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Piepenhagen 271 Pierek
Iahres-Ausstellunqen bei St. Anna 1s42 und
18i3. — Kataloge der Prager Ausstellun
gen 1864 und 1867.
Zu Piepenhagen's Charakteristik als Kunst-
ler. Diese gibt ein Kunstkritiker in folgender
Weise: „Anton Piepenhagen ist vollendet
durch und durch, und ist frei von jeder Ma>
nier. Mit unbeschreiblicher Anmuth und Zart
heit haucht er seine Landschaften auf die
Leinwand und übergießt sie mit süßem Duft
und mit allen Zaubern einer echt romanti
schen Poesie. Man wird bei ihrer Betrachtung
unwillkürlich zum Dichten aufgefordert. Man
strebt, den Nebelschleier zu lüften, dcn er mit
unvergleichlicher Meisterschaft über diese oder
jene Partie wirft und bevölkert oder gestaltet
sie sich nach Willkür oder man erschöpft sich
in Muthmaßungen, was wohl dahinter sein
könne. Piepen Hagen ist mehr Poet und
mehr Romantiker als mancher gepriesene
Schriftsteller und Dichter. Unter den Malern
habe ich noch keinen gefunden, in dessen
Werken der Typus des Romantischen so rein
und schön wäre ausgeprägt gewesen, wie in
den seinen. Piepenhagen's Muse ist
dabei rein, edel und lauter, und versetzt in
allen ihren Schöpfungen immer in die ange«
nehmste Stimmung. Sie huldigt nie dem
Frivolen und hält streng alles Unsittliche von
sich entfernt. Sie vermeidet jene widrige
Effekthascherei, die man bald plump, bald
höchst gewandt, den Anforderungen der Zeit
huldigen sieht, die sich in Theatercoups ge»
fällt und grelle Farbmafsen vom tiefsten Dun«
tel bis zum höchsten Licht, alle wohlthuende
Harmonie vermeidend, grah neben einander
häuft. Piepenhagen ist ein echt deutscher
Künstler und tonnte sich als solcher nie ent«
schließen, dem Alles beherrschenden, fränkisch'
anglikanischen Modekunst.Unwesen seinen Pin«
sel zu widmen. Frei und leicht entwirft er
seine Gebilde und beseligt sie mit einem Meere
von Empfindung. Sein Pinsel spricht zu
uns in einer Fardensprache, die an Zartheit
und Liebreiz, an Anmuth und Harmonie der
Sprache, den Blumen nicht nachsteht. Ich
habe mich oft innig erfreut an dieser Farben-
sprache, und auch daran sich erfreuen, ja oft
begeistern gesehen. Wir studirten sie mit An«
dacht, so etwa, wie der Beglückte im Orient
den Selam studiren mag. den er von seiner
Geliebten erhalten hat. Farbensinn und Har«
monie, die so recht zum Herzen sprechen und
wie siePiepenhagen eigen sind, lassen sich in
keiner Schule erlernen. Sie müssen angeboren sein und beurkundfn zunächst den Beruf zum
Maler, noch mehr aber die Genialität deK
MalerS selbst. Auch in dieser Beziehung läßt
sich der bekannte Satz anwenden, daß das
Genie keine Schule kennt, sondern die Schu-
len nach sich bildet. Eine lebende Bewahr,
Heilung und Bekräftigung davon ist Pie<
penhagen. Keine Akademie weihte ihn in
die Mysterien der Kunst ein. Kein Institut
brachte ihm in zarter Jugend die Gesetze des-
Schönen bei. Keine berühmte Anstalt lehrte
ihn den Pinsel handhaben, die Palette füh-
ren. Er selbst wurde sein Meister in Allem
dem. Aus dem reichen Borne seines Innern,
aus dem seine enorme Befähigung und Liebe
zur Kunst quoll, quoll auch seine technische
Heranbildung zum Maler. Es galt zwar,
Tausende von Schwierigkeiten zu überwinden,
Tausende von Hindernissen zu besiegen, denn
das Glück hatte nicht Rosen auf den Weg
gestreut, der Piepenhagen in'S Leben
führte. Aber was vermögen unermüdlicher,
eiserner Fleiß und fester Wille nicht AlleS?-
Mit ihnen und einer Ausdauer, die nur der
glühendsten Kunstliebe entstammen konnte,
brach Piep'enhagen sich Bahn und fertigte
— nicht mehr der Jüngste an Jahren — seine
ersten Oeldilder."
Piepenhagen's Grabdenkmal. Oberst von
Mohr, ein Freund Piepenhag en's, hat
die Idee zu einem Monumente für den ver»
ewigten Freund angeregt und dasselbe ist am
14. Mai 1870 auf dem evangelischen Fried«
Hofe in Karolinenthal nächst Prag, wo P.
bestattet liegt, im Beisein der Verwandten
und Freunde des Todten, feierlich enthüllt
worden. Das Denkmal stellt einen Genius
dar. der in sitzender Stellung in eine Stein«
platte mit einem Griffel in goldenen Lettern
das Wort „Unsterblich" eingräbt. Auf der
Platte liegt eine Palette mit Farben und-
Pinsel. Auf dem Vordertheile der Platte
stehen in goldenen Lettern die Worte: „August
Piepen ha gen, geboren den 2. August
1791. gestorben den 27. September 1868".
Das Denkmal ist ein Werk des Bildhauers
H. ThomaS Seidan, und wurde dem Tod»
ten von seinen Schülern und Schülerinen,
Freunden und Verehrern gewidmet. ^Präger
Zei tung 1870 Nr. 109 u. 118.)
Pierek, . . . (Maler). Zeitgenoß.
Ueber dieses Künstlers LebenSumstände
und Bildungsgang liegen keine Nach«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon