Page - 3 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Volume 22
Image of the Page - 3 -
Text of the Page - 3 -
Pergen Pergen
Präsidenten deS neuen Rathes drang. Am
8. November 1771 erfolgte die genehmi»
gende Entschließung der Kaiserin. Allein
Pergen hatte in seinem Vortrage wie»
verholt auf der Entfernung der Ordens,
geistlichen vom öffentlichen Unterrichte
bestanden, die Kaiserin aber war darauf
nicht eingegangen. Die Frage solle bis
nach gänzlich zu Stande gebrachter
Schuleinrichtung auf sich beruhen und
„werde sie sodann ihre Hiefalls hegende
Willensmeinllng zu erkennen geben".
Pergen machte darum am 22. Novem«
ber 4771 eine neuerliche Vorstellung:
eine Studienverbefferung sei ohne jene
Vorbedingung undenkbar. Der Staats-
rath. den Fürsten Kaunitz mitbegriffen.
erklärte einstimmig, was Pergen wolle,
sei vor der Hand unausführbar, e8 fehle
an weltlichen Lehrern, diese muffen erst
herangebildet werden. Franz Freiherr
Kressel von Gualtenberg arbeitete
eine ausführliche Denkschrift über die
Frage aus, die er dem Grafen Pergen
mitzutheilen bat und worin er concur-
rirende weltliche und geistliche Scbulen
und die Errichtung von Lehrkanzeln der
Pädagogik an den Universitäten zu Wien
und Prag vorschlug. Nur wenn sich die
Ordensgeistlichen dem auszuarbeitenden
neuen Plane nicht fügen wollten, seien
sie vom Lehramte gänzlich zu entfernen.
Graf Per gen machte am 3l . Jänner
4772 zwei ganz neue Vorstellungen:
seine Pläne seien mit der ferneren Be>
laffung der Ordensgeistlichen im Lehr-
fache unvereinbar, er bitte, falls die
Kaiserin auf diesen Gedanken nicht ein-
gehe, ihre Entfchließung über den Stu>
dienrath und die ihm zugedachte Stel-
lung in demselben nicht auszuführen,
seine Bemühungen würden fruchtlos
bleiben. Der Staatsrath vermochte nicht
diese Vorstellungen zu unterstützen. Per- gen wurde zu einer diplomatischen Mis-
fion nach Mainz berufen, die ihm zuge-
dachte Stelle im Studienrathe übernahm
aber Freiherr von Kressel. Mit ihm
trat eine der Gesinnung der Kaiserin, den
Vorurtheilen der Zeit und den thatsäch.
lichen Verhältnissen sich mehr anbeque-
mende Stimmung ein. Neber Vorschlag
Joseph's I I . wurde der dirigirende
Sraatsminister Fürst Starhemberg am
30. November 1771 aus dem Staats-
rathe entfernt und an seiner Statt der
Hofkammer-Präsident Graf Hahfeld
zum dirigirenden StaatSminifter ernannt.
Graf Pergen hatte am 27. September
1771 das ungarische Indigenat erlangt
und wurde am 2l). October 1772 als de«
vollmächtiger Commifsär und Gubernator
der bei der Theilung Polens neu erwor«
benen Königreiche Galizien und Lodorne«
rien zur Organisation des Landes ge»
sendet, in welcher Eigenschaft er in Ga<
lizien bis zum Jahre 1774 verblieb und
hierauf abermals nach Wien zurückberu«
fen wurdo. Im Jahre 1773 trat Graf
von Pergen als Staatsminister'mit
Beibehaltung seines Gehalts die Stelle
eines niederösterreichischenLandmarschalls
an. Nach dem im Jahre 1782 erfolgten
Tode der Kaiserin Mar ia Theresia
führte Kaiser Joseph, ihr Thronfolger,
viele Reformen in der Staatsverwaltung
ein. Er verordnete unter anderem, daß
die Stelle des Regierungspräsidenten mit
jener des Landmarschalls, sowie daS ver-
ordnete Collegium, welches auf zwei In-
dividuen, eines aus dem Herren- und
eines aus dem Ritterstande beschrankt
war, mit der Regierung vereinigt werden
sollte, und so übernahm Pergen das
Präsidium bei der Landesregierung. Zu»
gleich wurde er von Kaiser Joseph
beauftragt, die Polizei» und SicherheitS-
anstalten in der Haupt« und Residenz-
1 *
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Volume 22"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon