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Tode, dcm ein mchrwöcheritliches scbwe
res Leiden vorangegangen war, von Sr.
Heiligkeit dem Papste Pius IX. auf
telegraphischem Wege den Segen und
wurde dem eigenen Wunsche gemäß sein
Leichnam auf dem Enzersdorfer Fried-
Hofe bei Mödling zur Erde bestattet. Es
ist dieß derselbe Friedhof, wo seine Freund
Zacharias Werner und Clemens Maria
Hoffbauer ruhen. P i la t war einer
der letzten Besitzer des Civil.Ehrenkreuzes.
welches Kaiser Franz für Auszeichnung
in den Jahren 4853 und 1814 gestiftet
"hatte. Fürst Metternich erhielt das
einzige Großkrenz; von den 24 Be>
schern des goldenen Kreuzes ist keiner
mehr am Leben (der letzte war der vor
ein paar Jahren gestorbene Staatsmini«
ster Graf Kolow rat); von den 434 Be<
fitzern des silbernen dürften nur mehr
wenige am Leben sein. wie z. B. der
regierende Fürst P ä.l ffy, der ehemalige
Botschafter in London. Fürst Paul
Eßterhäzy, u. A. Mit Recht bemerkt
einer seiner Biographen, daß P reichen
Stoff zu einer ausführlichen Biographie
bietet, die um so mehr zu wünschen, da
eine unbefangene Beurtheilung dieses
Mannes in den Tagen der Parteiungen
und sich kreuzenden Ansichten in den Krei.
sen der Regierenden und Regierten kaum
sich bilden konnte. Varn Hagen von
Ense (im zweiten Bande seiner „Denk«
Würdigkeiten des eigenen Lebens") erzahlt
von seinem Verkehre mit Pi la t in Paris
des Anmuthigen zur Genüge; er war,
wieVarnhagen erzählt, die Seele der
dortigen deutschen Colonie. Varn Ha-
gen, der ängstliche oder vorsichtige Di-
plomat, betont namentlich den Freimuth
des jungen Deutschen im Gespräche über
politische Dinge, welcher ihm (Varn.
Hagen) oft die Haare zu Berge stehen
machte, wenn er in witzigster Weise sich über den Bonapartismus erging. Desto-
weniger wollte es der großen Menge ein-
gehen, daß Pi la t in reiferen Jahren
einem namenlosen Vereine von gelehrten
und welterfahrenen Männern angehörte,
welche dem freigeistigen Zuge des Jahr«
Hunderts einen dämmenden Gegenzug
entgegensetzten. Im freundschaftlichsten
Verkehre mit ihm standen Männer,
wie sein Schwager Kl inkowftröm
(der Vater des Missionspredigers Max
Klinkowftröm), der Dichter und nach.
malige Priester Zacharias Werner,
Friedrich von Schlegel. Clemens Ma-
ria Hoffbauer, Hofrath Adam Mül-
ler von Nit tersd orf, Baron Penk-
ler. Graf Szechänyi u. m. A., eine
Gesellschaft, deren größere Hälfte aus
Protestanten bestand, die zum Katholi-
ciSmus übergetreten, aber durchaus be-
vorzugte Geister waren, welche in jenen
Tagen die Aufmerksamkeit des gelehrten
und gebildeten Europa auf Wien lenkten.
Daß ein solcher Verein von katholischen
Mannern der innersten Ueberzeugung
Pi lat 's entsprach, darüber kann bei
Allen, die Pi la t näher kannten, kein
Zweifel aufkommen, ebensowenig über
den Umstand, daß es keine duldsamere
und jede andere wirkliche Ueberzeugung
mehr achtende Persönlichkeit geben
konnte, als eben P i la t , der eine sel-
tene Belesenheit, ja Gelehrsamkeit in
'älligster Form besaß. Man machte ihm
nun zum Vorwurfe, daß er ein sehr ent«
schiedener Katholik, ja sogar ein offener
Vertreter und Anhanger der Jesuiten
und Redemptoristen war, vergißt aber
dabei das Axiom deS freisinnigsten, ja
des Philosophen unter den Monarchen:
jeden nach seiner Fapon selig werden
zu lassen, und daß der wirklich Auf«
geklärte Andern die Freiheit gönnt, die
er selber mit Recht in Anspruch nimmt.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Pergen-Podhradszky, Volume 22
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Pergen-Podhradszky
- Volume
- 22
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1870
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 534
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon