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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Volume 22
Page - 246 -
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Page - 246 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Volume 22

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Pichler 246 Pichler Bemerkenswerth ist, wie ihr erstes größeres Werk, der seiner Zeit vielgelesene Roman, der dreibändige „Agathokles". entstand: Die Lecture Gibbon'S hatte sie dazu ver. anlaßt. Die in dessen Geschichtedes Verfalls und Untergangs des römischen Reichs ausgesprochenen schroffen Ansichten und schneidenden Urtheile über das Christen- thum hatten das zarte, feinfühlende, gläu« bige Frauengemüth tief verletzt und in ihr den Entschluß geweckt, in einem für die weitesten Bildungskreise zugänglichen Werke den veredelnden beglückenden Ein» stuß jener Lehre, welche der Britte ebenso einseitig als schonungslos angegriffen, zu schildern. So wurde der „Agathokles" niedergeschrieben. Welche Bedeutung die- ses Werk besaß, dafür spricht die That- fache, daß es in die bedeutenderen leben- den Sprachen übersetzt wurde und- auch Altmeister Goethe sich veranlaßt fand, die Verfasserin mit einem Schreiben zu begrüßen, welches sich nach der Dichterin Tode in ihrem Nachlasse vorfand. Spä» ter, vornehmlich auf den Wunsch ihres Gatten, versuchte sie sich im dramatischen Fache und schrieb zunächst den „Germani« cus", der im Jahre 4812 im Burgthea. ter zur Aufführung kam, und dann ,Heinrich von Hohenstaufen", von ihr in der traurigen Periode von Deutsch- lands tiefster Erniedrigung unter der Wucht des Schmerzes gedichtet, der über des Vaterlandes politische Verhältnisse das Gemüth der begeisterten Patriotin erfüllte. DiestS Stück wurde auch drei Tags nach der siegreichen Leipziger Schlacht zum Besten der verwundeten Krieger in prächtiger Ausstattung zur Aufführung gebracht. Nun aber kehrte sie wieder zum Romane und zur Erzah- lung zurück, auf welchen Gebieten sie durch eine Reihe von Jahren viele und gern gelesene größere und kleinere Arbei» ten lieferte, bis sie ihre schriftstellerische Thätigkeit mit der Aufzeichnung ihrer eigenen, durch die objective und schlichte Darstellung interessanten Erlebnisse in denkwürdiger Zeit. 1769—1837, daS Todesjahr ihres Gatten, beschloß. Als sie schon selbst hochbetagt — sie zahlte da« mals 68 Jahre — verlor sie ihren Gatten, mit dem sie in 41jähriger glücklicher Ehe gelebt und zog sich nun von der Welt, deren Verkehr sie vordem in obenange» deuteter Weise geliebt, allrnalig ganz zu» rück. Sie lebte fortan ihrer Tochter, der verwitweten Appellationsrathin von Pel« zeln, und deren drei Kindern, deren Erziehung sie, trotz der Bürde ihrer Jahre, mit Aufopferung den größten Theil ihrer Zeit widmete, ja selbst noch ihnen in Sprache, Geschichte. Musik u. s/ w. Unterricht ertheilte. Ihre seit meh« reren Jahren sich steigernde Kränklichkeit ging nun im Mai 1843 in eine sehr schmerzliche Krankheit über, welcher sie auch nach wenigen Wochen im Alter von 74 Jahren erlag. Eine eigentliche kritische Würdigung dieser ebenso als Schrift, stellerin, wie als ausgezeichnete Reprä« sentantin ihres Geschlechts hervorragen- den und denkwürdigen Frau sucht man in den gangbaren Literaturgeschichten Deutschlands vergebens. Es ist dieß um so mehr beachtenswerth, als schriftstel- lernde Frauen.— geschweige Männer — von viel geringerem ästhetischen Gehalte in denselben mitunter Gegenstand weit« läusiger Excurse bilden. Der einzige Gottschall , aber auch dieser nicht ganz unbefangen und kaum der Zeitver. Haltnisse eingedenk, unter denen Karoline Pichler schrieb, widmet ihr etwaS mehr Aufmerksamkeit. Ueber Karoline Pich- ler als Weib schrieb Ferdinand Wolf . der Herausgeber ihrer „Denkwürdigkei' ten", in seinem Nachworte zu denselben,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Pergen-Podhradszky, Volume 22
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Pergen-Podhradszky
Volume
22
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1870
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
534
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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