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Pfifter 192
Pfister, Joseph von (k. k. Rittmei.
ster und Ritter des Maria Theresien<
Ordens, geb. zu Kitzingen im bayeri-
schen Untermainkreis im Jahre 1779,
gest. zu Wien 24. Juni 1829). Trat zu
Anbeginn des Jahres 4799 als Gemei-
ner in das 6. Dragoner»Regiment. in
welchem er vor Ausbruch des Krieges
1803 zum Lieutenant und im Februar
1809 zum Oberlieutenant vorrückte. Das
höchste Ehrenzeichen der Tapferkeit er»
kämpfte sich P. im Jahre 1812. Am
27. November g. I . erhielt eine von
Rittmeister Thun geführte Abtheilung,
bei welcher P. sich befand, Befehl, die
Munitions» und Bagagewagen der von
Doboi kommenden russischen Transporte
und den etwa von Pinsk zurückkehren-
den Feind abzuschneiden. Dieses Deta»
chement kam glücklich bis Lochyczyn, wo
die Dragoner die Wagenburg nahmen,
sie aber wieder bei Annäherung einer
starken feindlichen Infanterie.Abtheilung
zurücklassen mußten. Rittmeister Thun
zog sich nun zurück und kam in ein sehr
sumpfiges Terrain; ein von ihm aufgeftell-
tes Piquet nebst dreißig Kriegsgefangenen
wurde von der Pinsker Garnison, welche
sich vor unseren Truppen zurückzuziehen
begann, überwältigt, und Rittmeister
Thun war in eine Lage gerathen, daß
er weder vor» noch rückwärts konnte,
als er aber doch Versuche machte, durch«
zukommen, stieß er auf eine starke fcind«
liche Abtheilung, die ihn f<ort in einen
heftigen Kampf verwickelte und zurück-
warf. Ein Theil der von ihm geführten
Truppe war noch zurückgeblieben, ver«
sank aber, als der Rittmeister und die
mit ihm gegangen waren, nicht zurück-
kehrten, in völlige Muthlosigkeit. Bei
dieser Truppe befand sich Oberlieutenant
Pfister, der nun das Kommando der
Abtheilung übernahm, die in ihrer Auf« stellung zwischen Sumpf und Feind
sich nicht vor-, nicht rück. noch feit-
warts zu bewegen im Stande war.
Pfister prüfte die gefahrliche Position
und traf unverweilt seine Anordnungen.
Die entmuthigten Leute aufmunternd,
schlug er ihnen als das einzige solda-
tische Rettungsmittel vor, sich durchzu»
schlagen. Glücklich gelang es ihm, in
nicht geringer Entfernung einen Platz zu
entdecken, der ihm eine ordentliche, für
sein Vorhaben geeignete Aufstellung er»
möglichte. Von dort aus übersah er, daß
er seine Richtung gegen das vom Feinde
besetzte Lochyczyn zu nehmen müfse, von
wo er über Slonym zur Haupttruppe zu
gelangen hoffte. Seine Zuspräche hatte
die Leute ermuthigt und beherzt griffen
sie unter seiner entschlossenen Führung die
Stadt Lochyczyn an, aus welcher sie gar
bald den überraschten Feind hinaustrie»
ben. Das ganze Unternehmen ward vom
glänzendsten Erfolge begleitet: P. hatte
30 Gefangene gemacht. 209 feindliche
Munitions« und andere Wagen nebst
130 Pferden erbeutet, seine eigenen Leute,
wie den Rest der Infanterie, welchen
Rittmeister Thun zurückgelassen, gerettet
und nun eine offene Straße zu seiner
Haupttruppe gebahnt, wodurch von un<
serem Corps alle Flankenanfalle und Be-
unruhigungen russischer Seits ferngehal»
ten wurden. Ueber Vortrag des com-
mandirenden Generals Fürsten von
Schwarzenberg wurde P. für seine
Waffenthat in der 88. Promotion (vom
Jahre 1I13) mit dem Ritterkreuze düS
Maria Theresien>Ordens ausgezeichnet.
Zum Rittmeister ernannt, machte P.
noch die folgenden Kriege mit, mußte
aber seiner zahlreichen, in Schlachten
und Gefechten empfangenen Wunden
wegen 1816 in den Ruhestand treten,
welchen er bis zum Jahre 1829
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon