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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Volume 22
Page - 296 -
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Page - 296 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Pergen-Podhradszky, Volume 22

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Pillersdorf 296 Piüersdorf deren geringfügigsten Werkzeugen sie sich freiwillig erniedrigten. Sie, die mit Stolz sich Demokraten genannt, die Neulinge am Staatsruder, vollbrachten, wovor die Humanität des ehemaligen Präsidenten der Hofkammer zurückgeschaudert, und wozu dieser hochachtbare, nur allzu milde Staatsmann nimmer die Hand geboten haben würde. Seines Ministerpostens enthoben, blieb P. Mitglied des Reichs« tages. Am 12. October 1848 wurde P. in der Abend sitzung. nachdem Smolka zum Präsidenten undBrestel zum ersten Vice«Präsidenten gewählt worden, mit 139 Stimmen zum zweiten Vice«Präsi« denten gewählt, und mit fester Stimme, die Zeugniß gab von der Wahrheit und Innigkeit seiner Gesinnungen, sprach er „mit seinem Leben die Errungenschaften aufrecht zu erhalten und Alles für die Volksfreiheit zu thun". Nachdem zahl- reiche Reichstagsdeputirte Wien verlassen, so daß die Versammlung kaum beschluß« fähig war, harrte P. auS und erst am 3. December 1848. acht Tage nach des- sen Eröffnung in Kremfier, legte er sein Mandat nieder. Von dieser Zeit an ge- horte P i l le rsdor f zu den Geächteten. Die Pflugschar der Reaction, welche über den Reichstag hinweggegangen, sollte auch seine staatsmännische Existenz zertrüm- mern. Trotz aller Milde und Mäßigung der Gesinnung, trotz der Unantastbarkeit seines persönlichen Charakters, trotz der Lauterkeit seiner monarchischen Gesinnung und der Frömmigkeit seines Wandels sollte auch er, der vielgeprüfte Greis, die Bitterkeit veränderter Zeiten erfahren. Im Jahre 1849 ward ihm eine Zuschrift zugestellt, durch welche ihm eröffnet wurde, daß sein ferneres Erscheinen in der geheimen Rathsstube nur mit Miß- fallen gesehen werden würde. Auck an. dere Auszeichnungen sind ihm genommen worden. Elf lange Jahre lebte Freiherr von P i l le rsdor f in tiefster Zurückge» zogenheit, fern den Geschäften, allen Ver- suchen, ihn für das Bach'sche System zu gewinnen, daS Schweigen des ruhigen Gewissens und die Passivität einer Ueber» zeugung entgegensetzend, der nichts ferner lag als Verrath an sich selbst. Sein hohes Alter und die herbe Erfahrung hatten ihm das Vertrauen in den end» lichen Sieg der guten Sache nicht ge> raubt. Die Ruhe, die Sanftmuth, daS Wohlwollen —Eigenschaften, die Keiner je vergessen wird, der mit ihm jemals, wenn auch noch so stüchtig in Berührung kam — hatte er sich auS dem Schiffbruche der Märzbewegung und seiner eigenen staatsmännischen Carriöre unversehrt ge« rettet, und eS war für ihn eine hohe Genugthuung, ein großer Triumph, als ihn. den Halbverschollenen, das Vertrauen seiner Mitbürger in seiner Zurückgezogen« hei-t aufsuchte und in das Abgeordneten» haus berief. Mit jener freudigen Bereit« schaft, die das Kennzeichen einer erfüllten theuren Hoffnung ist, nahm Pil lers« dorf 1861 seinen Sitz im Abgeordneten« hause ein, zu dessen thätigsten und um« sichtigsten Mitgliedern er zählte. , Mit einem gewissen Stolze und verklärten Antlitzes oblag er seinen Parlamentär!» schen Verrichtungen, ohne daß man über die Vergangenheit jemals aus seinem Munde andere Worte als die der Ver- söhnung vernahm. Aber seine Stimme war erloschen, sein Scheitel kahl gewor« den und die jugendliche Beweglichkeit, die er zuerst an den Tag legte, wich einer mit jedem Tage wachsenden Ermattung. Seine Körperkraft war den Anstrengung gen des parlamentarischen Wirkens nicht mehr gewachsen, und nur mit größter Mühe waltete er noch seines Amtes als Obmann des Finanzausschusses. Die ihm
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Pergen-Podhradszky, Volume 22
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Pergen-Podhradszky
Volume
22
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1870
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
534
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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