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Pichler 243 Pichler
k. k. Regimente Wolffenbüttel. Sie war
in jungen Jahren an den Hof der Kaise
rin Maria Theresia gekommen und
an demselben katholisch und sorgfältig zu
ihrem persönlichen Dienste erzogen wor>
den, den sie bereits im Alter von
13 Jahren antrat. In der Folge heira
thete sie den kais. Staatsbeamten Franz
von Grein er ^Bd. V, S. 326), der
durch diese Ehe in jene Vertcauensstel.
lung bei der Kaiserin Maria There>
sia gelangte, welche in unseren Tagen
Gegenstand eindringlicher Erörterungen
des kaiserlichen Akademikers Ritter von
Arneth geworden. ÄuS dieser E
stammte außer einem schon im Jahre
1894 verstorbenen Sohne auch eine
Tochter, die vielgerühmte und hochge>
schätzte Karoline Pichler. Sie erhielt
im Elternhause eine sorgfältige Erzie-
hung. Ueberdieß war das Haus, in
welchem sich Kunst und Wissenschaft
treuer Pflege erfreuten, der Sammelplatz
der gebildetsten Menschen aus allen
Ständen und Verhältnissen in der
Heimat und auS der Fremde. Diesem
anregenden Kreise gehörten Männer
an wie Alringer sBd. I, S. 23),
Blumauer M . I, S. 436), Denis
M . I I I , S. 238), Eckhel sVd. III,
S. 423). H a sch ka >^Bd. VIII, S. 20).
Iacquin, Vater und Sohn ^Bd. X,
S. 23 u. 26), Leon >M. XV, S. 5),
Maffei sBd. XVI, S. 236). Masta-
lier >M. XIX, S. 17). Ratschky,
Sonnenfels, Sperges, Stol l ,
van Swieten u. A. Der Verkehr mit
solchen Menschen übte nachhaltige Wir-
kung auf ein so empfangliches strebsa«
mes Gemüth wie jeneS Karolinen's.
Frühzeitig erwachte daS poetische Talent
in dem Madchen und ihre Unlust zur
Mathematik, in welcher sie auf den aus»
drücklichen Wunsch ihrer Mutter Unter. richt nehmen mußte, war die erste Ver-
anlassung, den Schmerz darüber, freilich
kindlich und naiv genug, in Verse zu
bringen, wie: Uhrchen, Uhrchen, geh' ge»
schwind j Mach, daß bald der Sand ver»
rinnt ^ Laß den Sand verrinnen j Laß
Ein Uhr beginnen j Uhrchen, Uhrchen,
geh' geschwind! Aber als
sie
erst 12 Jahre
alt. erschien ihr erstes Gedicht: „Auf den
Tod einer Gespielin", in einem Wiener
Almanache. Als bei ihrem Bruder der
Unterricht in der lateinischen Sprache
begann, mußte
sie auch den Stunden bei»
wohnen, und von Haschka. der damals
im Hause ihrer Eltern wohnte, angeregt,
fand
sie bald Freude an diesem Studium
und trieb es mit großem Eifer. Nun
lasen H aschka und Alxinger mit ihr
die Classiker mit sorgfältiger Wahl und
führten sie allmalig auch in das Studium
der schönen Wissenschaften ein. Später
gesellte sich noch Herr von Leon dazu,
damals Custos an der Hosbibliothek.
dem sie zugleich mit den Vorgenannten
den größten Theil ihrer ästhetischen Bil»
düng verdankte. Unter den übrigen Per<
sonen, welche auf Karolinen's geistige
Entfaltung nachhaltigen Emsiuß üben,
sind noch einige bedeutende Männer zu
nennen, so Joseph Gall ^Bd.V,S.63),
nachmaliger Bischof von Linz, der zu
jener Zeit Katechet an der Wiener Nor«
malschule war und Karolinen in Reli«
gion, Geschichte und Naturgeschichte un-
terrichtete, ferner Abbate Maffei, Pro«
ftffor Mast alier und Di. Stol l ,
welche, wenn gerade nicht im lehramtli«
chen Verhältnisse, aber doch viel und gern
mit dem hoffnungsvollen, lernbegierigen
Mädchen sich beschäftigten. Poetisches
und vorzugsweise geistliche und Hirten-
gedichte bildeten frühzeitig ihre Lieb«
lingslectüre, und Gesner's Idyllen,
sein Tod Abels, Milton'S verlorenes
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon