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Die Stadt selbst ernannte ihn zu ihrem
Stadtphyfikus. Als sich im Jahre 1848
auch in Pardubitz die neue Zeit zu regen
begann, begründete P. bereits im März
ein politisches Blatt, den „I>HräiMok?
Ki2.sa.ts1 Lvodoä^ a liäu xrg.vL>." (d. i.
Der Pardubitzer Verkündiger der Frei»
heit und Volksrechte), worin er aber
bald einen Ton anschlug, daß sich eine
starke Partei gegen ihn bildete, deren
Erbitterung er in solcher Weise erregt
hatte, daß er bei Nacht und Nebel nach
Prag entfloh, wohin ihm dann seine
Familie nachgefolgt war, denn P. hatte
sich schon im Jahre 1843 mit Fr an.
ziska Bohunka, Tochter des ob<
erwähnten Gymnasialprofeffors Franz
Swoboda ^siehe S. 224 zu Ende dieser
Biographie^ verheirathet. I n Prag setzte
P. seine publicistische Thätigkeit fort und
begründete daS volksthümliche Blatt
^8vHtovä,o1avL^6 xossistvi" (d. i. die
St. Wenzelsbotschaft), welches im Ver-
läge des Dr. Ios. Fr iö bis zur Verhau»
gung des Belagerungszustandes erschien.
I m Jahre 1849 ernannte ihn die Stadt,
reprasentanz zum Redacteur des neu in's
Leben gerufenen Blattes „Oksoni list«
st. i. Gemeindeblatt), das aber verschie»
dener Unzukömmlichkeiten wegen bald
unterdrückt werden mußte, worauf P.
beim Prager Magistrate Translator w
kokswioiZ wurde. Im Jahre 1850
unternahm P. die Herausgabe des belle«
tristischen Blattes „Vösia« (d. i. die
Biene), für welches er aber schon nach
dem Erscheinen weniger Nummern die
Concession verlor. Mit dem Umschwünge
der politischen Verhältnisse, mit welchem
auch im Prager Stadtrathe durch Wahl
gemäßigterer Männer eine ruhigere An»
schauung und Prüfung der Verhältnisse
zu entwickeln sich begann, wurde P. seines
Translatorpostens enthoben, worauf er nach Kladno überfiedelte, wo er Hütten»
arzt wurde. Dort entfaltete er als Arzt
und Nationaler eine von den ihm gleich»
gesinnten Kreisen wohlgewürdigte Tha-
tigkeit. Nachdem mannigfache Hinder.
niffe und Gegnerschaften bekämpft wer-
den mußten, wurde er Begründer des
Stadt«Casino's siüsstanskö dsLsäa),
welches.' so lange P. in Kladno verblieb,
immer mehr und mehr in Aufschwung
kam. Auch wurde P. durch die Bemü«
hungen seiner Partei zum Aufseher der
Stadtschule und in den Gemeinderath
der Stadt gewählt. Das ihm zugedachte
Bürgermeisteramt lehnte er aber ab. Im
Jahre 1861 wurde P. als Berg« und
Hüttenarzt nach NFran bei Pilsen über»
setzt, wo ihn natürlicher Weise die natio-
nalen Angelegenheiten wieder in nicht
geringerer Weise wie bisher in Anspruch
nahmen, und er von seiner Partei, wenn
es galt, ihre Interessen zu fördern, nach
jeder Seite hin unterstützt wurde. In
Anerkennung dieses seines Wirkens er»
nannten ihn der Bürger« und Hand»
Werkerverein zu ihrem Ehrenmitgliede,
eine Auszeichnung, die vor ihm noch
Niemanden zu Theil geworden war.
Im Jahre 1864 berief ihn der Pra-
ger Stadtrath zum 'Director des St.
Bartholomausspitals in Prag, welche
Stelle er zur Stunde noch bekleidet. Als
Schriftsteller hat P. eine große und na-
mentlich als Uebersetzer, und zwar eini»
ger classischer Werke des Auslandes, ver<
dienstliche Thätigkeit entfaltet. Er hat
übersetzt die Novellen von Cervantes
und unter dem Titel: „ AZT-vanisso???/
M)Vs?2/"i 2 Theile (Kömggrätz 1838.
gr. 12o.), ferner den „Don Quichotte"
unter dem Titel: „Don On?)'ot6 6s ?a
Mrmoäa" (Prag 1864, Kober, mit
180 Illustrationen von Guido Man es,
gr. 8<>.); — die meisten historischen Ro-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon