ent»
standene Erweichung des kleinen Gehirnes
angegeben. Bald jedoch bezeichnete die
offentli-che Meinung eine meuchlerische
Vergiftung als eigentliche Todesursache.
Auf daS hin wurde die Leiche exhumirt
und sah die Staatsanwaltschaft sich ver>
anlaßt, eine gerichtliche Section uorneh«
men zu lassen, und da der Sectionsbe«
fund den Verdacht einer stattgefundenen
Vergiftung nicht ausschloß, so wurden
Magen, Gedärme und Leber verpackt
und gesiegelt den Gerichtscbcmikern des
k. k. Tribunals zur weiteren analytischen
Untersuchung überwiesen. Das amtliche
Gutachten des mit der Analyse betrauten
Professors der Chemie an der Universität
zu Padua, Dr. Fi l ipuzzi , kam damals
nicht in die Oeffentlichkeit. Erst nachdem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
O'Donnel-Perényi, Volume 21
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- O'Donnel-Perényi
- Volume
- 21
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 542
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon