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Petrino
reichischen Reichsrathes, geb. in der Bu
kowina im Jahre 4819). Entstamm
einer griechischen, in der Moldau ansässi
gen Familie, auS welcher ein Apostolo
Juan P. um daS Jahr 4820 in die
Bukowina übersiedelte, sich daselbst seß.
haft machte und durch verdienstliche'Lei'
stungen für gemeinnützige und wohlthu-
tige Anstalten im Gebiete der Landwirts
schaft, Gewerbthätigkeit und deS Han
dels sich so hervorthat, daß er im Jahr«
1836 in den erbländischen Freiherrnstand
erhoben wurde. Dieser Familie entstammt
der österreichische Abgeordnete Alexan>
der, hie und da auch Nikolaus ge>
nannte, Freiherr von Petr ino. Freiherr
Alexander beendete in Czernowih die
Gymnasial» und philosophischen Studien,
und übernahm im Jahre 1837, kaum
19 Jahre alt, da sein Vater — allem
Anscheine nach der obige Apostolo
Juan — im genannten Jahre gestor
ben, die Verwaltung der ererbten Be>
sitzungen. Zu den reichsten Grundbesitzern
de<! Bukowina gehörend, betheiligte er
sich an der Gründung eines Vereins für
Landescultur, an der Errichtung der
Landesbibliothek, an der Lösung der in
der Bukowina besonders verwickelten
Frage der Grundablösung und an ande«
ren gemeinnützigen Unternehmungen.
Dadurch hatte er in maßgebenden Kreisen
die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und
als mit kais. Patent ääc>. 5. März 1860
eine Verstärkung deS Reichsrathes durch
außerordentliche ReichSräthe angeordnet
wurde, erfolgte auch P.'S Berufung als
zeitlicher ReichSrath für die Bukowina
nach Wien. Als solcher ergriff er in den
Verhandlungen bei mehreren wichtigen
Gelegenheiten das Wort; in der Sitzung
vom 8. Juni 1860 schilderte er die
Uebelstande der Landtafel in der Buko-
wina, durch deren Einrichtung, wie sie zur Zeit bestehe, von einer Feststellung
des Besitzes keine Rede sei', in der
Sitzung vom 10. September gab er ein
Bild der nichts weniger als geordneten
Zustände der griechischen Kirche in seiner
Heimat, deren für die Bedürfnisse der
Schule und Kirche vorhandenen hinrei.
chenden Mittel, zu ganz anderen Zwecken
verwende!, würden, als zu welchen sie ge«
stiftet und vermehrt wurden; in der
Sitzung vom 14. September zeichnete er
ein drastisches Bild. des durch die Crei«
rung von Landesregierungen geschaffenen
schwerfälligen Verwaltungs.Organismus
und der in Folge dessen eintretenden Un«
zukömmlichkeiten; stellte in der Sitzung
vom 18. September als Ursache deS
schwachen Besuches der Volksschulen in
der Bukowina den Umstand dar, daß
nicht in der Nationalsprache, sondern in
der deutschen der Unterricht ertheilt
werde und meint, daß bei dem Vorhan«
densein von 130 ReligionsfondSgütern
und einem so namhaften Vermögen des
ReligionSfondes „ein Federstrich" genüge
zur Beschaffung der für die Schule er«
forderlichen Mittel, worauf ihm der da«
malige Minister für CultuS und Unter«
icht Leo Graf Thun berichtigend er«
widert, daß solche Verfügungen wohl
:icht mit „einem Federstriche" getroffen
werden können; noch bei mehreren ande-
ren Anlässen ergriff der Freiherr das
Wort und spitzten sich seine Bemerkungen
im Ganzen auf die Thatsache hin. daß
die vorhandenen Uebelstände weniger als
Folge der bestehenden Gesetze, als viel»
mehr der Art und Weise, wie diese Ge«
tze gehandhabt würden, anzusehen seien.
In der wichtigen Debatte über die von
er Majorität und Minorität eingebrach,
ten Anträge, betreffend die künftige Con«
stituirung des Reichs ^siehe zu besserem
Verständniß dieser Frage die Biographie
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon